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Für unsere Kinder
begab mich gleich wieder in das Wasser und| hinablaufen ließen.
Sind wir doch große wollte darinnen bleiben, aber meine Freundin Narren," riefen sie, daß wir uns abermals trieb mich hinaus. Wir turnten und spielten so viele Mühe gegeben haben!" Und nun den ganzen Nachmittag, bis es Abend ward. trugen sie auch den Mühlstein mit größter Als es hieß:„ Antreten, wir gehen nach Hause!" Anstrengung den Berg wieder hinauf. Als sie da zogen wir Gesichter wie drei Tage Regen- ihn aber eben abstoßen wollten, fiel es einem wetter. Aber es half alles nichts, wir mußten Schildbürger ein zu fragen: Wie wollen wir fort. Wenn wir im Bad hätten schlafen können, aber wissen, wo er hinläuft?"" Ei," sagte der so wäre das großartig gewesen. Als wir nach Schultheiß , der den Rat gegeben hatte,„ da Hause kamen, wurde es unseren Eltern angst ist leicht zu helfen. Es muß sich einer von und bange, weil wir gar nicht aufhörten mit uns in das Loch stecken und mit hinablaufen." erzählen. Die ganze Nacht habe ich vom Bilz- Das war gut, und alsobald ward einer ausschen Licht und Luftbad geträumt. gewählt, der den Kopf in das Loch stecken und
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Martha Krause, Bezirksschülerin, 12 Jahre. mit dem Stein hinunterrollen mußte. Nun
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Von den Schildbürgern.
Der verschwundene Mühlstein. In dem großmächtigen Kaiserreich Utopien, hinter Ralefutta, liegt ein Dorf oder Bauernstädtchen, Schilda genannt. Seine Bewohner, die Schildbürger, waren wegen ihrer seltenen Weisheit in der ganzen Welt bekannt. So kam es oft, daß aus fern gelegenen Ländern Kaiser und Könige Botschafter an die Schildbürger abfertigten, um sich in zweifelhaften Fällen Rats zu erholen. Schließlich hatte jeder Fürst und Herr einen Schildbürger an seinem Hofe, um sich täglich seiner Weisheit bedienen zu können. In turzem war fast tein Schildbürger mehr in der Heimat. Daher geriet in Schilda alles in Unordnung, und die Frauen mußten ihre Männer heimrufen. Als die Schildbürger bei ihrer Heimtehr die Verwirrung sahen, in die die Stadt durch ihre Abwesenheit geraten war, berieten sie über Mittel und Wege, wie sie sich die ausländischen Herren vom Leibe halten könnten. Und da sie wegen ihrer hohen Weisheit immer von Hause abgefordert worden waren, so beschlossen sie, rechte Narren zu werden, um fünftighin Ruhe zu haben. Allmählich wurde den Schildbürgern durch die Gewohnheit die Narrheit zur zweiten Natur. Sie konnten nichts mehr tun, was nicht närrisch gewesen.
Die Schildbürger hatten eine Mühle gebaut, zu der hatten sie auf einem hohen Berge in einem Steinbruch einen Mühlstein ausgehauen. Er war von ihnen mit großer Mühe und Arbeit den Berg herabgebracht worden. Als sie ihn drunten hatten, fiel ihnen ein, wie sie vor Zeiten die Bauhölzer für ihr Rathaus mit so geringer Mühe den Berg hinuntergebracht hatten, indem sie dieselben von selbst
war unten am Berge ein Fischweiher. In den fiel der Stein samt dem Schildbürger, und beide sanken zu Grunde, so daß die Schildbürger Mann und Stein verloren und nicht wußten, wo beide hingekommen waren. Da tam ihnen der Gedanke, der Gesell, der mit und in dem Mühlstein gelaufen war, wäre mit ihm davon gegangen. Sie ließen daher in allen umliegenden Städten, Dörfern und Flecken offene Briefe anschlagen:„ Wenn einer tommt mit einem Mühlstein am Halse, den soll man festnehmen und ihn als einen Gemeindedieb bestrafen." Der arme Narr aber lag tief im Weiher und hatte zuviel Wasser getrunken, so daß er sich nicht verteidigen und rechtfertigen konnte.
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Fasanenmutter.*
Durch eine bewaldete Schlucht zwischen zwei Hügeln führte Mutter Fasan ihre Familie hinab zum kristallilaren Bache, den der Volksmund, ich weiß nicht warum, Schlammbach getauft hatte. Die Kleinen waren einen Tag alt, aber bereits flink auf den Füßen und wurden zum erstenmal zum Trinken geführt.
Langsam zog die Mutter vorwärts, gleichsam am Boden friechend, denn der Feinde waren viele in den Wäldern. Ein sanftes Glucksen lockte die kleinen erdfarbenen Knäuel, die auf ihren winzigen, rosigen Beinchen hinterher gewackelt kamen und ängstlich zu piepsen begannen, wenn sie nur wenige Zoll zurückblieben, und die so zart und klein aussahen,