140??ür unsere Kinocrmit leichtem Tigergeheul und tigerähnlichemBlick davon, um ihre Beute an irgendeinemsicheren Zufluchtsort zu verschlingen.„Milz und Leber!" Und immer noch kamensie, ihr Teil zu ergattern. Alle waren demFleischmann wohlbekannt. Das war Castiglio-nes Tiger, jenes Jones Schwarze, hier PaliykysSchecke und dort Frau Danlons Weiße. Wäh rend sich hier Blenkenschofss Malteserin amKarrenrand rieb, kroch dort in den KarrenSägers alter Goldpeter, ein unverschämterSpitzbube, bei dem von finanzieller Vergütungdurch seinen Herrn nie die Rede war— siealle mußte er im Gedächtnis behalten und i»Rechnung stellen. Der Herr der einen war einsicherer Zahler, vierzig Pfennig die Woche,der der anderen ein unsicherer. John WaschisKatze da drüben kriegte nur eine kleine Por tion, denn John hatte noch bedenklich viel aufdem Kerbholz. Dagegen fiel für den Wirts-katcr, den man an seinem weißen Halskragenund seinem gestreiften Felle erkannte, einExtraslück ab, da der Wirt ein freigebigerMann war. Ebenso gut ging es der Schutz mannskatze: sie brachte zwar keinen Heller ei»,wurde aber doch mit besonderer Rücksicht be handelt, weil dem Fleischmann das gleichevon ihrem Herrn widerfuhr.Eine schwarze Katze mit weißer Nase kamvertrauensvoll mit den anderen gelaufen,wurde aber unbarmherzig zurückgewiesen. Ach,Mieze konnte das nicht verstehen. Seit Mo naten war der Schubkarren ihre Nährmuttergewesen, warum nun diese Unfreundlichkeit?Das ging über ihr Begriffsvermögen; aberder Fleischmann wußte wohl warum; ihreHerrin bezahlte eben nicht mehr. Zwar halteder lahme Peter seine Kunden nicht im Buch,sondern nur im Kopse, aber dieser war ganzuntrüglich. Außer diesen oberen„Vierhundert" in un mittelbarer Nähe der Karre hielten fich andereetwas weiter weg, weil sie nicht auf der Liste,auf der gesellschaftlichen Rangliste sozusagen,standen, aber der himmlische Duft und dieentfernte Möglichkeit, glücklich ein Absallstückzu erwischen, hielten sie fest. Unter diesen Mit läufern befand sich eine schmächtige Graue,die, von keiner Menschenseele versorgt, aufeigenen Erwerb angewiesen war, wie manschon aus ihren eingefallenen Seiten und ihremnicht sehr sauberen Fell erkennen konnte. Aufden ersten Blick sah man. daß sie in irgendeinemWinkel bei der Müllgrube hauste. Währendsie mir einem Auge unablässig nach den vor nehmerenGenossinnen schielte, lugte das anderenach etwaigen Hunden aus. Sie sah die Glück lichen eine nach der anderen mit ihrer köst lichen Tagesration und mit' ihrer Tigermienedavonschleichen, aber keine'Aussicht, selbstetwas abzubekommen, bis ein mächtiger Katerihrer Klasse auf eine von den Pensionärinnenlossprang, um ihr einen Teil abzunehmen. DieAngegriffene ließ ihr Fleisch fallen, um sichgegen den Angreifer zur Wehr zu setzen, undehe der„Allmächtige" eingreifen konnte, hattedie Graue die Gelegenheit wahrgenommen, dieBeute gepackt und sich in Sicherheit gebracht.Durch das Loch in Menzels Nebentür gingihr Weg über die Hintermauer; dann setztesie sich hin und verschlang das Stück Leber,leckte sich den Bart ab, empfand das Gefühlvollkommener Glückseligkeit und begab sich aufUmwegen nach dem verlorenen Hinterhof, woihre Jungen in der Tiefe einer alten Kisteihrer harrten. Ein klägliches Miauen erreichteihre Ohren. Mit verdoppelter Eile strebte sieder Kiste zu und sah, wie ein mächtiger schwarzerKater kaltblütig ihre Brut vertilgte. War erauch zweimal so groß wie sie, so griff sie ihndoch unverzüglich mit aller Kraft an, und ermachte es wie die meisten Tiere, wenn mansie bei unrechtem Tun ertappt, er wandte sichund rannte davon. Nur eins war noch übrig,ein kleines Ding, das seiner Mutter gleich sah, nur lebhafter gefärbt war, grau mitschwarzen Tupfen und einem weißen Fleckchenan der Nase, den Ohren und der Schwanzspitze.Natürlich war die Mutter ein paar Tagelang gramcrfüllt, aber das verlor sich, undalle ihre mütterliche Fürsorge galt nun demUberlebenden. Daß der kannibalische alte Katernichts weniger als wohlwollende Absichtenhegte, daran ist kein Zweifel; aber er erwiessich doch als ein verkappter Wohltäter, denndie Alte wie ihr Junges gediehen offensichtlichseit der Familienlragödie. Die Sorge um das! sitägliche Brot war nicht mehr so aufreibend.' irAllerdings hatte unsere Graue beim Fleisch- nmann selten Glück, aber es fehlte nicht an s stMüll- oder Kutterkästen; und enthielten sie ueinmal keine Fleischreste, so waren doch sicher! awenigstens Karloffeischalen darin, die dazu! gdienen konnten, den Hunger einen Tag lang afernzuhalten.! liEines Abends spürte Mutter Katze einen Lwundervollen Geruch, der vom Meeresstrand ndes New Jork im Osten begrenzenden und von hBrooklyn trennenden Meeresteils, des East KRiver, am Ende der Gasse herkam. Ein neuer n