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Für unsere Kinder

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zu dieser Zeit im Norden von Spitzbergen ,| seinem letzten Flug in die hohe Luftschichten, trieb aber in guter Fahrt nach Ostsüdost. deren Wind ihn wieder aufs Meer hinaus­Von dieser Stunde an weiß man von dem trieb. Dadurch verzögerte sich die Katastrophe Schicksal des Adlers" nichts mehr- und nur um wenige Stunden, denn sobald ein Frei­wird auch wahrscheinlich niemals etwas dar ballon seine größte Höhe erreicht hat, sinft er über erfahren. ziemlich schnell. Als er nun das nächste Mal auf dem Meeresspiegel anlangte, war der Ring das einzige, was noch gekappt werden konnte. Wie sich das Ende Andrées und seiner Ka­meraden auch gestaltet haben mag- wir wis sen es heute nach fünfzehn Jahren noch nicht; hoffen wir, daß der Todeskampf furz war! Ihre Reise war vergeblich, aber die drei Männer werden für alle Zeit als ein leuchtendes Bei­spiel männlichen Heldenmuts gelten. Sie haben neue Bahnen betreten, und der Augenblick ist nahe, wo andere mit besseren Hilfsmitteln ihrer unsicheren Spur durch die Luft und über das Meer solgen werden.

Noch zweimal vierundzwanzig Stunden nach dem Aufstieg stand also in dem Ballon alles gut, und die Luftschiffer hegten keine Befürch tungen für das Ende ihrer Fahrt. Vielleicht fuhren sie mehrere Tage bald nach Norden, bald nach Süden. Aber die Tragkraft des Bal­Tons mußte sich mit jedem Tage verringern und schließlich der Adler" seine Last nicht mehr tragen können. Wo er aber niederging, das weiß niemand.

Rübezahls Tränen.

von Rudolf Jllory.

Wenn er in der Nähe des Nordpols, nach der Beringstraße zu, auf dem Packeis gelandet ist, war die Lage seiner Insassen hoffnungs­los, denn zu einer dann notwendig werdenden, so weiten Wanderung über das Eis reichten ihre Lebensmittel nicht ans. Wahrscheinlicher ist, daß er nach dem südlichen Teil des Eis­meeres zwischen Franz- Joseph- Land und der Von Antonin Macet. Uebersetzt aus dem Tschechischen Halbinsel Kola trieb. Er mußte dabei immer schlaffer werden und immer tiefer sinken. Zweifellos fappte man alle Taue, um ihn zu erleichtern, und warf allen Ballast aus. Da durch konnte er sich noch einige Stunden, viel­leicht noch einen ganzen Tag in der Luft halten. Dann aber muß er wieder gesunken sein, und unter ihm sperrte das schwarz- grüne Wieer den Rachen auf. Nun wird man die letzen Bojen geopfert und alles irgendwie Entbehrliche über Bord geworfen haben. Wieder hob sich der Ballon, erschlaffte aber bald aufs neue, ein Spiel des geringsten Lufthauches. Andrée war ein Mann, der im Augenblick der Gefahr den Mut nicht verlor; er und seine Kameraden wer­den tapfer um ihr Leben gekämpft haben!

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Lange schlief Rübezahl . Früher war er unter den Menschen herumgegangen, hatte sie ge­schreckt und geneckt, die armen Weber und Holzhauer beschenkt und sogar dem durch­triebensten Spizbuben einen Streich gespielt. Die größte Freude aber hatte es ihm stets be­reitet, wenn Kinder beim Pilzsuchen zu seiner Höhle gekommen waren. Während sich die Mädchen scheu hinter den Jungen verborgen hatten, war da plöglich Rübezahls zottiger Kopf aus der Höhle hervorgetaucht und seine behaarte Hand hatte aus der Schatzkammer im Berge einen leuchtenden Edelstein genom­men, um ihn den zitternden, in Lumpen ge= hüllten Kindern zu reichen. Wie oft hatte er das Garn der kleinen Spinnerin in reines Gold verwandelt, dem geizigen Müller den Pelz gezaust und das Laubbündel des armen Hoiz­hauers in lauter gelbe Dutaten umgewandelt!

Hätte der Winter schon seinen Einzug am Nordrand der Alten Welt gehalten, so hätte Andrée vielleicht Aussicht gehabt, bald Hilfe bei Eingeborenen zu finden. Dann hätte er einen großen Teil des Proviants und noch Doch dies schöne Leben voll Schelmerei hatte vieles andere ruhig über Bord werfen, die aufgehört. Den mächtigen Berggeist hatte Tauben fliegen lassen und ihre Käfige ins Meer Schwäche erfaßt, er war in Schlaf gesunken werfen tönnen. Vielleicht aber sant der ,, Adler" und schlief in seiner Felsenhöhle, ohne zu hinab, wo nirgends Land zu erblicken war, und wissen, was inzwischen draußen in der Welt dann trat die Katastrophe ein. Die Gondel vorging. Die Kobolde des Berges kamen zu schleppte wie ein Schlitten über das Wasser ihm, aber der Schlaf des Felsriesen war zu hin und prallte gegen jeden Wellenkamm; die tief weder Gesang der Vögel, noch das Insassen kletterten in den Tragring hinauf und Rauschen der Wälder erweckte ihn. Rübezahl tappten die Gondel. Nach dieser letzten Erschlief so sest, daß die Kobolde glaubten, er leichterung hob sich der Ballon vielleicht zu wäre tot, und vor Gram wanderten sie aus.

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