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burg und Gaarden entwickelte die Rednerin in klarer, volksthümlicher, leicht verständlicher Weise die Forderungen der sozialdemofratischen Partei mit besonderer Berücksichtigung der auf die Stellung der Frau bezüglichen Punkte. Sämmtlichen Versammlungen wohnten sehr viele Frauen bei; in Flensburg z. B. kamen auf zirka 1200 Anwesende 500 Frauen, in Gaarden bildeten dieselben zwei Drittel des 600 Köpfe starken Publikums, in Schleswig waren gleichfalls 200 Frauen erschienen, obgleich die betreffende Versammlung die erste am Ort war, zu der das weibliche Geschlecht herangezogen worden. Reicher Beifall begrüßte die Ausführungen der Referentin, welche, in Anschluß an die Erläuterung des sozialdemokratischen Programms, die für die Frauen bestehende Nothwendigkeit nachwies, sich an den gewerkschaftlichen Organisationen und da diese allein die sozialistische Gesellschaft nicht zu verwirklichen vermöchten an dem politischen Leben zu betheiligen. In Neumünster und Flensburg wurden zu dem am 28. Februar stattfindenden Parteitag für Schleswig- Holstein neben mehreren Genossen auch je eine Frau als Delegirtin gewählt.
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In Heilbronn sprach am 17. Januar Frau Zetkin ( Stutt gart ) in einer sehr zahlreich besuchten Versammlung von Frauen und Männern über das Thema:„ Die gewerkschaftliche Organisation und die Arbeiterinnen." Nachdem die Rednerin ausgeführt, wie die industrielle Entwicklung die wirthschaftliche Thätigkeit der Frau revolutionirt und die Arbeiterin in eine Lage versetzt habe, welche sie im eigenen Lebensinteresse zur Antheilnahme an dem Klassenkampfe zwinge, legte sie Zweck und Bedeutung der Gewerkschaften dar. Dieselben seien dem Proletariat als Kampfesorganisationen und Erziehungsmittel unentbehrlich, dem Einzelnen als Versicherungsanstalten schätzenswerth; da sie jedoch die soziale Befreiung des Proletariats nicht durchsetzen könnten, so müßte ergänzend neben sie der Kampf auf politischem Gebiete treten, wie er durch die sozialdemokratische Arbeiterpartei geführt wird. Die Versammlung nahm nach Schluß des Vortrags einstimmig folgende Resolution an:" In Erwägung, daß die volle Antheilnahme der Arbeiterinnen am Klassenkampfe eine unerläßliche Vorbedingung für die Befreiung des Proletariats ist; in Erwägung, daß die politische Rechtlosigkeit des weiblichen Geschlechts als Vorwand herhalten muß, der Arbeiterin die freie Ausübung des Koalitionsrechts zu beschränken, erklärt die Versammlung, daß es Nothwendigkeit und Pflicht der gewerkschaftlichen und politischen Arbeiterbewegung ist, für die Verleihung der politischen Rechte an das weibliche Geschlecht einzutreten."
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, Das ist der Schimmel, nicht wahr?" fragte Friz ebenfalls lachend." Sehr gut, köstlich, ganz wie neu, aber halt, den spannen wir gleich vor den Wagen."
" Ja, das thun wir, das wird ihm imponiren, aber ich meine fast, der Bursch wird allzureichlich beschenkt. Bringt ihm der auch noch was!" Wer hat denn sonst noch was gebracht?" fragte Frizz verwundert, als könne er sich ein solches Vorkommniß nicht erklären. Die Rosa," versezte Karl kurz. „ Die Rosa
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,, Diese hübschen Puppen brachte sie den Kindern, sie hat sie selbst bekleidet und aufgeputzt." Friz langte darnach, er betrachtete fie mit Bewunderung und ließ dann den träumerischen Blick noch lange auf ihnen ruhen, aber er sagte kein Wort. Sie sind allerliebst, was?" fragte Karl nach einer Pause, während dem er noch einmal Alles mit zufriedenen Augen angesehen.
„ Oja!
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Sie hat Geschmack, das muß man ihr lassen."
" Den hat sie," sprudelte Friz heraus. Sie ist selbst immer so nett, so reinlich- so"
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" So appetitlich, zum anbeißen," ergänzte Bruder Karl. Friz wandte sich ab. Ihr seid noch immer unversöhnt?" ,, Und werden es auch bleiben, sie ist-," er stockte wieder. " Sie ist unausstehlich," rief er mit Heftigkeit.
Meinetwegen," versetzte der Andere, scheinbar gleichgiltig. ,, Aber ich bitte Dich," fuhr er dann mit einem recht malitiösen Lächeln fort.„ Warum trägst Du denn diese Püppchen im Zimmer herum und drückst sie dabei zärtlich an Dein Herz? Gefällt Dir das Spielzeug, Frißchen? Nun, ich wette, wenn Rosa das wüßte, fie machte Dir einige solche Dinger, troß Eurer Feindschaft."
