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Für unsere Kinder
Vom Dorfe tönte die Glocke bum, bum,[ wieder in Strömen und in der unmittelbaren bum." Das war Sturm! Paul späte nach allen Umgebung schien sich niemand zu regen. So Seiten, ob er einen Feuerschein entdecken konnten wir denn mit einiger Sicherheit unseren konnte. Doch alles lag dunkel in weiter Runde. Ob es in seinem Dorfe brannte? Ja vielleicht brannte es bei ihnen zu Hause, dachte er und eilte schneller dem Dorfe zu. Noch ehe er es erreicht hatte, hörte er erregtes Stimmengemirr auf der Straße. Gleich darauf stieß er mit einem Trupp Männer zusammen. Allen voran schritt sein Vater. Die Angst um sein verlorenes Kind trieb ihn den übrigen Männern voraus.
Während nun die anderen auf den dummen Jungen schalten, der das ganze Dorf in Aufregung verfekt hatte, nahm der Vater ihn wortlos bei der Hand und führte ihn der Mutter zu. 2. m.
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neuen Zufluchtsort untersuchen. Wir fanden, daß an dem Ende des Grabens, nach dem Garten zu, Brennholz über Mannshöhe aufgestapelt war, ein hohles an der uns zugetehrten Seite offenes Viereck bildend. Bis zu diesem Viereck konnten wir durch den von dem Gebüsch gedeckten Graben schleichen, und in dem so geschlossenen Raum waren wir so ziemlich vor den Blicken derjenigen geschützt, die etwa vorübergehen mochten. Dort setzten wir uns auf Holzblöcken nieder.
Aber was sollte nun aus uns werden? Das Unbehagen unserer erbärmlichen Lage, wie wir, bis auf die Haut durchnäßt, da saßen, würden wir schon gern ertragen haben, hätte sich nur die geringste Aussicht des Entkommens geboten. Der treue Adam, sonst so gutmütig,
( Fortsetzung.)
Es wurde noch mehr geredet, aber umsonst. Wir hatten keine Wahl- wir mußten die Scheune verlassen. Aber wohin? Die Frau zeigte uns durch das geöffnete Scheunentor einen von hohem und dichtem Gebüsch überwachsenen Graben auf der anderen Seite des Hofes, in welchem wir uns verstecken könnten. Unsere Lage wurde verzweifelt. Da standen wir, alle drei in badischer Uniform, sofort als Soldaten der Revolutionsarmee zu erkennen. Und nun sollten wir keinen anderen Zufluchtsort haben als das einen Graben deckende Gebüsch, mitten in einer Stadt, die von feind lichen Truppen wimmelte! Natürlich zögerten wir, die Scheune zu verlassen, obgleich das auch ein gefährlicher Aufenthalt war; doch bot sie uns ein Dach über dem Kopfe, und vielleicht ließ sich darin ein gutes Versteck finden. Noch hofften wir, die Base werde sich erbitten lassen. Sie ging ins Haus, da sie die Ankunft der Einquartierung jeden Augenblick erwartete. Nach etwa einer halben Stunde tehrte sie zurück und sagte, die Kavalleristen seien gekommen und säßen gerade beim Früh stück. Jetzt könnten wir den Hof überschreiten, ohne von ihnen gesehen zu werden. Sie bestand mit solcher Entschiedenheit darauf, daß wir uns in unser Schicksal ergeben mußten. So liefen wir denn über den Hof nach dem überwachsenen Graben, der an der entgegengesetzten Seite durch einen hohen Bretterzaun von einer Straße geschieden war. Es regnete
seiner Base. Neustädter sah unsere Lage für hoffnungslos an und fragte, ob es nicht besser sei, unserer Not damit ein Ende zu machen, daß wir uns freiwillig bei den Soldaten im Hause als Gefangene meldeten. Und ich muß gestehen, daß auch mein sonst so hoffnungsfreudiges Herz eine harte Probe zu bestehen hatte. Doch raffte ich meinen Mut zusammen, und wir beschlossen dann, bis aufs äußerste auszuhalten und dem Glück zu vertrauen. So saßen wir denn, eine Stunde nach der andern auf das Schicksal wartend, im beständig herabströmenden Regen, auf unseren Holzblöcken, wahre Jammergestalten. Gegen Mittag hörten wir Schritte im Garten nahe bei unserem Versteck. Borsichtig blickte ich aus der offenen Seite des Brennholzvierecks heraus und sah vom Hause herkommend einen Mann mit einer Säge in der Hand. Nach seinem Aussehen und der Säge, die er trug, schloß ich, daß er ein Arbeiter sei; und da die Arbeiter durchweg der revolutionären Sache günstig waren, so zaus derte ich nicht, ihm zu vertrauen. Ich warf einen Holzspan nach ihm, der ihn am Arme traf, und als er stillstand, zog ich seine Aufmerksamkeit auf mich mit einem leisen Husten. Er sah mich und trat zu uns. In aller Schnelligfeit erklärte ich ihm unsere Lage und bat ihn, uns ein sicheres Unterfommen zu schaffen und auch etwas zu essen, da unser letter Bissen verzehrt sei. Mein Vertrauen hatte mich nicht getäuscht. Er versprach zu tun, was nötig sei. Dann ging er fort, fehrte aber schon in einer halben Stunde zurück und zeigte uns hart bei