Für unsere Kinder

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sie in dem weltabgelegenen Heidedorf so gut siebzig Jahre erst besitzen wir Zündhölzer. Und wer weiß, ob nicht schon nach einigen wie in dem einsamen Weiler im Hochgebirge. doch Wir könnten ohne sie nicht mehr auskommen. Menschenaltern die Menschen auch das Zünd­Holzstäbchen, deren Kopf mit Schwefel über- holz nicht mehr brauchen, sondern noch leich­zogen war, gebrauchte man bereits seit längerer ter und schneller Feuer erzeugen. Es gibt Zeit zum übertragen von Feuer. Nun ver- ja heute bereits eine Menge von Taschenfeuer­fiel einer auf den Gedanken, auf dem Schwefel zeugen der verschiedensten Art. Die meisten noch ein wenig Phosphor zu befestigen, da enthalten ein Benzinlämpchen, das durch ein fich Phosphor schon durch bloßes Reiben ent- Zündblättchen entzündet wird. Nur im Glas­zündet. Damit war das Zündholz erfunden. schrank des Museums werden einst vielleicht Der Phosphor entzündet sich beim Reiben, noch Zündhölzer gezeigt werden; dort werden brennt und entzündet auch den Schwefel, und sie liegen neben dem Feuerstahl und dem Feuer­von diesem geht das Brennen auf das Holz bohrer unserer Vorfahren, und die Menschen über. Doch ist der gewöhnliche gelbe Phos jener kommenden Zeit werden topfschüttelnd phor sehr giftig, und die Arbeiter in den die kleinen Hölzchen betrachten und sich wun­Zündholzfabriken erleiden durch ihn schreck- dern, wie umständlich wir Menschen von liche Krankheiten, ihre Knochen beginnen zu heute Feuer erzeugten. faulen. Daher verwendet man jetzt eine andere Form des Phosphors, den roten. Der rote Phosphor ist nicht giftig, aber viel schwerer Karl Schurz ' Flucht aus Rastatt. entzündlich. Deshalb trägt man diesen roten Phosphor auf einer besonderen Reibfläche des Zündholzschächtelchens auf und setzt zu dem Schwefel noch besondere Stoffe, wie chlor­saures Kali und andere, die den Schwefel leicht entflammen lassen.

So ein Zündholz hat bereits ein langes Leben hinter sich, wenn wir es aus seiner Schachtel nehmen. Einst stand im Walde der Baum, eine Espe, Pappel oder Fichte. Die Holzhauer schlugen ihn um und kappten die Zweige. Der Stamm wurde fortgeschafft in die Fabrit. Dort fam er in die Maschine. Ihre Sägen und Messer schnitten ihn in tausend und aber tausend Stücke, Streifen und Stäb­chen. Die einzelnen Hölzchen wurden dann zu riesigen Bündeln vereinigt mit den Enden in die flüssige Masse getunkt, die Schwefel und andere Stoffe enthält. Jedes Hölzchen er­hielt einen roten oder braunen Kopf. Hierauf wurden sie getrocknet und zu fünzig oder sechzig in Schachteln verpackt. Und dann wanderten sie in den Laden des Kaufmanns oder der Genossenschaft, und von dort in die Küche. Und endlich kommt die Mutter und nimmt es brennt und eins heraus. Ritsch! Ratsch! tann seine Dienste tun. Und dann ja, dann ist's vorbei mit ihm. Das ist der Lebenslauf jedes Zündhölzchens.

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Wie wunderbar einfach scheint uns solch ein Hölzchen, und doch hat es so lange gedauert, bis die Menschen das erste Zündholz gebrauch ten. Seit der erste Wilde im dunklen Urwald durch Bohren oder Schlagen den Funken er­zeugte, sind ungezählte Jahrtausende verflossen;

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( Fortsetzung.)

Roland.

In diesem Augenblick sah ich draußen einen mir bekannten Artillerieoffizier namens Neu­städter vorübergehen. Er war wie ich in Rhein­preußen zu Hause und hatte früher in der preußischen Artillerie gedient.

,, Wo gehen Sie hin, Neustädter?" rief ich ihm durchs Fenster zu.

" Zu meiner Batterie", antwortete er ,,, um die Waffen zu strecken."

,, Die Preußen werden Sie totschießen", ent­gegnete ich. Gehen Sie doch mit mir und versuchen wir, davon zu kommen."

"

Er horchte auf, tam ins Haus und hörte meinen Plan, den ich ihm mit wenigen Wor­ten darlegte. Gut", sagte Neustädter, ich gehe mit Ihnen." Es war nun keine Zeit zu verlieren. Adam wurde sofort ausgeschickt, um einen Laib Brot, ein paar Flaschen Wein und einige Würste zu kaufen. Dann steckten wir unsere Pistolen unter die Kleider und rollten unsere Mäntel auf. In dem meinigen, einem großen, dunkeln, mit rotem Flanell ge­fütterten Radmantel, den ich erst kürzlich aus geliefertem Zeug mir hatte machen lassen, ver­barg ich einen kurzen Karabiner, den ich besaß. Die Flaschen und Eßwaren, die Adam brachte, wurden auch so gut es ging verpackt. Unter­deffen begann die Besatzung in geschlossenen Kolonnen über den Markt zu marschieren. Wir folgten der letzten Kolonne eine kurze Strecke, schlugen uns dann in eine Seitengasse und erreichten bald die innere Mündung unseres Kanals. Ohne Zaudern schlüpften wir hinein.