Für unsere Kinder

Nr. 15 oo ooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1910

Inhaltsverzeichnis: Mein Monat. Von Björn-| Berserkerts fetteste Kühe

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stjerne Björnson.( Gedicht.) Berserkert und Wüteking. Von Robert Grötsch.- Burg Frag­mirnichtnach". Bon Konrad F. Meyer.( Gedicht.) Das unterbrochene Murmelspiel. Von a. e. Von den Barbaren. II. Bon ed. Arno. Von E. Seton Thompson.( Fortsetzung.)- Der erste Mai. Von Emma Dölz.( Gedicht.)

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Mein Monat.

Von Björnstjerne Björnson  .

Ich lobe mir April, In dem das Hlte fällt, Das neue Kraft erhält;

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Wohl liebt er Frieden selten, Doch soll wohl Frieden gelten? nein: dass man etwas will.

Ich lobe mir April, Weil er, der Stürmereger, Der Eis- und Herzbeweger, Weil er, der Kräftereger, Den Sommer bringen will.

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Berserkert und Wüteking.

Habt ihr nie von den beiden Riesen Berfer­fert und Wüteking gehört? Sie tamen vor langer Zeit von weit, weit her, und jeder der zwei bewohnte ein Reich. Schon damals waren die beiden Giganten von so ungeheuerlicher Größe, daß sich dies in einer kleinen Geschichte faum beschreiben läßt. Berserkert reckte den Leib über sein ganzes Land hinweg, und Wüte Tings Rörper füllte gewaltige Ebenen aus.

Die beiden Riesen hätten sich eigentlich ihres Lebens freuen sollen, denn sie waren Brüder, lebten nahe beieinander und bewohnten schöne Länder. Aber leider lastete ein schwerer Druck auf den beiden: sie wurden von zwei seltsamen Herrschern geplagt. Berserkerts Bedrücker hieß Kert, thronte in einem Schloß hoch oben in Berserkerts Land und lockte seinem Riesen das Schönste ab, was der besaß. Die leckersten Rehe bes Waldes, die schönsten Fische des Leiches,

alles, alles ver

schwand in Kerts Schlosse und ermöglichte dem Bedrücker ein tolles Verschwenderleben.

Genau so trieb's Wütekings Herrscher. Er hieß King und saß in einem Schloß auf stolzer Höhe in Wütekings Land. Das Gold, das Wüte­ting in tiefen Gruben schürfte, die schönsten Gewebe, die er spann, die fettesten Ziegen und Schafe, die er züchtete alles verschwand in Kings Balaft.

Manchmal murrten die Riesenbrüder und hatten Lust, ihre Könige von den Bergen her­unterzublasen. Denn Kert und King waren sehr flein, fleiner als der kleinste Riesenfinger. Aber die Riesen getrauten sich aus heiliger Schen nicht an die Zwerge heran, weil auf jedem der Zwergenköpfe eine gleißende Krone saß. Die funkelten so tausendfältig, daß die Riesen ihre Augen geblendet abwenden mußten, wenn sie nur hinsahen. Dann lachten die Zwerge und sagten: Seht ihr, wir sind eure Sonne, ohne uns wär's finster im Lande."

Außerdem besaß jeder der Knirpse ein großes Blechhorn. Wenn sie da hineinschrien, tlang ihre Stimme wie der Donner, der am Himmel rollt. Dann erschraten die beiden Riesen und jeder tat, was fein Herrscher verlangte. Die zwei Riesen hatten sich so an das Dasein ihrer Kleinen Bedrücker gewöhnt, daß sie gar nicht mehr wußten, warum und seit wann die auf den Schlössern da oben thronten. So blieben die Riesen arm und reichten die Schäze, die von ihrer Hände Arbeit geschaffen wurden, demütig in die Schlösser hinauf. Aber je reicher King und Kert wurden, desto hab­gieriger gebärbeten sie sich. Potz Donner!" ging es oft in Kerks Schädel hin und her, wenn mein Berserkerk den Wüteking erschlagen und mir Kings Schäße holen könnte!"-#hnlich Schlimmes dachte auch King.

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So saßen die kleinen Unholde einander gegen. über, und jeder lauerte auf einen Grund, um seinen Riesen gegen ben anderen loszulassen.

Und der Grund fam. Jm Morgensonnen­schein eines schönen Tages reckte sich Wüteking über sein mächtiges Reich hin, streifte mit dem Ellenbogen leicht über die Grenze und knickte aus Versehen einige Bäumchen. Das sah Herr­scher Kert, rückte mit dem Kopfe in den Sonnen­schein, daß die troue gebieterisch strahlte und