umkehren mußten, ohne Platz gefunden zu haben. Nachdem die Referentin ein anschauliches und interessantes Bild von der unter­geordneten Stellung der Frau in der Gesellschaft und der Ausbeutung der Proletarierinnen durch die Profitwuth der Kapitalisten entworfen, begründete sie die Nothwendigkeit, die Arbeiterinnen in die gewerk­schaftlichen Organisationen einzubeziehen und politisch zu schulen. Die Versammlung erklärte sich durch stürmischen Beifall mit den Aus­führungen der Referentin einverstanden. Eine Genossin legte die Nothwendigkeit der Organisation der Arbeiterinnen behufs Steigerung der Löhne mit Hinweis auf die Thatsache dar, daß der Preis der Lebensmittel stetig steigt, während die ortsüblichen Löhne ebenso stetig sinten, seit einigen Jahren um 50 Prozent zurückgegangen sind.

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Am 25. Januar referirte Frau Ihrer in Haynan( Schlesien  ) vor einer gleichfalls außerordentlich stark besuchten Versammlung über das nämliche Thema. Die Versammlung, welche die Ausführungen der Rednerin mit begeistertem Beifall aufgenommen, erklärte in einer Resolution ihre volle Zustimmung zu denselben und versprach, energisch für sie einzutreten.

In einer öffentlichen Versammlung der Frauen und Mädchen von Wandsbeck, die am 25. Januar stattfand, sprach Genosse Klüß über Die Verbannung von Wissenschaft und Recht," und erntete mit seinen Ausführungen reichen Beifall.

Die Schneider und Schneiderinnen von Leipzig   beschlossen am 25. Januar in einer öffentlichen, gutbesuchten Versammlung die Errichtung einer Herberge für alle in der Bekleidungsindustrie be­schäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen.

Frau Henrich Wilhelmi referirte am 27. Januar in einer gut besuchten Versammlung des Allgemeinen Arbeiterinnen- Vereins für Berlin   und Umgegend über: Die rechtlose Stellung der Frau." Die Rednerin forderte in Anschluß an ihre diesbezüglichen Darlegungen für weibliche Angeklagte weibliche Vertheidiger und Geschworenen, für kranke Frauen weibliche Aerzte, sie verlangte ferner für das weibliche Geschlecht das Recht, Vertreter in Reichstag  , Landtag und Gemeinde wählen zu können. Der Vortrag wurde mit anhaltendem Beifall belohnt.

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In Güstrow   fand am 27. Januar eine von tausend Personen, Männer wie Frauen, besuchte Versammlung statt, in welcher Frau Steinbach( Hamburg  ) über das Thema sprach: Die gewerbliche Frauenarbeit und ihre Bedeutung für die moderne Arbeiterbewegung." Die Rednerin zeichnete in kräftigen Strichen ein Bild der Ausbeutung der Frauenarbeit und legte dann die Gründe dar, welche die Prole­tarierinnen zum Anschluß an die sozialdemokratische Bewegung zwingen, zugleich den Nutzen zeigend, den letztere aus der Antheilnahme der Frauen am Klassenkampfe ziehen muß. Am 29. Januar referirte Frau Steinbach am nämlichen Orte in einer öffentlichen Versamm lung der Schneider über Die Gewerkschaftsbewegung." Klar und verständlich legte sie die Bedeutung der gewerkschaftlichen Organisation dar, welche der Arbeit zum Schutz, dem Kapital zum Truß gereichen müsse. Beide Versammlungen stimmten durch begeisterten Beifall den Ausführungen der Rednerin zu.

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Der Leseklub ,, Karl Mary" zu Berlin   hatte für den 31. Januar eine Versammlung für Männer und Frauen berufen, die von mehr als tausend Personen besucht war. Herr Dr. Bernstein hielt einen sehr interessanten Vortrag über Die erste Hilfe bei Unglücksfällen."

-Am 31. Januar sprach in Aschersleben   Frau Henrich­Wilhelmi vor einer auch seitens der Frauen gut besuchten Versamm­lung über das Thema: Der Begriff der Gotteslästerung."

In Nordhausen   hielten am 1. Februar die Tabatarbeiter und Arbeiterinnen eine öffentliche Versammlung ab, in welcher die Nothwendigkeit einer strammen Organisation betont und ein Delegirter für den Gewerkschaftskongreß zu Halberstadt   gewählt ward.

-Am 7. Februar fand in Berlin   eine gut besuchte Versamm­lung für Männer und Frauen statt, in welcher Genosse Koblenzer unter reichem Beifall über Die Chartistenbewegung in England" referirte.

Der sozialdemokratische Leseklub Dietzgen" in Berlin   hielt am 7. Februar eine öffentliche Versammlung für Männer und Frauen ab, in welcher Genosse Keßler über den Entwurf des Volksschul­Gesetzes" sprach. Die Versammlung protestirte in einer Resolution gegen diesen Entwurf und erklärte es für Gewissenszwang, daß Kinder, deren Eltern aus der Landeskirche ausgetreten sind, zum Religions­unterricht gezwungen werden sollen. In einer zweiten Resolution sprach die Versammlung ihre Entrüstung darüber aus, daß die Staats­anwaltschaft zu Magdeburg   den Genossen Peus nicht aus der Unter­suchungshaft an das Sterbebett seiner Frau entlassen habe.

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In einer öffentlichen Versammlung der in der Blumen- und Puzzfedernbranche thätigen Arbeiter und Arbeiterinnen zu Berlin  sprach Herr Dr. Pinn über das Thema: Konventionelle Lügen."

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An den mit großem Beifall aufgenommenen Vortrag schloß sich eine lebhafte Diskussion, an welcher sich Frln. Wabnitz und Frau Rönsch betheiligten.

