Für unsere Kinder

Nr. 24 ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1912

Inhaltsverzeichnis: Die Boten. Von Wilhelm Jensen.

( Gedicht.)

Rudyard Kipling .

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Viehhüten in Indien . Von Reisen einst und jetzt. Von

Viehhüten in Indien .

In den indischen Dörfern führen gewöhn­

B. Düwell. Spiel der Murmeltiere. Bon Gottlich ein paar Knaben die Rinder und die Büffel fried Keller.( Gedicht.)- Am Eisenbahndamm. Von Roland. Mutter Krickente und ihre Reise über Land. Von Ernest Seton Thompson . Der schöne Birnbaum.( Kinderlied.)

Die Boten.

Tau blitzt am Gelände, September ist nah; Da flattert's behende In zierlicher Wende

Und zwitschert ohn' Ende­Die Meisen sind da. Getuschel und Pfeifen, Gepiep und Gehusch,

Ein Streifen und Schweifen In Bäumen und Busch. Ein Hüpfen und Schlüpfen 3m Laub überquer, Und Schmiegen und Wiegen Allüberall her.

Und Nicken und Picken In emsiger Haft, Und heiter schon weiter Don Aste zu Ast.

Nun Hängen an 3weigen, Nun Reigen und Tanz Und Wippen und neigen mit Kopf und mit Schwanz. Doch niemals ein Schweigen; Rundum immerfort

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am frühen Morgen auf die Weide und bringen sie zur Nacht zurück. Und dieselben Tiere, die einen weißen Mann unter ihren Hufen zer­stampfen würden, lassen sich stoßen, anschreien und lenken von Kindern, die kaum bis zu ihrer Nase heraufreichen. Solange die Knaben sich zu den Herden halten, sind sie sicher, denn nicht einmal der Tiger greift einen Haufen Rinder an. Streifen sie aber umher, um Blumen zu pflücken oder Eidechsen zu fangen, so werden sie manchmal von Raubtieren fortgeschleppt. Der Weideplatz ist nur Fels, Gebüsch und hohes Gras und wird von kleinen Schluchten durchschnitten; die Herden zerstreuen sich hier und verschwinden. Die Büffel suchen im all­gemeinen die Sümpfe und schlammigen Stellen auf, wo sie sich wälzen oder in dem warmen Schlamme stundenlang eingraben und wärmen.

Viehhüten in Indien ist eine der müßigsten Beschäftigungen der Welt. Die Rinder grasen und fauen, liegen nieder und grafen wieder, und sie brüllen nicht einmal, sie grunzen höch stens. Die Büffel aber, schieferblau, mit rück­wärtsgekrümmten Hörnern und wilden Augen, geben überhaupt sehr selten einen Ton von sich. Sie steigen einer hinter dem andern in die Sümpfe und wühlen sich dort ein, bis nur noch ihre Nase und ihre stieren bläulichen Augen aus dem Schlamm herausschauen, dann liegen sie da wie Holzklöze. Die Sonne strahlt auf die Felsen nieder, bis diese in der heißen zitternden Luft zu tanzen scheinen, und die Hirtenkinder hören eine Gabelweihe mehr als eine pfeifen, hoch über ihren Häuptern, so hoch, daß sie kaum noch zu sehen ist. Sie wissen, stürben sie plötzlich oder ver­endete eine Kuh, so würde diese Weihe herab­schießen, und die nächste Weihe, Meilen ent­fernt, sähe sie fallen und folgte ihr, und dieser zweiten Weihe würde eine dritte folgen, und dieser wieder die nächste, und fast noch ehe der Tod da wäre, würden an die zwanzig hungrige Weihen von überall und nirgends her zur Stelle sein. Dann schlafen die Kinder, wachen auf und schlafen weiter. Sie flechten Wilhelm Jensen . fleine Körbe aus trockenen Grashalmen und

Ein Plaudern und Plauschen, Begrüßungen Tauschen, Bald hier und bald dort, Bald hin und bald wieder; Die Stimmchen so fein, So blank das Gefieder, Behend das Gebein. Blaumeise, Schwanzmeise, Schopfmeise sind da, Nach lustiger Weise

Auf herbstlicher Reise- September ist nah.

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