in Berlin   für die Bekleidungsbranche allein 50 000 beträgt( gegen 18-20 000 männliche Arbeiter).

Frau Ihrer sprach am 10. Februar in einer außerordentlich zahlreich besuchten öffentlichen Versammlung der in Album-, Karton, Papier, Luruspapier und Lederwaarenfabriken beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen von Berlin   unter reichem Beifall über ,, Die Ernährung der Arbeiter." Die Referentin führte aus, daß die Arbeiterfrauen der nöthigen Kenntniß des Ernährungsprozesses, des Nährwerths der Hauptnahrungsmittel ermangelten, ferner angesichts ihres knappen Wirthschaftsgeldes nicht rationell kochen könnten. Die Versammlung wählte dann zwei Delegirte zu dem Halberstadter Gewerkschaftskongreß und erklärte in einer Resolution, daß sie erwarte, dieser werde die Gründung großer Vereinigungen von Arbeitern und Arbeiterinnen in die Hand nehmen, ferner darüber entscheiden, ob die Arbeiterinnen mit Arbeitern zusammen oder von denselben getrennt zu organisiren seien. In der Mitgliederversammlung der Wirker und Wirkerinnen von Berlin   hielt Frau Rohrlack am 17. Januar einen beifällig auf­genommenen Vortrag über Die wirthschaftliche Entwicklung und die Arbeiterbewegung," in welchem sie eingehend die Bedeutung und Rolle der Frauenarbeit schilderte und die Nothwendigkeit nachwies, die Arbeiterinnen zur Antheilnahme an der Arbeiterbewegung zu erziehen.

In der am 21. Januar abgehaltenen Generalversammlung des Vereins der in Buchbindereien und verwandten Betrieben be­schäftigten Arbeiterinnen zu Berlin   sprach Herr Türk unter reichem Beifall über Frauenbefreiung." Die folgende Diskussion zeigte, daß die Anwesenden mit den Ausführungen des Redners einverstanden waren. Aus dem seitens des Vorstandes erstatteten Geschäftsbericht verdient die Thatsache Erwähnung, daß die Mitgliederzahl seit Gründung des Vereins, am 1. Oktober 1890, von 36 auf 78 gestiegen ist.

Die Freie Vereinigung der in der Papierindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen von Berlin   und Umgegend hielt am 27. Januar ihre Generalversammlung ab. Aus dem Kassen- und Thätigkeitsbericht des Vorstandes erhellte die Gewißheit, daß die Or­ganisation sich kräftigt und zunimmt.

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Eine gut besuchte Mitgliederversammlung der Näherinnen Deutschlands  , Zahlstelle Eimsbüttel  , fand am 28. Januar statt. Nach Wahl eines neuen Vorstandes wurden verschiedene Fragen von nur lokalem Interesse diskutirt und eine große Anzahl neuer Mitglieder aufgenommen.

Am 30. Jan. hielt der Fachverein der in dem Buchbinder gewerbe beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen zu Stuttgart   seine vierteljährige Generalversammlung ab. Aus dem Thätigkeitsbericht

Weihnachten.

Erzählung von M. Kautsky. ( Fortsetzung.)

Schau, ein

Karl hatte das Packet auseinander geschlagen. seidenes Halstuch," er breitete es auseinander. Dunkelblau mit weißen Streifen, gerade wie es unsere Gecken tragen."

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,, O, damit will ich Staat machen, darum werde ich beneidet werden," fam es noch immer von der Thüre her.

Donnerwetter, Friz, bist Du denn an dieser Stelle an­gewurzelt, so rühre Dich doch."

Ja, ich" sein aufmerksames Ohr hatte in der Küche ein leichtes Knarren des Fußbodens vernommen, das durch die sich entfernenden Schritte der nichts weniger als ätherischen Gestalt der kleinen Rosa verursacht wurde." Ah!" schrie Friz auf, ich habe sie!" und mit einem Sprung war er in der Küche.

" Bist Du verrückt, Kerl, was hast Du, wen hast Du?" ,, Eine Wohnungseinschleicherin," antwortete Friß von draußen. Ich habe sie erwischt, ich halte sie." Und in der That umfaßte er im Dunkeln die vermeintliche Spißbübin mit seinen kräftigen Armen und preßte sie dergestalt an sich, als wenn er ihr das Wohnungseinschleichen für immer vertreiben wollte. Die arme Rosa war wohl vom Schreck gelähmt, sonst hätte sie sich der Um­schlingung ihres Feindes gewiß entrissen, während sie jetzt das Schreckliche lautlos und geduldig über sich ergehen ließ.

Die Eheleute waren ebenfalls herbeigeeilt.

,, Lasse sie!" versezte Auguste, um ihre Freundin ernstlich besorgt. Lasse sie, es ist ja Roja!"

