198 Für unsere Kinder Kosten zu decken. König Oskar  , der alles, was Entdeckungsreise hieß, mit freigebiger Hand unterstützte, übernahm den vierten Teil der Kosten, und der Nest wurde von anderen ge zeichnet. Als alles in Ordnung war, reiste Andröe nach Spitzbergen  . Auf der Däneninsel wurde ein gewalliger Schuppen gebaut zum Schutze des Ballons vor dem Wetter während der Füllung. Ende Juli l89S stand der Ballon gefüllt da, und nun wartete man nur noch auf den Südwind. Doch unaufhörlich wehte es aus Norden oder Westen. Wochen vergingen. Nebel und Schneeregen verschlechterten die Ausfichten. Vergebliches Warten der günstige Wind kam nicht. Im Norden der Däneninsel liegt die Amster daminsel, die eine flache Landzunge, die Hol länderspitze, nach Osten hinsendet. Hier ging am 14. August ein merkwürdiges Schiff vor Anker. Andröe und mehrere andere Schweden  bestiegen ihre Dampfbarkasse und fuhren zu ihm hinaus. Es war die.Fram  ", die sich erst vor wenigen Tagen aus ihrer dreijährigen Gefangenschaft im Polareis befreit hatte! .Könnte ich Nansen sprechen fragte Andröe, nachdem er Sverdrup und dessen Kameraden begrüßt hatte. .Was, Nansen ist noch nicht heimgekommen?" riefen die Norweger. .Nein, aber warum ist er nicht auf der >FranL?".Es ist beinahe anderthalb Jahre her, daß er uns verließ." Bestürzung und Betrübnis auf beiden Seiten. Sverdrup lehrte schleunigst nach Norwegen  zurück, sest entschlossen, sich mit Kohlen und Proviant zu versehen, um nach Franz-Joseph- Land   zu fahren und Nansen zu suchen. Als er den ersten Hafen einer kleinen norwegischen Küstenstadt erreicht hatte, ließ er sich mitten in der Nacht ans Land rudern und begab sich nach dem Telegraphenamt. Dort klopfte er so heftig an die Tür, als gelte es das Leben. Der ganze Ort schlief. Schließlich schaute ein älterer Mann zum Fenster heraus und brüllte ihn an:.Was ist denn das für ein fürchter licher Spektakel mitten in der Nacht?" Sverdrup antwortet«:.Machen Sie nur die Tür aus; ich bin Kapitän Sverdrup von der ,Fram'." überall wurden jetzt die Fenster hell, und der Tclegraphenbeamle kam Hals über Kopf heruntcrge�ürzt. .Ich habe von Andröe gehört," sagte Sver drup betrübt,.daß noch keine Nachricht von Nansen da ist." Oho," rief der Telegraphenbeamte,.Nan sen? der ist ja am 13. August in Vardö an gekommen! Jetzt ist er in Hammerfest." Sverdrup schnellte in die Höhe, machte auf dem Fleck kehrt und eilte fort, um seinen Kame raden die frohe Kunde zu bringen. Unterdessen wartete Andröe noch immer ver geblich aus Südwind. Das Jahr war mittler weile zu weit vorgeschritten, und so mußte er umkehren. Der Ballon wurde entleert, alles wieder eingepackt, und Andröe reiste nach Stockholm   zurück. Es läßt sich denken, wie niedergeschlagen er war. Nie hatte der Plan einer Polarreise größere und wärmere Teilnahme gefunden. Die ganz« Welt wartete gespannt auf die Ab fahrt und den Ausgang. Bei seiner Abreise hatte man ihn in Stockholm   und Gothenburg  wie einen Helden gefeiert, und nun kam er unverrichteter Sache wieder zurück! Viele spotteten, aber die meisten bewunderten doch seine Selbstbeherrschung. Die zu einem neuen Versuch ersorderlichen Summen wurden sofort gezeichnet, und zwar nur von Schweden  . Mitte Mai nächsten Jahres wollte sich Andröe wieder zur Däneninsel begeben. Am 10. Mai 18S7 kam ich aus Asien   zurück. Am 13. gab Andröe mir zu Ehren ein Diner. Wir waren nur sechs Personen bei Tisch, und ich sah ihn bei dieser Gelegenheit zum ersten mal. Im Verlauf des Essens hieß er mich mit einer Rede willkommen, deren ich mich noch voller Rührung erinnere. Wie verschieden doch das Leben vor uns beiden liege, führte er aus. Ich hätte meine große Reise hinter mir und sei zu ruhiger Arbeit heimgekehrt, er habe sie noch vor sich und wollt sich eben jetzt in die große Einsamkeit hinausbegeben zu einem Un gewissen Ausgang. Ich merkte seinen Worten eine Wehmut an, die er vergeblich zu ver bergen suchte. In meiner Antwort beglück wünschte ich ihn als den Urheber ejnes so glänzenden Planes und sprach meine Über zeugung aus, daß wir uns dereinst unter glück licheren Verhältnissen wieder treffen würden! Die Gesellschaft war früh zu Ende. Andre« hatte noch viel zu tun; zwei Tage später sollte er Stockholm   auf immer verlassen. Diesmal ging die Abreise in aller Stille vor sich. Man halte ihn genug gehetzt, und es war vorauszusehen, daß er diesmal auch bei nicht ganz günstigem Winde aufsteigen werde. Nur