Lohnsklaverei werden Zustände geschaffen, welche der Kindheit undJugend eine volle, allseitige, gesunde Entwicklung verbürgen.!Soll aber die wirthschaftliche Entwicklung nicht zunehmendeDegeneration des Proletariats bewirken und damit die gesellschaftliche Macht vernichten, welche die Umgestaltung der Gesellschaft ineine sozialistische vollziehen muß, so ist es nöthig, dem heutigenStaat Maßregeln abzutrotzen, welche der gewissenlosen Vergeudungproletarischer Lebenskraft durch Verelendung der Arbeiterkinder Einhalt thut. Schutz des Kindes in der Mutter, Einführung einesNormalarbeitstags für alle Proletarier, Erhöhung der Löhne, miteinem Wort bessere Lebensbedingungen der Arbeiterklasse sind mitRücksicht hierauf unabweisbare Nothwendigkeit geworden. Und mitder Verwirklichung der diesbezüglichen Forderungen allein ist esnoch nicht gethan. Die Gestaltung unseres modernen wirthschaft-lichen und gesellschaftlichen Lebens verlangt dringend, daß Anstaltengeschaffen und demokratisch ausgebaut werden, in denen sich Kinderdes werkthätigen Volks von Rechtswegen und nicht von Almosenwegen körperlich und geistig gesund entwickeln können.Die heutige Gesellschaft begnügt sich behufs Beschwöiung deskörperlichen Verkomniens der Proletarierkinder mit einem TropfenPhilanthropie, wo es eines Ozeans Gerechtigkeit bedürfte. MitHänden und Zähnen wehrt sie sich gegen alle Maßregeln, welcheauf eine Hebung der Klassenlage des Proletariats, damit auf eineMilderung der gekennzeichneten Uebelstände abzwecken. Denn allejene Maßregeln können nicht durchgeführt werden, ohne daß sieein Titelchen Mehrwerth fahren läßt. Sie aber antwortet aufdie Klage über physische und geistige Verkümmerung und vorzeitigenTod:„Sollte diese Qual uns quälen, da sie unsere Lust(denProfit) vermehrt?"Die von uns angeführten Thatsachen müßten vor Allem zuden proletarischen Müttern mit Donnerstimme sprechen. Die Kleinen,welche elend dahinsiechen, welche sozusagen mit einem bereits ausgefüllten Todtenschein zur Welt kommen, sie sind ihr eigenstesFleisch und Blut, unter Schmerzen geboren, unter unsäglichenMühsalen über die ersten Lebensjahre hinaus aufgepäppelt. Zuwelch furchtbarem Schicksal? Proletarierinnen, Ihr wißt es nurzu gut, wie Euer eigenes elendes Leben, so wird das LebenAm Nordpol.Nach dem Englischen von P. Olltverio.Eonsetzung.)Der Kapitän befolgte den Wink. Er wechselte sogleich denGegenstand. Er sprach über Schiffe, die zu fremden Dienstenkommandirt waren, und als er merkte, daß dieses Thema FrauCrayford's Interesse nicht erregte, so ging er zu Schiffen über,welche man wieder nach Haus kommandirt. Dieser zweite Versuchhatte seine Wirkung, eine Wirkung aber, auf welche Helding nichtgerechnet hatte.„Wissen Sie schon," begann er,„daß die, Atlanta' täglichvon der Westküste Afrikas zurück erwartet wird? Kennen Sievielleicht einen der Offiziere dieses Schiffes?"Zufälligerweise stellte er Frau Crayford diese beiden Fragen,während sie bei einer Figur des Tanzes betheiligt waren, wobeisie von dem gegenüber tanzenden Paare gehört wurden. In demselben Augenblick brachte Klara Burnhanl zum Erstaunen ihrerFreunde und Bewunderer die Quadrille durch einen Fehler inUnordnung! