Für unsere Kinder

Nr. 8ooooooo Beilage zur Gleichheit ooooooo 1915

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Inhaltsverzeichnis: Die Brücke. Von Joseph| fertigen, die andern, die Wunde Gianettos Luitpold.( Gedicht.) Mateo Falcone. Eine zu verbinden, erschienen mit einem Male an Erzählung aus Korsika. Von Prosper Mérimée  . Der Biegung des Fußpfades, der in den Maquis ( Schluß.)- Die Löwenbraut. Von A. v. Chamisso. führte, Mateo Falcone und sein Weib. Das ( Gedicht.)- Bom Zähmen wilder Tiere. Doktor Weib ging tief gebeugt unter der schweren Faust, der weitbeschriene Zauberer und Schwarz­fünstler. Puppenspiel in drei Aufzügen.( Schluß.) Der Hahnenbalken. Von Brüder Grimm  .

Die Brücke.

Jm rosenroten Morgen Da liegt das andre Land, Es treibt ein Strom vorüber, Den zwang noch keine Hand.

Paßt auf! Wir sind nur Kinder, Doch gar nicht wird uns bang. 3st alles klein gewesen, Was je zur Größe rang.

Heut' bau'n wir bloß im Sande, Doch kommt das rechte Jahr, Dann bauen wir die Brücke Breit und wunderbar.

Das wird kein leichtes Hämmern, Kein lustig Schaffen sein, Wir brauchen viel Gerüste Und sehr viel Stahl und Stein.

Dann kommen alle menschen Und machen gar nichts mehr, Als nur die Brücke bauen, Steinmetz und Ingenieur.

Und rundet sich der Bogen, Dann müssen Fahnen wehn Und alle Menschen werden über die Brücke gehn.

paßt auf! Wir sind nur Kinder, Doch kommt das rechte Jahr, Dann bau'n wir hei!- die Brücke Breit und wunderbar.

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Mateo Falcone.

Joseph Luitpold.

Eine Erzählung aus Korsika. Von Prosper Mérimée  .

( Schluß.)

Während die einen der Jäger damit be­schäftigt waren, aus den Zweigen eines Rastanienbaums eine Art Tragbahre zu ver­

Last eines riesengroßen Sacks Kastanien, wäh­rend leicht nebenher ihr Gatte schritt, der nur eine Büchse in der Hand und eine zweite quer übergehängt trug; denn eine andere Laft als seine Waffen zu tragen, wäre eines Mannes unwürdig.

Als Mateo die Soldaten erblickte, war sein erster Gedanke, sie wären gekommen, ihn feste zunehmen. Doch woher dieser Einfall? Stand Mateo etwa mit den Gerichten auf Kriegsfuß? Nein. Er erfreute sich eines tadellosen Rufes. Er war, wie man zu sagen pflegt, ein Bürger mit gutem Leumund. Aber er war Korse und Gebirgler, und es gibt unter den Korsen in den Bergen wenige, die in ihrem Gedächtnis, wenn sie es gut durchsuchen, nicht irgend eine leichte Verfehlung fänden, wie eine Flinte, die zufällig einmal losgegangen, ein Dolch, der ausgerutscht, und dergleichen Kleinigkeiten. Mateo hatte ein reineres Gewissen als mancher andere: mehr als zehn Jahre war es her, seit er seine Büchse zum letzten Mal auf einen Menschen angelegt hatte! Immerhin, er war auf seiner Hut, und er machte sich bereit, sich, wenn es darauf anfäme, tapfer zu wehren. " Frau," sagte er zu Giuseppa, leg' deinen Sack ab und halte dich bereit."

Sie gehorchte auf der Stelle. Er gab ihr die Büchse, die er quer übergehängt trug und die ihm hinderlich sein konnte, spannte den Hahn der anderen, die er in der Hand hielt, und ging langsam auf sein Haus zu, dicht an den Bäumen entlang, die am Wege standen, und bereit, bei der geringsten feindseligen Bewe­gung mit einem Satz hinter dem dicksten Stamm zu verschwinden und aus dessen Deckung zu feuern. Sein Weib folgte ihm auf den Fersen mit der Reserveflinte und der Patronentasche. Es gehört zu den Pflichten einer tüchtigen Hausfrau, im Kampfe die Waffen ihres Man­nes zu laden.

Seinerseits war der Adjutant in tödlicher Verlegenheit, als er Mateo so Schritt für Schritt herankommen sah, die Flinte vorge­halten, den Finger am Abzug.