Für unsere Kinder

gehauen werden sollten. Dann schallte im Walde das Krachen der Arte, das Schreien der Männer, das Knirschen der Bäume, die sich nicht brechen lassen wollten und doch brechen mußten. Donnernd stürzten sie zu Boden. Hurtig waren die Holzfäller beiseite gesprungen. Mit schnellen Arthieben trennten einige alle Zweige von dem Stamm, schlugen die leichte Spitze ab und schleppten den Stamm ins Lager. Hier waren andere dabei, mit scharfen Steinmessern den Boden aufzugraben. Das fostete vielen Schweiß; denn der Boden war hart und mit vielen Steinen durchsetzt. Darauf wurde einer der gefällten Stämme nach dem andern in die Erde hineingebohrt, einer dicht neben dem andern, daß sie im Ge­viert standen. Zwischen die einzelnen Stämme flebte man Lehm, damit der Sturmwind nicht durch die Ritzen pfeifen konnte. Der Boden wurde mit Steinstücken bedeckt; in der einen Ecke des Raumes wurde der Herd aus Fels­stücken aufgetürmt. Oben wurde der Bau mit Asten und Zweigen bedeckt, deren Lücken mit Lehm und Moosstücken ausgefüllt wurden.

Eine Hütte nach der andern wurde fertig. Sie lagen in weitem Kreise beisammen. Keine Tür, kein Fenster hatten sie. Durch eine Off­nung in der Wand, die durch ein Fell ver­hängt war, trat man ins Innere, das nur durch das Herdfeuer schwach erhellt wurde. In der Mitte der Siedlung war ein freier Play; hier versammelten sich alle zu feier­lichem Rate.

Während die Männer an dem Aufbau der Hütten arbeiteten, gingen die Frauen daran, das Land urbar zu machen. Mit spizzen Stöcken und scharfen steinernen Messern jäteten sie das Gras aus und gruben den Boden um. Dann säten sie Getreidekörner aus, die aus dem verlassenen Dorfe mitgenommen waren. Am Rande des Waldes hatten die jungen Burschen in mühevoller Arbeit eine Reihe der schweren Eichbäume umgehauen und die Stämme über den Bach gelegt. Da hatte man Stege, um aufs andere Ufer zu kommen. Die vielverzweigten Wurzeln grub man heraus. Dann wurde auch hier Getreidesamen gesät. So ward unter schweren Mühen die neue Ansiedlung geschaffen. Freudengesang scholl zum Himmel, als die Hütten fertig dastanden und das Korn aufzusprießen begann. Ralf, der Weise, allgemein anerkannt als Führer des Stammes, schritt an den Hütten vorbei, und überall schauten ihm fröhliche Gesichter entgegen. ( Schluß folgt.)

Spielmannslied.

91

Im Frührot stand der Morgenstern Vor einem hellen Frühlingstag, Als ich, ein flüchtig Schülerkind, Jm silbergrauen Felde lag; Die Wimper schwankte falterhaft, Und ich entschlief an Ackers Rand, Der Sämann kam gemach daher Und streute Körner aus der Hand. Gleich einem Fächer warf er weit Den Samen hin im halben Rund, Ein kleines Trüppchen fiel auf mich Und traf mir Augen, Stirn und Mund; Erwachend rafft' ich mich empor Und stand wie ein verblüffter Held, Vorschreitend sprach der Bauersmann: Was bist du für ein Ackerfeld? Bist du der steinig harte Grund, Darauf kein Sämlein wurzeln kann? Bist du ein schlechtes Dorngebüsch, Das teine Salme läßt hinan? Du bist wohl der gemeine Weg, Der wilden Vögel offner Tisch! Bist du nicht dies und bist nicht das, Am End nicht Vogel und nicht Fisch? Unfreundlich schien mir der Gesell Und drohend seiner Worte Sinn; Ich ging ihm aus den Augen sacht Und floh behend zur Schule hin. Dort gab der Pfarr den Unterricht Jm Bibelbuch zur frühen Stund; Von Jesu Gleichnis eben sprach Erklärend sein beredter Mund. Die Jahre schwanden und ich zog Als Zitherspieler durch das Land, Als ich in einer stillen Nacht Die alte Fabel wieder fand Vom Sämann, der den Samen warf; Da ward mir ein Erinnern licht, Ich spürte jenen Körnerwurf Wie Geisterhand im Angesicht. Was bist du für ein Ackerfeld? Sört' wieder ich, als wär's ein Traum; Ich seufzte, sann und sagte dann: O Mann, ich weiß es selber kaum! Ich bin kein Dornbusch und kein Stein Und auch kein fetter Weizengrund; Ich glaub', ich bin der offne Weg, Wo's rauscht und fliegt zu jeder Stund. Da wächst kein Gras, gedeiht kein Korn, Statt Furchen ziehn Geleise hin Von harten Rädern ausgehöhlt, Und nackte Füße wandern drin;

-