Für unsere Kinder

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Bahn, um einen Sitzplatz zu erhaschen. Der| Erinnerung: Wo is Sonne, Sonne?" Die Kleine Alfred fährt zum erstenmal mit der Sonne steht noch als blasse Scheibe am Him­Eisenbahn, die er täglich sieht. Er gerät ganz mel, aber Alfred beachtet sie nicht. Das bleiche aus dem Häuschen vor Entzücken über die Ding da hat er ja in der Großstadt auch schon ,, viele Eisenbahn". O Eisenbahn, Eisenbahn!" gesehen. Nun stürmen die Alteren fragend an: ruft er immer wieder. Als der Zug sich in" Papa, wo geht morgen die Sonne auf?" Bewegung setzt, fehren jedoch seine Gedanken zur Sonne zurück, zur Sonne! Was mag er sich wohl darunter vorstellen?

Knatternd fährt der Zug zwischen den Häuser­reihen der Großstadt dahin. Die Luft ist dun­stig und rauchgeschwängert. Am Bahndamm entlang schwebt eine dicke Rauchwolfe. In mächtigen Schwaden zieht noch Qualm von Fabrikschloten daher.

Im Bahnwagen hebt bald das übliche Fragen an: Na, Kleiner, wo fährst du denn hin?" Mein vierjähriges Mädel und der fünfjährige Bub antworten stolz: Zu Hohma." Der kleine Alfred erklärt aber gewichtig:" 3u Sonne, Sonne." Mehr ist aus ihm nicht herauszu­bringen.

Nach zweieinhalbstündiger Fahrt hat uns der Zug nach dem Südharz gebracht, ins Leine­tal. Wir steigen aus. Bei flarem Wetter könn­ten wir den Brocken sehen, wo in der Nacht des 1. Mai die Heren auf dem Blocksberg  tanzen. Es ist aber heut zu dunstig, als daß wir den gewaltigen Berg erblicken könnten. Dafür sehen wir genug andere Berge. Noch anderthalb Stunden müssen wir marschieren, um zu Hohma zu kommen. Der Weg ist be­schwerlich. Dem Kleinen versagen öfters die Füßchen, dann heißt es:" Papa, huckepack!" Und es geht huckepack weiter. Es marschiert sich in der frischen Harzluft immerhin ganz anders als in der Großstadt. Gierig saugen die Lungen die reine, würzige Luft ein.

Endlich sind wir am Ziel. Hohma steht schon erwartungsvoll am Hoftor. Aus dem Hause duftet es nach frischem Kuchen. Kaum daß die Begrüßungen ein Ende genommen haben, fallen die Kinder über das leckere Gebäck her, und auch wir Großen lassen es uns munden. Nachdem der Ansturm auf den Kaffeetisch vorüber ist, geht das Fragen, Sehen und Staunen der Kinder los. Im Stall find Muhkühe, große Schweine und kleine Ettschweinchen. Ein paar Hühnervölker scharren hier und da im Hofe, und eine Gans führt ihre Jungen spazieren. Vor dem großen zottigen Molly fürchten sich zuerst alle Kinder, er aber schmiegt sich wedelnd an sie an, als wollte er die Feiertage über ihr Begleiter sein. Zwischen all den Herrlich teiten kommt dem Kleinen plötzlich wieder eine

,, Wenn ihr jetzt gleich in euer Bett kriecht und morgen ganz früh aufsteht, so gehen wir morgen zur Sonne!" Mir ist es eigentlich nicht so ganz ernst mit meinem Versprechen. Ich denke, daß die Eisenbahnfahrt und der weite Weg den Kindern wohl zu einem ge­sunden Schlaf bis in den hellen Tag hinein verhelfen werden. Ich selbst bin ja von dem Abhasten, Marschieren und Huckepack müde. Und wir Stadtproletarier sind die frische Harz­luft nicht gewöhnt.

Eine Viertelstunde später schnarchen die drei Kinder in Hohmas dicken Federbetten. Was sie wohl träumen? Im Dorfe ist alles still und ruhig. Ich plaudere noch ein Stündchen mit Hohpa, dann rüsten auch wir uns zum Schlafen­gehen. Hohpa blickt eine ganze Weile zum Abendhimmel empor. Der sieht nicht sehr ver­heißend aus, aber Hohpa sagt zuversichtlich: Dütt   kann vern Dage ganz schoin werden, och, die Kinner schlöpt faste, die stohn all freuh nich uppe." Ich hoffe das auch, als ich aber Die Kammertür etwas unsanft zuschlage, höre ich den Kleinen Sonne, Sonne!" murmeln. Vor unserem Kammerfenster breitet ein Apfel­baum seine mächtigen Aste aus, er reicht bis über das Dach. Die Fenster können also ruhig offen bleiben, er schützt uns vor Wind und Neugierde. So gern möchte ich noch ein halbes Stündchen aus dem Kammerfenster lugen, die Luft fächelt so einschmeichelnd, es duftet nach jungem Grün und Frühlingsblumen. Die Glieder versagen jedoch den Dienst. Es zieht mich förmlich nach dem Bette.

Gegen Morgen weckt mich Gepolter. Klein Alfred ist mitsamt seinem Rissen aus dem Bette gepurzelt. Er reibt sich die Augen und scheint nicht zu wissen, wo er ist. Es ist nicht seine Art zu heulen, wenn er die Erfahrung macht, daß Dielen, Stühle, Tische oder Türen härter sind als sein Körper. Er gibt dann dem Ding, das ihm weh tat, einen gehörigen Klaps, und damit ist er quitt. So weint er auch jetzt nicht, als er mit Hohmas Fußboden eine unerwartete und etwas schmerzliche Bekanntschaft machte. Statt dessen ruft er seine Geschwister, die aber schlafen noch fest. Nun geht der kleine Mann weiter, bis er vor meinem Bett steht: Papa, Sonne, Sonne, Afed Bett gefallen." Ver­