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Die drei Palmen.

Bon M. J. Lermontoff.

Für unsere Kinder

Drei Palmen wuchsen im Wüstensand, Stolz ragten sie auf im arabischen   Land, Und unter den Palmen entsprang eine Quelle Dem sandigen Boden so frisch und so helle, Geschützt durch der Bäume grünschimmerndes

Laub

Bor Sonnengesenge und Wirbelstaub. Unhörbar ein Jahr nach dem andern entschwand; Doch nahte tein Pilger aus fremdem Land, Zur Raft sich im kühlen Schatten zu setzen, Mit Wasser die brennenden Lippen zu nezzen. Schon dorrte das Laub in der Sonnenglut, Versiegte allmählich der Quelle Flut.

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Da klagten die Palmen zum Himmel das Wort: Du hast uns geboren, nun sind wir verdorrt: Wozu unser Wachstum, wozu unser Blühen Jm Samumgewirbel und Sonnenstrahlglühen, Wenn nie sich ein Mensch unseres Segens er­freut?...

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Ist das deiner Satzung Gerechtigkeit?". Und sieh in der Ferne tiefblauendem Flor, Da wirbelte goldig der Sandstaub empor, Stets näher drang ein Getön und Geschelle, Auf Höckern erglänzten Gewirke und Felle, Und es schritt, gleich schaukelnden Schiffen im Meer,

Ein Zug von Kamelen im Sand einher. Hoch zwischen den schwankenden Höckern steht Manch Zelt, von farbigen Tüchern umweht; Nun ziehen sie bräunliche Hände zurücke, Nun lugen ins Land gutflammende Blicke. Ein hagrer Araber mit Speer und Geschoß, Er spornt sein herrliches Berberroß.

Da bäumt sich das Roß; in rasender Eil Fliegt's hin wie ein Panther, getroffen vom Pfeil;

Und die seit Jahrhunderten prangten im Sande, Sie wurden zerspält und in loderndem Brande Verglühten fie mählich während der Nacht, Und Kinder zerrissen der Blätter Pracht. und als der Nebel nach Westen fiel, Verfolgte der Zug seiner Reise Ziel. Nichts fand von den Palmen des Morgenrots Schimmer Als schwärzliche Asche und Funkengeglimmer; Dann strahlte die Sonne voll Majestät Doch war jede Spur vom Winde verweht. and heute liegt's stumm und verödet ringsher, Es flüstert tein Laub mit der Quelle mehr: Bergebens flehen um Schatten die Fluten­Nur Sandstürme wehn in der Sonne   Gluten; Der Geier nur kreist in den Lüften und kreischt, Indem er die Beute zerrupft und zerfleischt.

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Der Restermarkt.

Heute ist prächtiges Frühlingswetter. Die Sonne lacht so lustig vom blauen Himmel herunter, als wollte sie nie die engen Straßen der Fabrilstadt von dem garstigen Qualm der hohen Schlote vernebeln lassen. Und heute ist Freitag. Da ist ein besonderer Tag: da wird Restermarkt gehalten. Schnell sind am Abend vorher die Holzbuden auf dem bestimmten Platz aufgeschlagen worden. In Reihen   be­decken sie ihn, mit breiten und engen Gassen dazwischen, einer winzigen Bretterstadt glei­chend. Aus den Buden schimmert es bunt, rot, grün, blau, gelb und weiß, alle Farben des Regenbogens und alle Schattierungen der Farben von hellen bis zu dunkelsten. Da sind. die Stoffreste aus Fabriken und großen Kauf­geschäften, die dort feilgehalten werden, große und kleine, wie sie zum Flicken der Kleider und Wäsche dienen und manchmal wohl gar noch eine Schürze oder eine Bluse geben, wenn Mutter recht geschickt im Zuschneiden und Nähen ist.

Weit wehen des weißen Gewandes Falten, Andes Faris' Schultern mit Spangen gehalten; Hoch wirft er den Speer und fängt ihn auf Als die Mutter das Kaffeegeschirr abräumte, Mit Geschrei und Gepfiff im Sturmeslauf. ließ sie ein Wort fallen, daß sie zum Rester­Nun hält bei den Palmen der Zug; alsbald markt gehen wolle. Wie horchte da die kleine Lotte auf. Mitnehmen, Mutter, mitnehmen," Ruht wohlig im Schattenhort jung und alt; Mit Wasser gefüllt sind die Krüge. Es nicken rief sie. Ihr blonder Zopf mit der roten Die Kronen der Palmen, sie grüßen und blicken Schleife tanzte hin und her, während sie jauch­zend und bittend die Mutter umsprang. Der Serab auf der Gäste erflehte Schar; Restermarkt mit seinem bunten Kram und Froh sprudelt die Quelle so kühl und klar.. Flittern war Lottes Freude. Da gab es so Doch als die Nacht auf die Erde sank viel Herrliches zu sehen, und für ein paar Die Art an den Stämmen der Palmen erklang!| Pfennige konnte die Mutter Reste von Zeug,

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