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Für unsere Kinder

aufgestellt, Blumen und Laubgewinde an die| bildete, auf die weiten Sommerweiden, die Häuser gehängt und über die Straßen gezogen, eine Johanniskrone" angefertigt, Tannen­bäume mit bunten Eiern und Blumen ge­schmückt und singend umtanzt.

Etwas deutlicher wird schon der Sinn dieser Gebräuche, wenn wir hören, daß da und dort der Priester die Flamme segnet". Anderswo wirft man die Holzscheite in die Luft, trägt die Brände in der Ortsgemarfung umher, streut die Asche des Johannisfeuers auf die Felder, vergräbt Kohle davon unter der Tür­schwelle und dergleichen mehr. Hier ist der Zweck ganz deutlich, es handelt sich um Be­schwörung von Geistern und Heren.

Für unsere Vorfahren. und nicht nur in der heidnischen Zeit war ja alles, was sie umgab, Luft, Wasser, Feuer und Erde voll unsichtbarer, aber geschäftiger Geister, der Seelen ihrer Verstorbenen. Man nannte sie je nachdem Fcen oder Heren, Elfen, Niren oder Kobolde. Auch in seinen lieben Mit­menschen sah man sehr oft Zauberer, Heren oder Herenmeister, ein Glaube, der noch lange nicht ausgestorben ist. Der Bauer befürchtet heute noch Unheil für sein Vieh von bösen Blick"; hat er Unglück im Stall, gewiß hat ein übelgesinnter Nachbar die Kuh verhert. Die katholische Kirche   hat das Besprechen" böser Geister und das Teufelaustreiben in ihren Aufgabenkreis übernommen, in manchen viehzuchttreibenden Gegenden wird das Vieh heute noch auf eine Anhöhe getrieben und feierlich eingesegnet. Bekannt ist ja auch das firchliche Besprechen von Kropf- und Hals­leiden am Sankt Blasiustag. Wer heute nach Pfingsten oder um Johanni durch eine katho­lische Bauerngegend geht, wird an den Stall­1üren häufig Kränze und grüne Wispeln sehen, allerlei Mittel zum Schuße des Viehstandes vor Seuchen und Unglück. Genau wie diese Sitten, so haben auch die eigentlichen Jo­hannisbräuche alle den Zweck, Mensch und Vieh und Felder vor Beherung und bösen Geistern zu schützen, denn diese sind es so glaubt man-, die Mißwachs, Hagel, Wassers­und Feuersnot  , Ungeziefer und Krankheit über den Landwirt schicken.

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Die Entstehung der Johannisbräuche ver­liert sich im Dunkel der sogenannten vorge­schichtlichen Zeit. Unsere Vorfahren, die alten Germanen, waren ein mehr Viehzucht als Ackerbau treibendes Volk. Wenn der Sommer fam und die wenigen Felder bestellt waren, trieb man das Vieh, das den Hauptreichtum

junge Mannschaft blieb mit draußen und wohnte in leichten Laubhütten. Vorher wurden die allgemeinen Versammlungen des ganzen Gaus und jeder einzelnen Dorfgemeinde ab­gehalten. Da wurde alles Wichtige beraten und beschlossen, da wurde Gericht gehalten, über Krieg und Frieden abgestimmt, die jungen Männer für wehrfähig erklärt, da wurden die nötigen Geräte und Werkzeuge von fremden Kaufleuten eingehandelt; den Schluß bildete ein oft wochenlanges Fest mit Schmaus und Tanz.

Da man sich fortwährend von den unsicht­baren Geistern der Verstorbenen umgeben glaubte, die jeden Augenblick bereit waren, ihren Nachkommen je nachdem zu schaden oder zu nügen, so mußte man natürlich auch darauf bedacht sein, diese Geister bei guter Laune zu erhalten. Bei allen solchen Festen wurde daher regelmäßig ein Baum aufge­richtet, der Malbaum, und die Geister wurden höflich eingeladen, darauf Wohnung zu nehmen. Speise und Trank wurde ihnen vorgesetzt, durch Umzüge und Tänze suchte man sie zu belustigen und ihre Hilfe zu gewinnen. Wer die schuldige Ehrfurcht und Bewirtung versagte, durfte auf die Nache der Geister gefaßt sein. Da war es Kein Wunder, wenn einem solchen Manne der Gaul lahm ging, das Vieh krank wurde, wenn der Wolf in seine Herden fiel und der Hagel ihm sein bestes Getreide verschlug. Dagegen konnten die Seelchen von großem Nutzen sein, wenn man sie gut behandelte. Dann halfen sie unsichtbar in Feld und Haus, schützten vor Verherung, woben über Nacht der frommen Hausfrau das schönste Linnen, machten, daß die Kühe voll Milch waren und die Schafe die wärmste Wolle trugen.

Doch immer konnte man die anspruchsvollen Seelchen nicht bewirten und belustigen. War das Fest zu Ende, so traten die Arbeit und der Alltag in ihre Rechte. Dann bat man die Geister, den Malbaum wieder zu verlassen. An diesem letzten Tage des Festes ging es be sonders hoch her, und der Schluß bildete regel­mäßig das feierliche Verbrennen des nun von seinen Bewohnern verlassenen Malbaums. In diesem uralten heidnischen Sommerfest also haben wir den Ursprung der noch heute teii­weise geübten Johannisbräuche. Feuer ist ein besonders wirksames Vertreibungsmittel; Licht können die Geister nicht vertragen.

Die fortziehenden Geister erklärte das Christentum allesamt für Hegen und böses Gesindel, und so ist das Johannisfest, vor

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