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Für unsere Kinder

länge umschließt. Stellen wir uns einmal einen| läßt, stehen sie wieder so schlank und aufrecht Riesenhalm von 130 Meter Durchmesser vor, da wie zuvor. er würde die fabelhafte Höhe von 52 Kilo­metern erreichen, bereits bei einem Meter Durchmesser wäre er 100 Meter höher als der Eiffelturm. Um so interessanter ist es, den inneren Bau eines Roggenhalms tennen zu lernen. Wir schneiden einen ab und betrachten den Querschnitt. Der Halm ist innen hohl. Warum? Wir müssen uns hierbei die Regel vor Augen halten: je größer der Querschnitt einer Säule und auch der Halm ist eine Säule, desto stärker sein Widerstand gegen äußeren Druck. Ja, aber würde nicht ein durch und durch massiver Halm denselben Dienst tun, nämlich dem Wind und Regen Wider stand leisten? Freilich, aber die Pflanze müßte dann unnötig viel Kraft an den Aufbau und die Ernährung des massiven Stengels rücken. Wir bewundern, wie sie es fertig bringt, höchste Sparsamkeit mit größter Zweckmäßig­teit zu verbinden.

Wäre es aber dann nicht einfacher, wenn der Roggenhalm, anstatt in die Höhe zu schießen, hübsch bescheiden am Boden bliebe? Ist die Länge nicht auch eine Vergeudung? Wir haben vorher gehört, die Getreideähren seien Windblütler. Sie müssen ihre Blüten stände so frei wie möglich den bestäubenden Luftströmungen entgegenrecken. Einst, als das Korn noch wild wuchs, hatte es mit anderen Pflanzen einen harten Kampf ums Dasein auszufechten. Nur wenn es über die anderen hinaussah, konnte es seine Pollen dem Winde anvertrauen, der sie dann über die Köpfe der fürzeren Nebenbuhler hinweg an ihren Be­stimmungsort trug.

Auch die schmalen langen Blätter des Roggenhalms müssen zur Festigkeit des Sten­gels beitragen. Jedem von euch ist sicher schon aufgefallen, daß die Getreidehalme nicht von unten bis oben gleichmäßig weiterwachsen, sondern durch Verdickungen, die sogenannten Knoten in einzelne Stockwerke geteilt sind. Diese festen Zwischenwände haben zwei Auf­gaben. Sie führen das Wasser aus der Wurzel in die eben an diesen Knoten entspringenden Blätter, und sie leiten die vom Blatt aus der Luft entnommenen Nahrungsstoffe den reifen­den Früchten zu. Das Blatt aber umschließt vom Knoten aufwärts einen Teil des Stengels, so daß dieser in einer festen Blattscheide steckt. Dadurch bekommt der Stengel noch einen weiteren Halt. Lösen wir das Blatt ab, so finden wir, daß der umhüllte Teil des Stengels gelblich und weich ist. Dieses Stück hat also noch die Fähigkeit zu wachsen. Hat sich bei einem allzu starten Sturm das Ge­treide gelegt, so muß dieses Stengelstück eine wichtige Aufgabe erfüllen, es muß den Halm wieder in die Höhe richten. Wie bringt es das Kunststück fertig? Es wächst auf jener Seite, nach der der Halm umgebogen ist, rascher als auf der anderen Seite. Dadurch hebt es allmählich den Halm. Wie manches Mal hat doch schon ein Plazregen das schönste Getreidefeld förmlich niedergewalzt, so daß es schien, als sei die ganze Ernte verdorben! Nach wenigen Tagen aber war von dem ganzen Schaden kaum etwas zu sehen. Das in der Blattscheide heimlich wachsende Stengelglied hatte seine Schuldigkeit getan. Nur wenn die Halme wirklich geknickt oder von Hageltörnern zerschlagen sind, oder wenn das Getreide schon fast reif war, dann sind auch diese Künste vergebens. ( Schluß folgt.)

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Die Müllfate.

Noch anderer Mittel bedient sich der Roggen­halm, um dem Winde Trotz zu bieten. Unter seiner Oberfläche ziehen sich feine, aber zähe Bastfasern wie Gurten, die gegen Zug und Druck schüßen. Im Flachs, Hanf- oder Nessel­stengel finden wir diese Bastfasern besonders start entwickelt. Sie lassen sich dort aus dem getrockneten Stengel mit Leichtigkeit heraus­lösen. Man verfertigt aus ihnen unsere Lein­wand- und Zwirnfäden, unsere Stricke und die dicksten Hanftaue. Die Bastfäden des Roggenhalms lassen sich nicht so leicht her­auslösen, sie lassen sich aber auf dem Quer schnitt des Stengels ganz leicht durch ihre hellere Färbung zwischen dem weicheren Ge­webe erkennen. Elastisch geben diese Fasern dem Ansturm des Windes nach, tief beugen sich die Halme, sobald aber der Wind nach- zurückgekommen!"

Bon Ernest Seton Thompson. ( Forts.) Nach langer Raft kam sie ruhig, als wäre nichts geschehen, von der alten Riste herunter und schritt auf die Stufen zu, die nach dem Keller hinabführten, natürlich immer auf der Suche nach etwas Eßbarem. Da ging die Tür auf, und wer stand da? Unser Schwarzer, Herrn Malees Hausmeister". Er schrie in den Keller hinein: Sehen Sie, Herr, kommen Sie her! Ist da nicht die Majestät Analostan