Für unsere Kinder 135 die Dächer und harrte und wartete, woraus? Auf Nachrichten von einem lteinen Orte, keine fünfundsechzig Kilometer entfernt Nach richten, die für ihn von der größten Bedeu tung waren, die ihn hochbringen oder zer schmettern konnten, und die ihn schneller er reichen sollten, als sie telegraphiert werden konnten, denn ein Telegramm bedeutete an beiden Enden mindestens eine Stunde Verlust. Wie ließen sich jene sünfundsechzig Kilometer schneller zurücklegen? In jener Zeit war das nur auf eine einzige Weise möglich, nämlich durch Benutzung einer erstklassigen Brieftaube. Erreichte der alte Herr sein Ziel, so kam es ihm auf die Kosten nicht an. Die beste, die allerbeste mußte er um jeden Preis haben, und darum war Arno mit sieben unvergänglichen Diplomen auf seinen Federn der erwählte Bote. Eine Stunde verging, noch eine und eine dritte fing an, als das blaue Meteor mit scharfem Flügelrauschen wie ein Blitz in den Schlag fuhr. Billy stieß den Schieber vor und fing den Bolen. Gleichgültig schnitt er die Schnur durch und reicht« das Papier dem Bankier. Totenbleich öffnete es der alte Mann mit zitternden Händen. Dann kam ihm die Farbe wieder..Gott sei Dank!" stammelle er und eilte freudig erregt als Herr der Lage in die anberaumte Sitzung. Klein Arno hatte ihn gerettet. Der Bankier wollte den Glücksboten kaufe», um das edle Tier, dem er so viel verdankte, recht hegen und pflegen zu können; aber davon wollten Billy und sein Herr nichts hören. .Was soll dabei herauskommen?" sagte der Besitzer..Sie können doch nicht das Herz einer Brieftaube kaufen. Sie könnten Arno wohl gefangen festhalten, aber weiter nichts; den alten Schlag, wo er aufgewachsen ist, zu vergessen, dazu könnte ihn nichts in der Welt bringen." So blieb Arno, wo er ausgebrütet worden war, doch der Bankier vergaß ihn nicht. Wie in anderen Ländern, gibt es auch in den Vereinigten Staaten   bubenhaste Menschen, die eine fliegende Taube für ein gutes Wild halten, weil sie wahrscheinlich ihr Heim in der Ferne hat, oder weil sie meinen, ihr Ver gehen könne ihnen nicht leicht nachgewiesen werden. So mancher edle Flieger, der mit einer Botschaft auf Leben und Tod dahineilt», fiel der Kugel eines solchen Elenden zum Opfer und mußte ihm zum schnöden Gaumenkitzel dienen. So fiel Arnos Bruder Arnolf   der Kugel zum Opfer. Er konnte drei schön» Ehren- diplom« auf seinen Schwungfeder» aufweise» und beförderte gerade einen Eilbrief mit der dringenden Bitte um schleunige ärztliche Hilfe. Als er todwund vor den Füßen des Schützen niederfiel, breitete er seine Flügel aus und gab dabei von seinen siegreichen Taten Kunde Bei diesem Anblick ergriff den Schützen die Neue. Den Brief ließ er an den Ort seiner Bestimmung tragen, und den toten Vogel brachte er zu dem Brieftaubenklub, dessen silbernes Fußband er bemerkt hatte, und er klärte, er habe ihn gefunden. Der Eigentümer stellte sich ein, worauf man den Überbringer in scharfe? Verhör nahm und schließlich zu dem Geständnis brachte, er habe die Taub« selbst geschaffen, aber nur seinem armen, kranken Nachbarn zuliebe, der sich nach einer Tauben suppe sehnte. Tränen mischten sich in den Zorn des Tauben besitzers..Mein Vogel, mein schöner Arnolf, zwanzigmal hat er mir die wichtigste» Bot schaften gebracht, dreimal Preise gewonnen, zweimal Menschenleben gerettet, und Sie knal len ihn um einer Suppe willen herunter. Ich könnte Sie vor Gericht bringen, aber solche ärmlich» Nach« ist nicht nach meinem Sinn». Nur daS sage ich Ihnen, wenn Sie je wieder einen kranken Nachbarn haben, der sich nach Taubensuppe sehnt, so kommen Sie her, wir wollen Ihnen gern junge Tauben dazu geben, soviel Ei« wollen; wenn Sie aber nur eine Spur von Mannhaftigkeit besitzen, so werden Sie nie, nie wieder auf die unvergleichlichen, edlem Dienste gewidmeten Brieftauben schießen oder schießen lassen." Während dies vor sich ging, befand sich zu fällig der Bankier, dessen Herz so warm für die Brieftauben schlug, im Taubenschlag. Er war ein Mann von Einfluß, dem es gelang, die bekannten Taubenschutzgesetze des Staat»? New Jork   ins Leben zU rufen. IV. Billy war niemals ein Freund der großen Blauen, der Eckkiste, gewesen, und wenn sie auch weiter in den Listen des Brieftaubenklubs geführt wurde, so war doch nach seiner Mei nung nicht viel mit ihr los. Auf dem Dampfer hatte sie sich als feig erwiesen, und aus all« Fälle war sie zänkisch und unverttäglich. AlS Billy eines Morgens hereinkam, gab es eine große Rauferei; zwei Tauben, eine große und eine kleine, umklammerten sich und hieben aufeinander ein, daß die Federn flogen und alles voll Staub und Getümmel war. Sobald er die beide» vo»«mander gebracht