diesbezüglichen Darlegungen einverstanden und versprach, mit besten Kräften für die auf dem Kongresse in Halberstadt beschlossene graphische Union einzutreten.
- Der sozialdemokratische Arbeiterverein in Weißenfels hielt am 21. März eine öffentliche Versammlung für Frauen und Männer ab, in welcher Reichstagsabgeordneter Kunert über„ Die Volksschule und das Volksschulgesetz" referirte. Der Redner zeigte in seinen sehr beifällig aufgenommenen Ausführungen, daß keine einzige der bürgerlichen Parteien eine wahre Reform des Unterrichtswesens, bezw. der Volksschule wolle. Nur die Sozialdemokratie trete für einen Volksunterricht ein, welcher Jedem die Stufe der Bildung erreichen läßt, zu der ihn seine Beanlagung befähigt. In einer längeren Resolution erklärten sich die Versammelten mit dem Referenten einverstanden.
In Barmen fand am 21. März eine auch seitens der Arbeiterinnen sehr gut besuchte öffentliche Versammlung der Textilarbeiter statt, in welcher Herr Honselar über„ Die neue Fabrikordnung" und über den„ Nußen der Organisation" sprach. Nachdem der Redner die neue Fabrikordnung scharf kritisirt und den Werth der Organisation in flarer Weise gezeigt hatte, verpflichtete sich die Versammlung, gegen die Fabrikordnung in ihrer jetzigen, nicht annehmbaren Form Stellung zu nehmen, ferner mit allen gesetzlichen Mitteln dahin zu wirken, daß alle Arbeiter und Arbeiterinnen dem Textilarbeiterverband beitreten, weil nur ein geschlossenes Zusammengehen zum Siege führen kann.
-Frau Blohm( Hamburg ) sprach in Wedel am 24. März in einer sehr zahlreich besuchten Versammlung für Frauen und Männer über„ Die Stellung der Frau in der heutigen Gesellschaft." Unter stürmischem Beifall endete die Rednerin ihren Vortrag mit der Aufforderung, die Frauen möchten sich rege an den Organisationsbestrebungen betheiligen. Ein Antrag auf Gründung eines Frauenvereins in Wedel fand einstimmige Annahme, und die Versammlung ging mit einem Hoch auf die internationale Arbeiter- und Arbeiterinnenbewegung auseinander.
In Wilster fand am 25. März eine Volksversammlung statt, die sich auch seitens der Frauen eines sehr guten Besuchs erfreute. Frau Kähler( Wandsbeck) sprach über„ Das Programm der Sozialdemokratie und die Frauenfrage" und erntete für ihre klaren Ausführungen reichen Beifall. Auf die Aufforderung der Referentin hin ward die Gründung eines Frauenbildungsvereins beschlossen, dem sofort 36 Mitglieder beitraten.
-Der sozialdemokratische Agitationsklub für den Osten Berlins hielt am 26. März eine gut besuchte Versammlung für Frauen und Männer ab, in welcher Herr Silberberg über„ Sklaventhum und freie Arbeit" sprach. Die Ausführungen des Referenten fanden reichen Beifall, und die Versammlung erklärte, dahin streben zu wollen, daß die heutige Gesellschaftsordnung einer besseren Platz mache.
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In Fürth fand am 26. März eine öffentliche Versammlung aller in der Papierbranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen statt, in welcher Herr Segit über die„ Novelle der Gewerbeordnung" referirte. In Anschluß an die Ausführungen des Referenten kritisirten mehrere Redner scharf die Arbeitsordnungen, welche in verschiedenen Werkstätten eingeführt werden sollen, und die für die Arbeiterinnen besonders ungünstig sind.
In einer gut besuchten Versammlung, welche am 27. März in Uetersen stattfand, sprach Frau Steinbach( Hamburg ) über das ,, Sozialdemokratische Programm und die Frauenfrage." Die Rednerin erntete für ihre scharfen, packenden Darlegungen reichen Beifall.
-In Berlin hatte am 27. März eine öffentliche Versammlung der Textilarbeiter und Arbeiterinnen statt, welche ein Referat des Herrn Petersdorf über den„ Halberstadter Gewerkschaftskongreß" hören und über die Feier des 1. Mai Beschluß fassen sollte. Wegen allzu schwachen Besuchs konnte jedoch die Tagesordnung nicht erledigt werden.
Der Lese- und Diskutirklub„ Otto Reimer" in Berlin hielt am 27. März eine von Frauen und Männern zahlreich besuchte Versammlung ab, in der Herr Heitmann über das Thema sprach:„ Die Entwicklung des Kapitals."
-In Pries Friedrichsort fand am 27. März eine sehr interessante öffentliche Versammlung statt, in der Frau Blohm( Ham burg) über„ Die Frauenfrage und das Programm der Sozialdemo tratie" referirte. Nach Schluß der sehr beifällig aufgenommenen Ausführungen machten ein Marinepfarrer und ein Lehrer den Versuch, die entwickelten Ansichten zu widerlegen, dem einen wie dem anderen ward jedoch von der Referentin und einem Redner gehörig heimgeleuchtet, so daß beide unter dem Gelächter der zahlreich anwesenden Frauen den Saal verließen.
