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Für unsere Kinder
Schaze, und das will ich nun tun und Euch, meine lieben Freunde und Freundinnen, erzählen von den Geheimnissen des Einhornwaldes". Kommt mit! Die Erforschung dieser Geheimnisse birgt geringe Mühe und eine Welt von Schönheit und Freude. Auf Wiedersehen!
Euer Freund Brand.
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Der Bär aufgemeinschaftliche Kosten
Von Friedrich v. Sallet.
Vor Anno Olim hielten sie im Kanton Bern ' nen Bären und ließen dieses brave Vieh sich aus dem Schahe nähren. Sagt an, ihr lieben Berner gut, was eigentlich der Bär nun tut? Könnt ihr mir das erklären?
„ Erklären? Nun, was soll er tun? Den Trog, den frißt er leere, weiß gravitätisch dann zu ruhn, nimmt täglich zu an Schwere, voll Gravität ist sein Gebrumm was fragt ihr lange noch? Kurzum: Es ist halt unser Bäre."
Ihr lieben Berner, sagt mir an,
wozu ihr ihn tut halten?
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Wozu? Ihr seid ein dummer Mann:
Es hielten ihn die Alten.
Verloren sind wir, stirbt er aus."
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Wieso? Jetzt schweigt! Eh zum Garaus wir Euch den Schädel spalten."
Was ist da draußen für ein Lärm und Kopfzusammenstecken?
Bon alten Weibern ein Geschwärm, bei alt und jung ein Schrecken? Gibt's Hunger, Krieg, Mord, Pestilenz? Ach nein, ach nein! Wie schreit's und rennt's! „ Der Bär, der ist gestorben."
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,, So plötzlich kam der Todesfall, tein neuer ist zu haben.
Nun mag nur gleich mit Fall und Knall uns das Gebirg begraben! O Kanton Bern, mit dir ist's aus! Fangt einen neuen ein! Sinaus ihr wackern Jägerknaben!"
* Die Stadt Bern , deren Wappentier Meister Petz ist, hat von alters her einen öffentlichen Zwinger, in dem Bären gehalten wurden und wohl auch noch jetzt gehalten werden.
Wohl jagen sie durch Berg und Schlucht,
und finden keinen Bären.
Doch wunderbar! Es schwillt die Frucht, schwer wiegen sich die Alehren. Lind alles reift so segensvoll, will um den Jammer, der da scholl, sich ganz und gar nicht scheren.
Die Jäger jagen immerdar, bis daß die Sonne sinket.
„ Nun seh doch eins! Wie wunderbar! Der alte Mond noch blinket.
Als ob nichts vorgefallen wär,
so harmlos lugt der Sternlein Seer und freundlich niederwinket."
Die matten Jäger springen auf und wollen weiter jagen.
"
„ Ei seht! Die Sonne geht ja auf
und ist noch nicht zerschlagen.
Sie sah den toten Bären doch
sie geht noch auf, die Welt steht noch- sprecht! Was soll eins nun sagen?"
" So woll'n wir," sprach da Land und Stadt, ,, nichts mehr vom Bären wissen. Er fraß von unsrem Geld sich satt und hätt uns schier zerrissen. Wir mußten ihm die Klau'n behaun; und ohne ihn auch blühn die Au'n. Es wird ihn keins vermissen."
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( Schluß.)
Gegenüber dem Hause, in dem Tante Sally wohnte, lag ein schöner Park mit mächtigen, uralten Schattenbäumen, mit Rasenplägen und Blumenbeeten und plätschernden Springbrunnen. In diesen Park ging Rosie jeden Nachmittag, wenn sie ihre Aufgaben beendet hatte und beobachtete sehnsüchtig die anderen Kinder, an deren fröhlichen Spielen sie nicht teilnehmen konnte. Einmal hatte sie lange einer Gruppe von Knaben und Mädchen beim Seilspringen zugesehen. Sie sprang selber so gern! Schließlich konnte sie nicht mehr widerstehen, ging auf einen kleinen Knaben zu, der lange das Seil gedreht hatte, und bat, er möchte sie doch einmal drehen lassen.„ Mach' daß du fort kommst, du Nigger!"* Das war die Antwort, welche Rosie erhielt. Seitdem hatte sie
* Ein Schimpfwort für Neger.