Für unsere Kinder

Nr. 26 ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1912

Inhaltsverzeichnis: Leben. Von Ludwig Pfau  . I scheint. Von Zeit zu Zeit richtet der Mann sich

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( Gedicht.) Das Automobil. Von Jürgen Brand. Die Räuber. Von Gustav Falke.  ( Gedicht.)- Im Luftballon zum Nordpol  . Von Sven Hedin  . Rübezahls Tränen. Von Antonin Macet. Uebersetzt aus dem Tschechischen von Rudolf Illory. Der Nattenfänger. Von Wolfgang

( Schluß.)

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Goethe.( Gedicht.)

Leben.

Don Ludwig Pfau.  nachten und tagen, Fürchten und wagen, Lösen und einen, Lachen und weinen, Ruhen und ringen, Lauschen und fingen, nehmen und geben, Hoffen und streben Das ist das Leben.

COO

Das Automobil.

Zwischen Eschenworth und dem Suderbrucher Költen führt ein einsamer Weg durch die Heide. Der Wanderer, der ihn geht, trifft stunden­lang weder ein bebautes Feld, noch eine menschliche Ansiedlung. Die wenigen hölzer­nen Wegweiser sind zerfallen und mit grauen Flechten überzogen, so daß die Schrift auf ihren Armen völlig unleserlich geworden ist. Rechts und links des Weges gibt es nur Heide und Föhren viele Stunden weit. Seit Menschen­gedenken ist kein anderes Gefährt diesen ein­samen Weg gefahren, als höchstens ein mit Heide beladener Ackerwagen aus den entfernt liegenden Dörfern.

aus seiner gebückten Haltung auf und blickt, die Heidhaue in der rechten Hand, den ein­samen Weg entlang. Aber das Bild, das sich ihm darbietet, ist immer dasselbe. Nach kurzer Ruhepause nimmt der Mann seine Arbeit

wieder auf.

Plötzlich tönt aus der Ferne ein fremdartiges Geräusch, dergleichen man hier nie vernommen. Wieder richtet der Mann sich auf und späht mit seinen klaren blauen Augen nach der Gegend, aus der die wunderlichen Töne herüberschallen. Es klingt wie dumpfes, sehr schnell aufeinander­folgendes Pochen, das merklich näher kommt. Aber die zahllosen Kiefern versperren die Aus­sicht. Noch ist nichts zu sehen; aber unheimlich schnell kommt das dumpfe Pochen und Stoßen näher. Der Mann steht wie eine Bildsäule und späht unausgesetzt in die Ferne. Endlich sieht er durch die Föhrenbüsche etwas Rotes leuch­ten; nun verschwindet es wieder, um gleich danach wieder hervorzukommen. Jetzt sieht er es ganz. Es ist ein Wagen ohne Pferde, der sich rasch vorwärts bewegt. Vorne hat das Ding zwei große Augen, die hell in der Sonne blizzen. Donnerwetter! Unwillkürlich saßt der Mann die Haue sester und richtet sich straffer in die Höhe. Das Gefährt lommt näher. Men­schen sitzen darin, feine Stadtleute, Herren und Damen. Schleier wehen im Wind. Der Mann vorn trägt eine große unförmliche Brille. Plötz­lich stößt das Ding einen markerschütternden Schrei aus, etwa wie eine wildgewordene Kuh. Und dann steht es stille, in unmittelbarer Nähe des Bauern. Aller Augen richten sich auf ihn.

Der Herr mit der großen Brille springt aus dem Wagen und tritt auf den Mann zu. WTag, Mann! Sagen Sie, führt dieser gottverdammte Am Rande des einsamen Weges haut" ein Weg nach der Jagdhütte in den Kölken?" Ja­Mann Heide. Der Mann mag etwa im An- wohl, der führt dahin."" Und wie weit noch?" fang der Vierziger sein. Er arbeitet in Hemd- D, gode twee Stün'n."" Na, Herrschaften," ärmeln, denn die Augustsonne brennt heiß mit diesen Worten wendet sich der Bebrillte vom wolkenlosen Himmel, und in der sandi­gen Heide zwischen den Föhren ist die Hitze trocken und schwer erträglich. Aber der Mann ist das Arbeiten in der Sonne gewohnt. Gesicht, Hals und Hände sind dunkelbraun und heben sich lebhaft ab von dem weißen groben Leinen­hemd. Auf dem Kopfe trägt er einen alten Strohhut, der einstutals grün gewesen zu sein

an seine Gesellschaft, da werden wir also noch) eine halbe Stunde das Vergnügen haben." Was willst du, Ostar?" tönt eine weibliche Stimme aus dem Wagen, ich finde das alles hier entzückend, die Heide, die Kiefern, der ein­same Bauer, wirklich einzig!"" So?" entgeg­nete der Angeredete, na, das ist ja reizend. Dann bleibt ja nichts mehr zu wünschen, als