In einer großen öffentlichen Versammlung der Plätterinnen zu Berlin sprach Herr Dr. Christeller am 19. Februar über ,, Krankheitsentstehung durch Einathmen von Leuchtgas" und empfahl einen ausgedehnten Arbeiterschutz, um Arbeiter und Arbeiterinnen des Plättgewerbes vor der Schädlichkeit dieses Gases zu schützen. Die Versammlung erklärte, daß die Einführung der Gasplätterei nur den Fabrikanten nüße, die Gesundheit der damit Beschäftigten jedoch schädige; sie beauftragte den Versammlungsausschuß, beim Polizeipräsidium vorstellig zu werden, damit von sanitätspolizeilicher Seite aus der Gasplätterei Einhalt geboten werde.
In Fürth fand am 22. Februar eine von dem Buchbinderfachverein und dem Arbeiterinnenverein veranstaltete öffentliche Versammlung statt, in welcher Frau Zetkin über„ Die Bedeutung der gewerkschaftlichen Organisation für die Arbeiterinnen" referirte. Die sehr zahlreich besuchte Versammlung erklärte, daß sie mit den Ausführungen der Referentin einverstanden sei, und daß sie in einer strammen, einheitlichen Organisation aller in der Papierbranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen eine Waffe erblicke, um gegen die kapitalistische Ausbeutung anzufämpfen. Die Anwesenden gingen nach einem begeisterten Hoch auf die Arbeiterbewegung aller Länder und dem Gesang der Marseillaise auseinander.
-Am 28. Februar fand in Osnabrück eine öffentliche Versammlung für Frauen und Mädchen statt, zu welcher der Andrang so stark war, daß die Polizei lange vor Eröffnung derselben das Lokal sperrte. Frau Rohrlack sprach in zweistündiger Rede über„ Die Stellung der Frau in der heutigen Gesellschaft," und die Versammlung erklärte durch stürmischen Beifall ihre Zustimmung zu den trefflichen Ausführungen.
-In der Mitgliederversammlung des Allgemeinen Arbeiterinnenvereins für Berlin und Umgegend sprach Frl. Wabniz am 9. Februar unter reichem Beifall über„ Das Problem der Armuth." Der Verein ehrte das Andenken der Frau Peus durch Erheben von den Sitzen, sowie durch Entsendung eines Kranzes und eines Beileidstelegramms.
Der Verein der Fabrikarbeiterinnen von Stettin wählte in seiner Mitgliederversammlung vom 10. Februar Frau Kähler als Delegirte zu dem Gewerkschaftskongreß und Frau Pangram als Delegirte zu der bevorstehenden Generalversammlung des Verbandes deutscher Fabrikarbeiterinnen.
Herr Stoklassa sprach am 10. Februar in dem Verein zur Vertretung der gewerblichen Interessen der Frauen und Mädchen Hamburgs über Frauenwirken, Wissen und seine Förderung."
um Verzeihung bitten, dann müssen Sie's bei dem thun," er wies auf Friz, der von ihnen hinweg zum Fenster getreten war, ihn haben Sie wirklich und ganz ungerechtfertigt beleidigt."
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" Ja, es ist wahr!" rief Rosa von Neue erfaßt. Sie eilte rasch auf den jungen Mann zu, blieb aber auf halbem Wege stehen. Es schien sie einen recht schweren Kampf zu kosten, und doch fühlte sie diesmal ihr Unrecht und hätte es wirklich recht gerne wieder gut gemacht. Wenn er nur etwas entgegen gefommen wäre, wenn er es ihr nur in etwas erleichtert hätte! Aber da stand er steif, wie aus Holz gedrechselt, er hatte das Gesicht dem Fenster zugefehrt, und er trommelte mit den Fingern gegen die Scheiben. Schrittweise und zögernd war sie dennoch näher ge= fommen. Jetzt streckte sie die Hand aus und hielt sie ihm entgegen, er mußte es wohl bemerkt haben, aber er rührte sich nicht. " Friß!" Unwillkürlich war dies Wort über ihre Lippen gesprungen, und co lag eine Welt von Empfindung darin. Zorn und Reue, es eine Drohung und eine Bitte sprach sich gleichzeitig darin aus. Frizz wandte sich mit einer jähen Bewegung ihr zu. Er war blaẞ geworden. Was wünschen Sie, Fräulein Rosa?" sagte er rauh. Tas leidenschaftliche Mädchen stampfte mit dem Fuß auf. " Sie wollen mir es also unmöglich machen, Sie um um Ver: zeihung zu bitten?"
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Wie können Sie dies auch thun," entgegnete er bitter. ,, Wie können Sie mich, von dem Sie eine so schlechte Meinung haben, wie können Sie einen rohen Burschen, von dem Sie glaubten, daß er Sie in frecher Weise verhöhnen fonnte, um Verzeihung bitten?"
" Ich bitte auch nicht immer um Verzeihung, Sie wissen es wohl!" brauste sie auf, aber heute thue ich es, denn ich bin im Unrecht, ich hatte mich in eine abgeschmackte Jdee verrannt, ich sehe das ein, und es thut mir leid."