Friz hatte die Bedauernswerthe indeß schon in das Zimmer geführt. Fräulein Rosa!" rief er, und er that als wäre er auf's höchste erstaunt, als er ihr jetzt bei der hellen Beleuchtung in das

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des Vorstandes verdient hervorgehoben zu werden, daß der Fachverein zum Zwecke der Agitation unter den Arbeiterinnen besondere Arbeite­rinnen- Versammlungen( zwei im letzten Vierteljahr) abhalten läßt, und daß die Zahl der weiblichen Mitglieder 100 gegen 250 männ liche beträgt. Die erfreuliche Zunahme der organisirten Arbeiterinnen des Fachs, die sich erst seit letztem Juli dem Verein anschließen können, ist hauptsächlich auf die von den Arbeitern energisch betriebene Agi­tation in den Werkstuben zurückzuführen.

-In dem allgemeinen Arbeiterinnenverein sämmtlicher Berufs­zweige von Berlin   und Umgegend sprach Herr Henning am 1. Februar über die Bartholomäusnacht.  " Nach Schluß des beifällig aufgenom menen Vortrags wurden die Anwesenden aufgefordert, eine Petition gegen den Entwurf des neuen Volksschulgesetzes zu unterzeichnen.

- Der Zentralverein der Fabrik- und Handarbeiterinnen Deutsch­ lands  , Zahlstelle Eimsbüttel  , hielt am 1. Februar seine Mitglieder­versammlung ab, in welcher Frau Busky über Zweck und Nutzen des Vereins" referirte. Die Versammlung delegirte Frau Schneider als Vertreterin zu der im April bevorstehenden Generalversammlung des Zentralvereins und beschloß, von der Entsendung einer Delegirtin zu dem Gewerkschaftskongreß zu Halberstadt   abzustehen.

Am 1. Februar fand die erste Versammlung der Filiale des Zentralvereins der Fabrikarbeiterinnen Deutschlands   in Grabow   bei Stettin   statt. In einem Vortrag über die Frauenbewegung" schil­derte Frau Panzram die elenden Lohn- und Arbeiterverhältnisse der Proletarierinnen und zeigte die Nothwendigkeit, dieselben zu organisiren und zu der allgemeinen Arbeiterbewegung heranzuziehen.

Der Zentralverein der Hand- und Fabrikarbeiterinnen, Zahl­stelle Altona  , hielt am 2. Februar eine Mitgliederversammlung ab, in welcher Frau Kramm einstimmig als Delegirtin für den Halber­stadter Gewerkschaftskongreß und Frau Kähler gleichfalls einstimmig als Delegirtin für die am 24. April stattfindende Generalversammlung des Vereins gewählt wurden.

In Marienthal( Desterreich) ward am 10. Januar ein Verein der Textilarbeiter und Arbeiterinnen für Marienthal und Umgegend gegründet, in dem nach anderen Rednern Frau Dworschak aus Wien  in packender Weise über Zweck und Nutzen der Vereine und Fach­organisationen" sprach.

Am 23. Januar fand in Wien   ein von dem Komité für Frauenstimmrecht" im Saale der österreichischen Eisenbahnbeamten veranstalteter Vortragsabend statt. Frau Turnau  , eine sehr ge­wandte Rednerin, sprach über das Thema: Die Nothwendigkeit eines österreichischen Frauentags." Sie wies nach, daß die heutige Form

Gesicht sah. Er ließ sie rasch und erschreckt los. O, wenn ich das gewußt hätte!" fügte er in entschuldigendem Ton hinzu, ob­wohl es recht schelmisch dabei um seinen hübschen Mund zuckte. Wer hätte das auch gedacht, Fräulein Rosa, daß sie heimlich in anderer Leute Wohnung

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Ich- ich- Auguste Auguste" stotterte das Mädchen, blut­roth und wirklich ganz verwirrt.

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Du Narr!" rief Auguste erbost, indem sie ihrem Schwager einen fleinen, freundschaftlichen Rippenstoß versezte. Was glaubst Du denn? Ich hatte sie gebeten, der Bescheerung beizuwohnen, sie wollte durchaus nicht, aber ich drang so lange in sie, bis sie mir versprach, für einen Augenblick unbemerkt ein Zeuge unseres Glücks zu sein."

" Dem sie jetzt, wo sie bemerkt wurde, nicht sogleich den Rücken wenden darf," sagte Karl freundlich und bestimmt.

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,, Rosa!" rief ihr Georg von seinem Rappen, auf den er sich rittlings gesezt hatte, jetzt zu. Schau, ich habe eine Peitsche und einen Wagen, und eine schöne Puppe habe ich und das hat mir alles das Christkind gebringt."

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Gebracht!" forrigirte der Vater, und sehen Sie nur, Rosa, wie auch der Hans mit seinem Büppchen zärtlich thut." Rosa trat zu den Kindern. Es wäre doch lächerlich gewesen, wenn sie sogleich wieder fortgelaufen wäre. Sie hatte auch bald ihren munteren Ton und die fröhliche Unbefangenheit, die ihr eigen war, wieder erlangt, und sie spielte mit Georg und als er nach der Puppe verlangte, der er bisher aus embarraz de richesse nicht die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet hatte, setzte sie ihm dieselbe in den Wagen, damit er sie spazieren fahren könne. Nach Friz hatte sie sich nicht mehr umgesehen. Jest faßte Auguste die Freundin unter den Arm; sie bat sie nun, auch die Geschenke der Großen zu besehen. Alles wurde noch einmal durchgenommen