146 Für unsere Kinder Buch über das Wesen der Welt schreiben." Als er diese Worte gesprochen hatte, fühlte er deut lich einen Ruck in seiner Nase; und als er vor einen kleinen, halb erblindeten Spiegel trat, sah er zu seinem Erstaunen, daß die Nase so eben noch ein Stückchen länger geworden war. Das muß etwas bedeuten," dachte er,es ist gewiß ein gutes Vorzeichen," ergriff seinen Hut, ging zu einem geschickten und in seiner Kunst wohlerfahrenen Optikus, und ließ sich von ihm noch eine zweite Stahlbrille für seine gelehrte und verlängerte Nase geben.Was sehen Sie jetzt?" fragte der Optikus, indem er dem Philosophen die allerdunkelste Brille, die er hatte, aussetzte.Ich sehe so gut wie gar nichts mehr," nickte mit großer Zufriedenheit der Philosoph,ich sehe keine Unterschiede mehr zwischen Hell und Dunkel, zwischen Licht und Finsternis, sondern nur noch einen einzigen großen, grauen Schatten. So ist es das Rich tige!" Dann kehrte er sogleich wieder nach Hause zurück, legte einen dicken Block Schreib papier auf seinen Tisch, und schrieb in großen Buchstaben oben auf die erste Seite:über das Wesen der Welt." Auf dem Wipfel der hohen Tanne aber, mitten im goldenen Sonnenschein, saß der kleine Spatz und guckte aufmerksam zu. Er hatte längst wieder Mut gefaßt; denn erstens war er sehr neugierig, und zweitens gab es keinen so schönen und sonnigen Tannenwipfel mehr in der ganzen Nachbarschaft. Mucks mäuschenstill saß er auf seinem Zweige, beugte sich ein wenig vor und guckte auf das weiße Papier, auf das Tintenfaß und auf die nassen Buchstaben. Aber von der Hauptsache verstand er natür- Von einen» schwarzen Mann. Die meisten von euch haben gewiß schon in Sagen und Waldgeschichten von den Kohlen brennern gelesen, die einsam im tiefen Forst Hausen, die verirrten Wanderer aufnehmen und ihnen den rechten Weg weisen. Einen solchen schwarzen Waldbewohner haben aber wohl die wenigsten von euch gesehen. Seit dem zahlreicher und zahlreicher Fabriken und Hüttenwerke emporragen, wo die Menschen mit Hilfe kunstvoller Maschinen und sinnreicher technischer Verfahren arbeiten, verschwindet der Köhler immer mehr aus unseren Wäldern, wie schon vor ihm seine Brüder: der Pech- sicder, der Pottaschenbrenner und der Zunder schläger. Doch fragt einmal eure Eltern und Großeltern, ob sie nicht als Kinder die rußigen Gestalten angestaunt oder sich gar ein wenig vor ihnen gefürchtet haben. Vor einem halben Jahrhundert waren unsere ausgedehnten Waldgebiete zuzeiten vom brenzlichen Geruch der Meiler erfüllt. Denn damals wurden noch die Hochöfen mit Holzkohlen geheizt, um die große Glut zu erzeugen, durch welche die Erze gereinigt werden. Noch jetzt findet man hin und wieder im Walde die Spuren, daß hier ein Kohlenbrenner seiner schweren Arbeit nach gegangen ist: die sogenannten Kohlplatten, das sind kreisförmig geebnete Plätze mit schwarzem Grunde. Wo ihr auf solch eine Kohlplatte stoßt, da hat sich früher ein Meiler befunden. Heutzutage trennt man die Metalle mittels riesiger Koksfeuer von ihren Erzen, und die Kohlenbrennerei wird nur noch in Gegenden betrieben, wo Holz im Überfluß vorhanden ist, oder wo es niedrig im Preise steht, weil es an Flüssen mangelt, auf denen es mit geringen Kosten geflößt werden kann, an Eisenbahnen, die es billig abführen. Beim Löten und Plätten, bei der Feingießerei und Fil tration, beim Konserviere», Desinfizieren usw. findet die Holzkohle noch vielfach Verwendung. Mit Beginn der warmen Jahreszeit sammelt der Köhler seine Gehilfen, verläßt sein Dörf chen und seine Lieben und zieht in den Wald, wo er genügend Holz für seine schwarze Ar beit hat, am liebsten Buchen- und Kiefern knüppel. Dort sucht er sich einen geschickt ge legenen Platz und geht an den Bau seiner Wohnung. Die ist bald fertig, ohne daß der Köhler Maurer und Zimmerleute oder gar Schlosser und Tapezierer gebraucht hätte. Die Wohnung mancher Wilden ist nicht einfacher, wie diesesHeim". Wo unser schwarzer Mann Hausen will, da erhebt sich eine kegel förmige Hütte, die mit Nasen belegt ist. Auch die Wohnungseinrichtung ist bald geschehen. Des Köhlers Möbel sind die einfachsten, die ihr euch denken könnt. Ein roher Tisch ist bald an Ort und Stelle aus Holzstäben zu sammengezimmert, Holzkoffer, leere Kisten er setzen Schränke und Kommoden, Stühle gibt es nicht. Das wichtigste Möbel sind die Prit schen, von denen je eine auf beiden Seiten der Hütte hergerichtet und mit Moos und dürrem Farnkraut gepolstert wird. Sie dienen als Sitz-, als Ruhe- und Schlasstätte. Was der Köhler an sonstigen Gegenständen und Geräten braucht, das darf nicht mehr sein,