Genosse Meyner referirte in Berlin   am 7. Februar in einer vom Leseklub Karl Mary" einberufenen öffentlichen Versamm­lung, die von 1500 Männern und Frauen besucht war, über Die Ethik der heutigen Gesellschaft." Der Redner erntete für seine Aus­führungen reichen Beifall.

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-In einer gut besuchten öffentlichen Versammlung der Tabak­arbeiter und-Arbeiterinnen von Berlin  , die am 7. Februar stattfand, sprach Herr Stahl über Die Vortheile der Einführung der Kontroll­marke in die Tabakindustrie." Die Versammlung erklärte sich in einer Resolution für die Einführung der Kontrollmarke und forderte den Unterstützungsverein der Tabakarbeiter Deutschlands   auf, zu dem Be­schluß bezw. der Frage Stellung zu nehmen.

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Am 8. Februar fand in Berlin   eine von 5000 Männern und Frauen besuchte Volksversammlung statt, in welcher Bebel über den Entwurf des neuen Volksschul- Gesetzes und die Sozialdemokratie" sprach. Nach dem zweistündigen Vortrag Bebel's wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: Die Versammlung erblickt in dem neuen Volksschul- Gesetzentwurf nur die Konsequenz der fort­schritts und kulturfeindlichen Bestrebungen, die seit geraumer Zeit die herrschenden Klassen und Regierungen in Deutschland   verfolgen. Der Kampf der Liberalen aller Schattirungen gegen den Entwurf kann sie darüber nicht täuschen. Die Auffassung, daß ein Schulgesetz nach dem Entwurf mit seiner streng religiösen und konfessionellen Grund­lage als wirksames Mittel zur Bekämpfung der Sozialdemokratie zu verwenden sei, erachtet die Versammlung als naiv und absurd und als einen Beweis dafür, daß man gegnerischerseits keine Ahnung hat von den Grundursachen, welche die Sozialdemokratie hervorriefen und deren schließlichen Sieg bedingen. Die Versammlung kann das Heil der Volkserziehung nur von gesetzlichen Einrichtungen erwarten, durch welche die Religion als Privatsache erklärt, die Abschaffung aller Auf­wendungen aus öffentlichen Mitteln zu kirchlichen und religiösen Zwecken ausgesprochen und die Weltlichkeit der Schule durchgeführt wird. Die Versammlung ist ferner überzeugt, daß weder die Regierung noch die herrschenden Klassen, die im preußischen Landtage ausschließlich ver­treten sind, den Willen besitzen und ihn aus Klasseninteresse nicht besitzen können, diesen Grundsätzen gerecht zu werden. Daher steht die Versammlung sowohl dem Entwurf wie allen von jener Seite ausgehenden Reformvorschlägen feindlich und ablehnend gegenüber." In Frankfurt   a. M. fand eine sehr gut besuchte öffentliche Versammlung der Schneider und Schneiderinnen statt, welche ein: stimmig folgende Resolution annahm:" In Erwägung, daß das Königl. Polizeipräsidium zu Frankfurt   a. M. zum zweiten Male die Schließung der Mitgliedschaft des Deutschen   Schneider- und Schneiderinnen- Ver­bandes angeordnet hat mit der Motivirung, daß nach Urtheil des Schöffengerichtes der Verein als ein politischer zu betrachten und dem­gemäß die Aufnahme von Frauen ungesetzlich sei, protestirt die Ver­sammlung mit aller Entschiedenheit gegen diese Auffassung. Sie ist der Ansicht, das Schöffengericht würde den Verein nicht freigegeben haben, wenn er als politischer zu betrachten wäre, da er kein lokaler, sondern eine Mitgliedschaft eines zentralisirten Vereins sei, als ersterer aber nach§ 8 des Vereinsgesetzes nicht mit einem anderen in Ver­bindung treten dürfte. Die Versammlung erblickt in dem Vorgehen des Polizeipräsidiums eine empfindliche Störung der Gewerkschafts­bewegung, die um so bedeutungsvoller ist, als es den Arbeitern nur durch eine geeignete Organisation möglich ist, sich vor der vollständigen Unterjochung durch das Großkapital zu sichern."

Am 9. Februar fand in Berlin   eine Versammlung der Schneider und Schneiderinnen statt, in welcher Reichstagsabgeordneter Singer über Die Gewerbeschiedsgerichte und den Entwurf eines Ortsstatuts für dieselben" referirte. Der Redner betonte im Laufe seiner Ausführungen besonders, daß es unbedingt nöthig sei, auch den Arbeiterinnen das Wahlrecht zu den Gewerbeschiedsgerichten zu ver leihen, wie dies die sozialdemokratischen Stadtverordneten beantragt hätten, als es sich um Ausarbeitung eines neuen Ortsstatuts für Berlin  gehandelt habe. Ihr Antrag wurde abgelehnt. Das gleiche Schicksal hatte der anläßlich der Berathung des Gesetzes über Gewerbeschieds­gerichte von den sozialdemokratischen Abgeordneten im Reichstag ein­gebrachte Antrag, allen 21 Jahre alten Arbeitern und Arbeiterinnen das Wahlrecht zu den Gewerbeschiedsgerichten zuzusprechen. Referent verbreitete sich noch eingehend über den vom Berliner Magistrat ausgearbeiteten Entwurf eines Ortsstatuts, der noch reaktionärer als das betreffende Reichsgesetz sei. Nach Schluß des sehr beifällig auf­genommenen Vortrags führte Herr Pfeiffer an, daß die Zahl der Arbeiterinnen, welche auf Grund des neuen Gesetzes von der Antheil­| nahme an den Wahlen des Gewerbeschiedsgerichtes ausgeschlossen sind,

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