Für unsere Kinder

Fürs erste Veilchen, das der März uns bringt,| Da schüttelt, froh des noch erlebten Tags, Das duftige Pfand der neuverjüngten Erde. Octavio. Wie wird dir? Was bewegt dich so auf einmal?

Max. Ich hab' den Frieden nie gesehn? Ich hab' ihn

Gesehen, alter Vater, eben tomm' ich. Jetzt eben davon her

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es führte mich

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Dem heimgekehrten Sohn der Greis die Hände. Ein Frembling tritt er in sein Eigentum, Das längst verlaßne, ein; mit breiten Ästen Deckt ihn der Baum bei seiner Wiederkehr, Der sich zur Gerte bog, als er gegangen.

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Der Weg durch Länder, wo der Krieg nicht hin Eine Flugmaschine für Kinder.

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Gekommen O! das Leben, Vater, Sat Reize, die wir nie gekannt. Wir haben Des schönen Lebens öde Küste nur Wie ein umirrend Räubervolk befahren, Das, in sein dumpfig enges Schiff gepreßt, Im wüsten Meer mit wüsten Sitten haust, Bom großen Land nichts als die Buchten kennt, Wo es die Diebeslandung wagen darf. Was in den innern Tälern Köstliches Das Land verbirgt, o! davon- davon ist Auf unsrer wilden Fahrt uns nichts erschienen. Octavio( wird aufmerksam). Und hätt' es diese

Reise dir gezeigt?

Max. Es war die erste Muße meines Lebens. Sag mir, was ist der Arbeit Ziel und Preis, Der peinlichen, die mir die Jugend stahl, Das Herz mir öde ließ und unerquickt Den Geist, den keine Bildung noch geschmücket? Denn dieses Lagers lärmendes Gewühl, Der Pferde Wiehern, der TrompeteSchmettern, Des Dienstes immer gleichgestellte Uhr, Die Waffenübung, das Kommandowort- Dem Herzen gibt es nichts, dem lechzenden. Die Seele fehlt dem nichtigen Geschäft- Es gibt ein andres Glück und andre Freuden. Octavio. Viel lerntest du auf diesem kurzen Weg, mein Sohn! Mar. O schöner Tag, wenn endlich der Soldat

Ins Leben heimkehrt, in die Menschlichkeit, 3um frohen Zug die Fahnen sich entfalten, Und heimwärts schlägt der sanfte Friedens­marsch.

Wenn alle Hüte sich und Selme schmücken Mit grünen Maien, dem letzten Raub der Felder!

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Der Städte Tore gehen auf, von selbst, Nicht die Petarde braucht sie mehr zu sprengen; Von Menschen sind die Wälle rings erfüllt, Von friedlichen, die in die Lüfte grüßen, Sell tlingt von allen Türmen das Geläut, Des blut gen Tages frohe Vesper schlagend. Aus Dörfern und aus Städten wimmelnd strömt

Ein jauchzend Volt, mit liebend emfiger Budringlichkeit des Heeres Fortzug hindernd­

Wer von euch hat noch nichts vom Grafen Zeppelin gehört? Ich glaube, ihr alle fennt diesen Namen, und viele von euch singen gar wie die Frankfurter   Mädel und Buben das Liedlein:

Zeppelin hin, Zeppelin her,

Beppelin hat fein Luftschiff mehr. Zeppelin auf, Zeppelin nieder, Zeppelin hat sein Luftschiff wieder. 3ipp, 3app, 3eppelin,

Das Luftschiff ist schon wieder hin.

Ihr wißt sicherlich, daß Zeppelins Luftschiff wieder geheilt ist. Nun denkt euch einmal, der berühmte Mann täme und würde alle Kinder zu einer Fahrt mit seinem schönen, großen Vogel einladen. Ein paar von euch hätten gewiß Angst und wollten lieber nicht mit; aber viele, viele bekämen nur ein ganz klein wenig Herzklopfen und würden gern mitfahren. Freis lich könnten die allermeisten von euch lange warten, bis die Reihe an sie käme. Die älteren und flügeren fönnen es ausrechnen, wie lange ein Luftschiff braucht, um von einem Ende Deutschlands   an das andere zu fliegen, wenn jedes der etwa 30 Millionen deutschen Kinder auch nur eine halbe Stunde lang mitfahren soll. Wem die Rechnung zu schwer ist, dem will ich es sagen: es braucht ungefähr 230 Jahre. Graf Beppelin ist schon ein alter Mann, und wenn wir alle ihm noch so sehr wünschen, daß er recht lange am Leben bleibt, ich fürchte, eine so lange Fahrt erlebt er nicht mehr. Da fängt er gar nicht erst an, die Kinder zu einer Ballon­fahrt einzuladen.

Wenn ihr nun auch nicht Ballonfahren könnt, so sollt ihr euch doch an einer Flugmaschine erfreuen, die genau so stolz in die Lüfte steigt, wie Zeppelins Luftschiff. Und obendrein sollt ihr euch eure Flugmaschine selbst bauen. Ich will euch zeigen, wie man einen Drachen baut. Wohl höre ich ein paar naseweise Jungens lachen und sagen: Das wäre aber was; wie man einen Drachen baut, wissen wir schon lange." Nur gemach, meine Freunde; einige mögen es wissen, aber viele haben doch schon