-Am 27. März fand in Breslau eine größe öffentliche Versammlung statt, in der besonders die Frauenwelt zahlreich vertreten
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war. Herr Zahn sprach unter großem Beifall über„ Die antisemitische Bewegung in Deutschland " und erbrachte den Beweis, daß nicht der Jude, wohl aber der Kapitalist, ganz gleich zu welcher Religion oder Konfession er sich bekenne, der Feind der Arbeiter sei.
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In Berlin fand am 28. März eine Versammlung der Buchdrucker, Hilfsarbeiter und Hilfsarbeiterinnen statt, in welcher Herr Besteck über den Halberstadter Gewerkschaftskongreß und den Werth und die Bedeutung einer Union des graphischen Gewerbes" referirte. Verschiedene Redner sprachen sich in Anschluß an seine Ausführungen zu Gunsten der beschlossenen Union aus und betonten deren Vortheile für Führung einer kräftigen Agitation.
- In einer öffentlichen Versammlung aller in Buchbindereien, Luruspapier, Album-, Karton- und Lederwaaren- Fabriken beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen von Berlin referirte Herr Silberberg über das Thema:„ Sklaventhum und freie Arbeit" und zeigte, wie von freier Arbeit, welche eine menschenwürdige Existenz sichere, erst in einer sozialistischen Gesellschaft die Rede sein könne.
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Die Schneider und Schneiderinnen Berlins hielten am 28. März eine gut besuchte öffentliche Versammlung ab, in welcher Herr Timm über Werkstättenverhältnisse" sprach und besonders eingehend die schlechten Zustände schilderte und geißelte, welche bei der Firma Solms und Hersfeld anzutreffen sind. Pflicht aller Kollegen und Kolleginnen sei es, sich der Organisation anzuschließen, um einheitlich gegen die Mißwirthschaft im Schneidergewerbe aufzutreten. Mehrere Redner unterstützten und ergänzten die Ausführungen des Referenten, und die Anwesenden verpflichteten sich, dahin zu wirken, daß die Löhne nicht noch mehr verkürzt und daß möglichst kurze Arbeitszeit innegehalten werde, damit den Unternehmern die Gelegenheit benommen sei, die Saison zu verkürzen und die Arbeiter noch mehr zu drücken.
-In Berlin hatte am 28. März eine öffentliche Versammlung der in der Pelz-, Müßen und Zurichterbranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen statt, in der Herr Ringsdorf unter lebhaftem Beifall über den Nutzen der Organisation" referirte. Die Diskussion zeigte, daß die Versammlung voll und ganz den Ausführungen des Redners zustimmte.
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Am 29. März fand in Leipzig eine öffentliche Versammlung aller in Buchbindereien, Notenstechereien, Gravir- und Ziseliranstalten, sowie in den verwandten Berufszweigen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen statt. Herr Michel erstattete Bericht über den„ Ersten deutschen Gewerkschaftskongreß zu Halberstadt ." Die Versammlung erklärte in einer längeren Resolution, für die Beschlüsse des Kongresses und die im nächsten Jahre zu Stande kommende graphische Union energisch einzutreten.
In Offenbach sprach Frl. Wabniz( Berlin ) am 30. März in einer von dem dortigen Arbeiterinnenverein einberufenen Versammlung über„ Die Gottes- und Königsidee" und erntete für ihre trefflichen Ausführungen reichen Beifall. Die Versammlung versprach in einer Resolution, für Aufklärung und Verbreitung wahren Wissens unter dem Volke sorgen zu wollen. In einer zweiten Resolution ward es für Pflicht aller Anwesenden erklärt, Mitglieder des Arbeiterinnenvereins zu werden und für dessen Vergrößerung und Kräftigung einzutreten. Die Versammlung schloß mit einem Hoch auf die internationale Sozialdemokratie.
Herr Roland sprach in Schöneberg am 31. März in einer gut besuchten öffentlichen Versammlung über die Geschichte und Entwicklung des Sozialismus."
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Am 1. April fand in Harburg eine von zirka 1500 Personen besuchte öffentliche Versammlung von Arbeitern und Arbeiterinnen statt, welche sich mit der„ Neuen Gewerbeordnung" beschäftigte und im Anschluß an dieses Thema die Fabrikordnung der Firma Gaiser u. Cie. besprach. Die Versammlung beschloß einstimmig, die Ortspolizei durch eine Kommission auf die ungesetzlichen Bestimmungen der in der genannten Fabrik eingeführten Arbeitsordnung aufmerksam zu machen. Der sozialdemokratische Agitationsklub für den Osten Berlins hielt am 3. April eine gutbesuchte Versammlung für Frauen und Männer ab, in welchen Herr Stritskowsky unter lebhaftem Beifall über die Ursachen der Arbeitslosigkeit und die Mittel ihr abzuhelfen" referirte.
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In Reutlingen sprach am 3. April Frau Zetkin ( Stutt gart ) über die„ Frauenarbeit in der Industrie." Nachdem die Rednerin gezeigt, wie und warum die Frauen des Proletariats mit der Entwicklung der Maschinentechnik zu industriellen Berufsarbeiterinnen geworden, und welche Bedeutung dieser Umstand für die Befreiung des weiblichen Geschlechts und der Arbeiterklasse habe, schilderte sie die fapitalistische Knechtschaft, unter welche die Arbeiterin gerathen, und die ihre Antheilnahme am Klassenkampfe nöthig mache. Eine Resolution, welche die Arbeiterinnen auffordert, Schulter an Schulter