„ Na, was willst Du mehr, Du Bedenklicher," begann Karl. " Damit kannst Du Dich zufrieden geben, dächte ich." Er trat
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In der Mitgliederversammlung des Zentralvereins der Fabrik und Handarbeiterinnen Deutschlands , Zahlstelle Wandsbeck, referirte Herr Fischer über„ Die wirthschaftliche und gesellschaftliche Stellung der Frau" und wies die Nothwendigkeit der gewerkschaftlichen Organisation der weiblichen Arbeitskräfte nach. Der Verein wählte Frau Kähler als Delegirte zu dem Halberstadter Gewerkschaftskongreß.
Der Buchbinderfachverein zu Hannover hielt am 13. Februar eine außerordentliche Generalversammlung ab, in deren Verlauf die Aufnahme der in dem Buchbindergewerbe beschäftigten Arbeiterinnen in die Organisation stattfand. Geleitet von der Ansicht, daß die Arbeiterinnen besser getrennt von den Arbeitern zu organisiren seien, hatte der Fachverein vor einem Jahre einen Verein der graphischen Arbeiterinnen gegründet, war aber im Laufe der Zeit durch die gemachten Erfahrungen zu der gegentheiligen Meinung bekehrt worden und hofft nun von der gemeinsamen Organisation der Arbeiter und Arbeiterinnen das Beste.
In der ersten diesjährigen Generalversammlung des Vereins der Kurbelstepperinnen, Stepper 2c. von Berlin , welche am 14. Februar stattfand, ward auf Grund des Kassen- und Thätigkeitsberichts der Beweis für die ruhige und stetige Entwicklung der Organisation geliefert. Der Antrag, den Monatsbeitrag um 10 Pfennig zu erhöhen und dafür den Mitgliedern unentgeltlich die Gleichheit" zu liefern, ward lebhaft unterstützt und angenommen. Die Versammlung erörterte in der Folge die Frage eines Lohntarifs und die Vortheile des von dem Verein ins Leben gerufenen Arbeitsnachweises.
-Der Zentralverein der Fabrit und Handarbeiterinnen Deutsch lands, Zahlstelle Eimsbüttel, beschloß in seiner Mitgliederversamm lung vom 14. Februar, seinen Siz nach Altona zu verlegen und ver schiedene Bestimmungen seines Statuts zu ändern.
Am 16. Februar hielt der Allgemeine Arbeiterinnenverein sämmtlicher Berufszweige Berlins und Umgegend seine Generalversammlung ab, welche Zeugniß von seinem Gedeihen ablegte. Nachdem der Verein das Andenken der Frau Peus geehrt hatte, erläuterte Frau Fahrenwald mehrere Paragraphen des Vereinsgesetzes. Der Verein beschloß, seinen Mitgliedern die„ Gleichheit" zu liefern.
Der Allgemeine Frauen und Mädchenverein für Mainz und Umgegend hielt am 17. Februar seine Mitgliederversammlung ab und hörte einen sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über das Thema:„ Der Arbeitslohn des Mannes und dessen Einfluß auf die Gestaltung der Familie."
zwischen die Beiden.„ Macht Friede, Kinder, Ihr sollt uns den heutigen Abend verschönern helfen, aber solche Mißtöne können wir dabei nicht brauchen."
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„ Ich habe einzig die Schuld daran, Herr Mahlknecht; warum bin ich auch herüber gekommen!" Rosa wendete sich zum Gehen, Karl hielt sie zurück. Sie sind eine schrecklich entschiedene Person, ein rechter Troßkopf sind Sie, fönnen Sie sich nicht etwas sanfter geben, etwas nachgiebiger, etwas mäßiger? Wenn Sie in dieser Weise fortfahren, dann werden Sie eine unglückliche Frau und Gattin werden, denfen Sie daran, Rosa."
Rosas Augen füllten sich abermals mit Thränen.„ Ich weiß es wohl, daß ich für keinen passe, ich will auch eine alte Jungfer werden."
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Nun, da haben wir's!" rief Starl in launiger Desperation. Sollte da Einer nicht aus der Haut fahren? Er wird ein alter Junggeselle, wie er mir vorhin fest versicherte, und sie wird eine alte Jungfer!"
In dem Augenblick wendeten sich die Blicke der jungen Leute in forschender Neugier einander zu. Sie wollten wohl genau wissen, wie denn so ein in vornhinein Geopferter aussehe. Als ihre Augen mit diesem Ausdruck sich begegneten, zuckte es in ihren Mienen heiter auf, und als sie fühlten, daß sie nun wieder dasselbe Gesicht machten, brachte diese unwillkürliche Uebereinſtimmung eine so komische Wirkung auf sie hervor, daß sie gleichSo lacht nur die zeitig in ein herzliches Lachen ausbrachen. Jugend, so unvermittelt, so unwiderstehlich. Karl stimmte mit ein, und auch Auguste, die den kleinen Hans zu Bette gebracht hatte und nun herbeigeeilt war, lachte mit ohne recht zu wissen
warum.
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So ist's recht," sagte Karl, so gefallt Ihr mir. Benußt die gute Stimmung, reicht Euch die Hände, und ich will von Zank und Streit zwischen Euch, für heute wenigstens, nichts mehr hören." ( Fortsetzung folgt.)