Gegenwart," sprach Genosse Bebel am 15. Dezember in einer öffent lichen Versammlung zu Berlin . Trotz ungenügender Anzeige wardieselbe von 1200 Personen, darunter ein Drittel Frauen, besucht. Wir geben in der nächsten Nummer einen ausführlichen Auszug des trefflichen Vortrags, mit dem sich die Versammlung nach stürmischen Beifallsbezeugungen einstimmig einverstanden erklärte.-
-Die Mitgliederversammlungen von Vereinen, welche entweder ganz oder theilweise aus Frauen bestehen, waren in den letzten Wochen fast ausnahmsweise gut besucht und zeugten von den Fortschritten, welche der Gedanke der Aufklärung und Organisation der Arbeite rinnen macht.
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Im deutschen Schneider- und Schneiderinnenverband, Mitgliedschaft Hamburg , ward über den„ Buchdruckerstreit" referirt. Der Verein der Kurbelstepperinnen, Stepper 2c. hielt eine Versammlung ab, in welcher Herr Hennig über das Thema: " Jwan der Schreckliche" sprach.
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-Im Allgemeinen Arbeiterinnenverein sämmtlicher Berufszweige für Berlin und Umgegend hielt Frau E. Ihrer( Velten ) einen mit reichem Beifall aufgenommenen Vortrag über„ Volksernährung."
Ueber das nämliche Thema ward in einer Versammlung des Zentralvereins der Fabrik- und Handarbeiterinnen Deutsch lands, Zahlstelle Hamburg , referirt.
Die Freie Vereinigung der in der Papierindustrie Berlins und Umgegend beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen hielt eine Mitgliederversammlung ab, in welcher Frau Rohrlack über„ Volksaberglauben" sprach. Reicher Beifall lohnte den anziehenden Vortrag, an den sich eine rege Diskussion knüpfte.
Frau Beier referirte im Verein zur Vertretung der gewerblichen Interessen der Frauen und Mädchen Hamburgs über:„ Die Lage der Buchdrucker, bezw. den Buchdruckerstreik."
Im Zentralverein der Fabrik- und Handarbeiterinnen Deutschlands , Zahlstelle Altona , hielt Genosse Schlicke einen beifällig aufgenommenen Vortrag über das Thema:„ Die Stellung der Frau und die Bedeutung der gewerkschaftlichen Organisation."
Im Fabrikarbeiterinnenverein zu Stettin sprach Frau Herbert über„ Das schwache Geschlecht," und verbreitete sich eingehend über die Schmutzkonkurrenz, welche den Arbeitern seitens der Arbeiterinnen gemacht werde, und der nur durch Aufklärung und Organisation der letzteren gesteuert werden könne.
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In diesem Augenblick ward nach einem leichten Pochen die Eingangsthür rasch geöffnet und ein hübsches Mädchen trat ein. Sie trug, obwohl das Thermometer einige Grad Kälte wies, ein dünnes, lichtes Perkalkleid, das jedoch auf das sorgfältigste ge= waschen und gebügelt war. Troß dieses leichten Anzuges schien sie nichts von Stälte zu verspüren, ihr Teint war von zarter Frische, ihre Wangen zeigten das blühendste Roth. Sie gehörte eben zu den leppigen, zu den Gutgenährten, die schon in früher Jugend einiges Fett ansammeln. Fröhlich guckte sie mit ihren blauen Augen in die Welt, ihr fleines Näschen, das, im Profil wenigstens, einen leichten Schwung nach aufwärts nahm, verlieh ihrem Gefichte etwas Nedisches, und sobald ihre Augen ernster blickten, etwas Resolutes; und resolut war sie auch, diese kleine, runde Person, dabei flink und lebhaft in ihrer Sprechweise, und in allen ihren Bewegungen.
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" Ihr seid allein, Kinder?" rief sie, sich in der Küche umsehend. Und was treiben denn die Schlingel da? Hahahah, ba liegen sie beide am Boden und wollen durch die Rize guden." Sie lief zu ihnen und fniete an ihrer Seite nieder, vergaß jedoch nicht, vorher ihr Kleid vorsorglich in die Höhe Sie zu nehmen.„ Heda, Ihr Neugierigen kommt zu mir." nahm Hans auf den Arm und füßte ihn. Der mußte sie gut tennen, er ließ sich, was sonst nicht seine Sache war, ihre Liebfofung ruhig gefallen und schwang sich in ihren Armen behaglich hin und her.
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Georg aber legte den Finger an den Mund. Pst, Rosa," machte er, er ist schon drinnen."
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Wer? Onfel Friz?" fragte das Mädchen, fast erschreckt. Der Kleine schüttelte verneinend den Kopf.„ Der Vater, er spricht mit dem Christkind; ich habe ihn schon reden gehört, o ja," und er schnitt ein ungeheuer pfiffiges Gesicht dazu.
" I Du Affer!!" rief Rosa.„ Du freuft Dich wohl schon „ I
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Mädchen" gegründet, welcher die Proletarierinnen mit geistigen Waffen für die Antheilnahme an den sozialen und wirthschaftlichen Rämpfen unserer Zeit ausrüsten soll.
