Für unsere KinderNr. 25 o o o O o o o Beilage zur Gleichheit o o o o o o o 1909Inhaltsverzeichnis: Losung. Bon Angtlus Si-lesiuS.— Der still« Maschinknsaal. Bon ErnstAlmsloh.— Bauernaufstand. Bon BSrriesv. Münchhausen. sGedicht.)— Eine Floßfahn ausdem Main: VII. Miltenberg, ein Stück Mittel alter. Von Heinrich Wandt.— Großmama! BonEmma Döly.(Gedicht.)— Was die Eule dieEvayen lehrte. Nach dem Russischen des A. Tru-baischefs von eck.— Das versteckte Büblein. BonFriedrich Güll.(Gedicht.)Losung.Rein wie das feinste Gold, steif wie einFelsenstein,Ganz lauter wie Kristall soll dein Ge müts sein.Ängelu« Stlesw« �Johann Scheffle«.)ovoDer stille Maschinensaal.Schlaftrunken blinzelte die Antriebmaschinein den Saal. Hatte sie nicht eben Geräuschgehört? Sollten die Arbeiter zurückgekehrtfein? Sie sah niemanden, aber da war eswieder, das Geräusch.Sssss- sssss- buff- buff- sssss- buff.Und was war es? Ein Brummer, ein ganzgewöhnlicher Brummer, der durch irgend einezerbrochene Scheibe in den Fadriksaal geflogenwar und sich nun nicht wieder nach draußenfinden konnte. Aufgeregt und tollpatschig floger immer aufs neue mit seinem dicken Kopfegegen die blinden Scheiben.Sssss— sssss- buffbuff-- buff- sssss.Tie Antriebmaschin« schloß wieder die Augenund träumte weiter.Gott, war sie seinhörig geworden! EineFliege konnte sie schon aus dem Schlafewecken! Wenn ihr das vor vier Wochen je mand gesagt hätte! Wie hätte sie den aus gelacht! Sie, die immer so müde war, wenndie Fabrikglocke abends pfiff, daß sie schonbeinahe schlief, ehe nur die Arbeiter den Raumverlassen hatten.Sssss- buffbuffbuff-- sssss- sssss- buff.Jetzt hört« sie den Brummer am Fensterund ärgert« sich beinah«, daß so ein KnirpSsie am Einschlafen hindern konnte.Sie blinzelte nach dem Fensler hin und sah,wie der Brummer sich in seiner ängstlichenAufgeregtheit immer weiter von dem Locheentfernte, durch das er hereingekommen war.„Sie da, Herr Brummer/ rief sie ihm zu,„wo wollen Sie denn hin?"„Raus will ich, raus aus diesem verflixtenKäfig."„Erlauben Sie mal! Käfig? Dann wärenwir hier wohl Gefangene!"„Na, was seid ihr denn anders! Immermüßt ihr an demselben Flecke bleiben, undwenn euch die Arbeiter nicht in Bewegung setzen,müßt ihr auch noch stillstehen wie»in Klotz."„Schon recht! Aber wenn wir erst in Be wegung sind, leisten wir auch nützliche Arbeit,während du ein fauler Rumtreiber bist."Sssss- sssss- buff- sssss- buffbuff- sssss.„So etwas hören Sie wohl nicht gern, HerrBrummer?"„Ach, laßt mich mit eurem Gerede zu frieden. Sagt mir lieber, wie ich hier wiederherauskomme."„Erst müssen Sie mir sagen, was Sie hierüberhaupt wollten. Sind Sie wohl gar ei»Streikbrecher?"„Streikbrecher! Pfui! Sehe ich so aus?"„Das gerade nicht. Ich meinte es auch nur so."„Aber wegen des Streiks bin ich doch hierdrin."„Wegen de? Streiks? Hören Sie, HerrBrummer, das interessiert mich. Und dieanderen auch! Sehen Sie, wie sie alle wachgeworden sind, die Esse, der Amboß, dieStanzenmaschine, die Treibriemen. Seit vierWochen hören und sehen wir nichts mehr vomStreik."„Habt ihr denn vorher etwaS davon gehört?"„Natürlich, die Arbeiter redeten doch dar über. Und dann am letzten Tage! Als alleaufhörten und uns noch einmal so recht langeansahen. Mancher wird da gewiß gedachthaben: Ob wir uns wohl wiedersehen?"„Und seitdem habt ihr nichts mehr gehört?"„Nein, hier ist ja niemand wieder gewesen;wir denken nur, daß der Streik noch immerdauern muß, weil die Arbeiter noch nicht zu rückgekehrt sind. Aber so erzählen Sie dochein Wort, Herr Brummer, ich habe«S vorhinja nicht bös« gemeint."