„ Ich bitte Dich, spotte nicht," rief Frizz halb ärgerlich, halb lachend, indem er die Püppchen rasch an Ort und Stelle legte. Du kannst Dich luftig machen, freilich, Du hast es gut getroffen, Du hast eine liebenswürdige, sanfte Frau bekommen, eine wahre Taube, aber"
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In einer öffentlichen Versammlung der Berliner Schneider und Schneiderinnen referirte Frl. Wabnih am 17. Januar unter großem Beifall über das Thema:„ Das Problem der Armuth." Herr Pfeiffer brachte in Anschluß an die trefflichen Darlegungen der Rednerin eine Menge Thatsachen, die Ausbeutung weiblicher Arbeitskräfte durch die Zwischenmeister betreffend, zur Kenntniß der Versammelten und forderte dieselben auf, sich dem bestehenden Verband der Schneider und Schneiderinnen anzuschließen, um durch die Macht der Organisation die Einrichtung von Betriebswerkstätten durchzusetzen, in denen eine scharfe Kontrole geübt und dadurch der schlimmsten Ausbeutung der Arbeiterinnen etwas vorgebeugt werden könne.
Am 17. Januar fand im Osten von Berlin eine imposante Versammlung für Frauen und Männer statt, in welcher Frau Kolbe über„ Die Ursachen der Trunksucht" einen mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag hielt, in dem sie nachwies, daß die Ursachen des Alkoholismus in der wachsenden Verelendung der Volksmassen, in der steigenden Ausbeutung des Proletariats durch die Kapitalisten zu suchen sei. Die Versammlung erklärte sich mit den Ausführungen der Referentin voll und ganz einverstanden und versprach, rege für die Sozialdemokratie zu agitiren.
Die Tabakarbeiter und Arbeiterinnen von Berlin beriethen am 17. Januar in öffentlicher Versammlung über die eventuelle Einführung der Kontrolmarke in die Tabakindustrie. Herr Stahl schilderte, welche Vortheile die amerikanischen Tabatarbeiter bezüglich Verkürzung der Arbeitszeit, Erhöhung der Löhne und besseren Arbeitsbedingungen überhaupt vermittels der Kontrolmarke erlangt hätten. - Die Anwesenden beauftragten die Kommission für öffentliche Angelegenheiten, Bestimmungen, die Einführung der Kontrolmarke betreffend, auszuarbeiten und einer folgenden Versammlung behufs Prüfung vorzulegen.
Der Reichstagsabgeordnete Bock sprach am 18. Januar zu Berlin in einer öffentlichen Versammlung der Arbeiter und Arbeiterinnen über:„ Die Bedeutung der Gewerkschaftsbewegung." Der Redner legte anschaulich die Nothwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisationen und ihr Verhältniß zur, ihren Werth für die politische Bewegung dar. Betreffs der Form der Gewerkschaftsorganisationen empfahl er in warmer Weise die der Zentralverbände, welche durch die wirthschaftliche Entwicklung, angesichts der wirthschaftlichen Uebermacht des Unternehmerthums, zur Nothwendigkeit werde. An den Vortrag knüpfte sich eine ungemein lebhafte Diskussion, in derem Ver
Was, aber? Du hast noch gar keine Frau, dächte ich, wie fannst Du Vergleiche anstellen? Oder hättest Da Deine Augen vielleicht auf ein kleines, zorniges, rachsüchtiges Ungethüm geworfen, Du, Friz?" Er drohte schelmisch lachend mit dem Finger. Du, ich will nicht hoffen."
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„ Ich werde gar nicht heirathen, punktum," stieß dieser mit einer Art verzweifelter Resignation heraus. Ich werde das Glück der Familie niemals fennen lernen, ich werde als alter Junggeselle ſterben."
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, Das ist aber tragisch."
Und wenn ich etwas hinterlasse, sollen es Deine Kinder erben." " Ich danke Dir, das ist sehr edel von Dir, Bruder, aber ich will Dir Gelegenheit geben, Dich noch bei lebendigem Leibe Deinen präsumtiven Erben nüßlich zu machen, indem Du ihnen jetzt den Weihnachtsbaum anzündest."
,, Nein, das kannst Du thun," sagte Friz wider Willen lachend. „ Ich gehe, ich habe genug an Deinen Späßchen, und ich will lieber Georg auf den feierlichen Moment vorbereiten."
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Gut, und wenn ich dann läute, so stürzt Ihr Alle herein." " Wir stürzen herein; o, ich bin nur neugierig auf das Gesicht, das Dein Bube dazu machen wird."
Als Friz mit derselben Vorsicht, mit der er eingetreten, wieder das Zimmer verließ, stieß er auf den kleinen Georg, der zuwartend an die Thüre gelehnt war.
„ Ich habe etwas gesehen, ich habe etwas gesehen!" schrie der allsogleich und patschte in die Händchen.
" Was hast Du denn gesehen?"
" Ich habe ein Licht gesehen."
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Du wirst ihrer gleich mehr sehen, Bursche. Mama," rief Friß der Schwägerin zu,„ komm her, jetzt heißt es aufpassen, saperlot, es wird gleich läuten, die Thür wird aufspringen und dann werden wir die Herrlichkeit sehen. Das Christkind ist ja schon drinnen."