Für unsere Kinder195man zusammen zu einein schweren gußeisernenRing, der gerade den äußeren Uinkreis desGrubenloches ausfüllt. Dann wird weiter gegraben. Der Eisenring senkt sich. Späterkommt eine Schar Maurer, die auf dem Eifen-ring eine runde Mauer ausführt. Ter Hohl raum wird sorgfällig abgedichtet. Bald istman schon so tief gekommen, daß Maschinenzum Herausholen der Erdmassen benutzt wer den müssen. Eines Morgens sind sie aufschweren Lastwagen herangeschleppt worden.Hohe Eisengerüste werden aufgestellt, und aneinem schrägen Hebelarm läuft über eine Rolle«in Seil. Das zieht rasselnd und unermüdlichdie Fördereimer herauf, gefüllt mit Lehm undSand. Wochen vergehen. Immer die gleicheArbeit. Durch Lehm- und Tonschichten wirddie Bohrarbeit weiter geführt. Endlich hat maneine solche Tiefe erreicht, daß sich nun erweisenmuß, ob der alte Gelehrte recht hat. Man istbis zu SVV Meter gekommen. Da, eines Tagsziehen die Fördercimer Bestandteile mit her auf, die von den Angestellten der Bohrgesell schaft als Kohl« erkannt werden. Die Arbeitist also erfolgreich gewesen.Der Schacht wird jetzt ausgezimmert. Ererhält eine neue, größere Fahrstuhleinrichtung,um Menschen und Lasten schnell und sicherhinaufzuziehen. Die Bergleute, die von derBergwerksgesellschaft auS allen Gegenden her beigelockt wurden, gehen an die Arbeit. Untenim Schacht wird eine kleine Vorhalle ausge mauert, der Füllraum. Von dort aus kämpfensich strahlenförmig in schmalen Gängen dieBergleute durch das Gestein. Ein mühseligerBeruf. Mit Schlägel und Eisen suchen sie dieKohlenstücke abzuschlagen, durch Pulver undDynamit werden ganze Blöcke abgesprengt.Stundenlang liegt der Bergmann auf demBoden, sich mühselig vorwärtskämpfend. Nurder Grubenlampe mattes Licht beleuchtet seineArbeitsstätte. Er ist von Gefahren umgeben.Da sind die schlagenden Welter, Gase, die sichangesammelt haben, explodieren und denganzen Gang verschütten. Dann ist der Berg mann von der Welt abgeschlossen und mußunter furchtbaren Qualen den Tod erleiden.Oder die Gänge sind nicht genügend durchdie Holzzimmerungen gestützt worden. DerBau bricht zusammen, die Bergleute werdenverschüttet. Wenn der Bergmann in die Grubefährt, weiß er nicht, ob er das Tageslichtwieder sieht, ob er zu Weib und Kind wiederzurückkehrt. In dieser Beziehung ist der Berufdes Bergmannes mit dem des Seemannes zuvergleichen. Wie das Meer immer und immerwieder Opfer an Menschenleben fordert, sohat auch der Bergbau Tausenden von Berg leuten Massengräber bereitet.„Glück auf!"ruft der Bergmann, wenn er Abschied nimmtvon seinen Lieben, um ins Bergwerk zu steigen,„Glück auf!" klingt sein Gruß, wenn er untenin der Grubt einem Kameraden begegnet.Freudlos geht er seinem Beruf nach, schlechtbezahlt für seine mühevolle Arbeit und um lauert von Gefahren der verschiedensten Art,die unten in der Grube überall auf ihn ein dringen. Hat der Bergmann die Kohle losgebrochen,dann wird sie auf kleinen Wagen, von Pferdengezogen, verladen. Die Streckenwagen sammelnsich am Füllort. Von hier aus werden sie imFahrstuhl heraufgefördert. Oben wartet dieeilfertige Lokomotive darauf, die Kohle, diejetzt in langen Eisenbahnzügen verfrachtetwird, nach allen Richtungen der Windrosezu verschleppen.Denn in dem Haushalt der heutigen Men-schenwirtschaft ist die Kohle«in unentbehr liches Gut geworden. Nicht nur zum Heizender Wohnungen, sondern vor allen Dingenfür alle Zwecke wirtschaftlicher Arbeit wirddie Kohle als Feuerungsmittel gebraucht. Sieheizt die Lokomotive, die auf ihren Schienen wegen als nimmermüdes Dampfroß Menschenund Güter befördert. Der Ozeanriese kannseinen ungefügen Leib nur vorwärts bringen,weil in seinem Innern riesige Schisssmaschinen,durch Dampf getrieben, die Schaufelräder undSchrauben das Wasser peitschen. Dieser fürdie Fortbewegung des Schiffes notwendigeDampf wird erzeugt von den Heizern, die tiefunten im Maschinenraum die gefräßigen Feuer löcher immer mit neuen Kohlen füllen. Undauf dem Lande in den Jndustriewerken stampfenund stöhnen, pressen und ziehen, heben unddrücken die Arbeitsmaschinen ihre eisernenGlieder, getrieben von unzähligen Dampf maschinen, die alle ihre Wärme durch dieKohle erhalten. So dienen die versunkenenWälder, die vor Jahrtausenden die wärmendenSonnenstrahlen in sich aufgenommen haben,heute dazu, den Menschen die aufgespeicherteSonnenwärme weiterzugeben. Er setzt sie umdurch seine Maschine, in Kraft, in Bewegung,in Arbeit. Ist dieser Kreislauf nicht wunder bar?— Ich habe euch heute etwas von der„schwarzen Kohle" erzählt, das nächste Malwerde ich euch von der„weißen Kohle" er zählen. Richard Woldt.