In Mettmann ( bei Elberfeld ) fand eine große Versammlung statt, zu welcher auch die Frauen herangezogen werden sollten. Die Behörden strichen jedoch in der Anmeldung die Worte und für Frauen" aus und machten es damit den Bewohnerinnen des Ortes unmöglich, der Versammlung beizuwohnen. Genosse Rohrlack( Ber lin ), der über das Programm der Sozialdemokratie referirte, führte zum Punkt„ Abschaffung aller das Vereins- und Versammlungsrecht beschränkenden Geseze" in scharfer Weise aus, daß der Polizei durchaus nicht das Recht zustehe, den Frauen den Zutritt zu den Volksversammlungen zu verbieten. Die Versammlung beschloß dafür einzutreten, daß die schon so arg beschränkten Volksrechte nicht noch durch polizeiliche Verfügungen geschmälert werden.
Die Frauen des Saarreviers, welche bis jetzt der Arbeiterbewegung ferne gestanden, fangen an, derselben ihr Interesse zuzuwenden. In Anschluß an eine sehr stark besuchte Versammlung zu Hunnes, bei der ein Drittel der Anwesenden sich aus Frauen refrutirte, erklärte eine größere Anzahl der letzteren, dem lokalen Rechtsschutzverein beitreten zu wollen. Da das Vereinsgesetz die Mitgliedschaft der Frauen bei politischen Vereinen verbietet, ward die Gründung einer nur Frauen und Mädchen umfassenden Organisation beschlossen. Zweck derselben soll Unterstützung der Mitglieder in Krankheitsfällen und Vermittlung von Belehrung über die soziale Frage sein.
In Pfersee ( bei Augsburg ) wurde die Filiale des Verbandes deutscher Textilarbeiter und Arbeiterinnen aufgelöst, weil der Vorsitzende derselben angeblich eine politische Versammlung einberufen hatte, und diese dem überwachenden Auge des Gesetzes gegenüber für eine Versammlung der betreffenden Filiale ausgegeben haben sollte. Der Vorsitzende bestreitet die Richtigkeit dieser superfeinen polizeilichen Auslegung. Die in Frage kommende Versammlung war übrigens aufgelöst worden, noch ehe sie in die Tagesordnung eingetreten war.
-In Oesterreich , wo die sozialistische Arbeiterbewegung binnen wenigen Jahren Fortschritte gemacht wie in feinem zweiten Lande, nehmen auch die Proletarierinnen einen immer thätiger und energischer werdenden Antheil am Klassenkampf, zeichnet sich immer schärfer eine, Hand in Hand mit der Arbeiterbewegung gehende, klassenbewußte Arbeiterinnenbewegung ab. So wurden in letzter Zeit in Habers pirck, Kasten( bei Teplitz ), Neunkirchen , Wernstadt und Schönau Bildungsvereine für Arbeiter und Arbeiterinnen gegründet.
sehr? Ich kann mir's denken. Höre, ist die Mama auch drinnen?" Sie zeigte nach der Thür.
" Ja," nickte Georg.
„ Und
" Und Onkel Friß noch nicht?" " Onein."
Sie nahm ihn beim Kinn und füßte ihn, von dieser Auskunft sehr befriedigt. Sie wollte ihn ebenfalls auf den Arm nehmen, aber Georg wehrte sich dessen.
„ Ich lasse mich nicht mehr tragen, ich bin schon groß," sagte er. " I freilich, Du bist schon ein ganzer Mann, sprichst ja auch wie ein solcher; sage mir nur" das Mädchen neigte sich noch etwas mehr ihm zu und dämpfte ihre Stimme sage, wird Onkel Friz heut Abend bei Euch sein?"
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Georg sah sie groß an, der veränderte Ton war ihm jedenfalls aufgefallen.„ Ja," sagte er ebenso leise. Und nach einer Weile noch leiser ihr ins Ohr:„ Die Mutter hat schon einen Fisch für ihn gekauft."
Rosa mußte lachen. Ich möchte doch wissen, Georg, ob Du den Onkel Fris sehr lieb hast?"
" O ja, ich habe ihn sehr lieb."
"
Warum denn?"
,, Er ist immer mein Pferd, und ich kann auf ihm reiten." Rosa stellte keine weiteren Fragen, fie sezte Hans nieder auf den Boden und ganz wie vorher die Mutter sagte sie:„ Gieb hübsch Acht auf den Kleinen, Georg, ich muß ein wenig hineinsehen." Ehe sie aber ins Zimmer trat, sprang sie noch zur Eingangsthür und versperrte diese, zweimal den Schlüssel umdrehend. Jetzt war sie doch sicher, daß dieser Friß sie nicht unvorbereitet hier überraschen könne.„ Ich komme gleich wieder!" Sie winkte nochmals den Kindern zu, und dann verschwand auch sie in der Thür, diese fest hinter sich zuziehend.
( Fortsetzung folgt.)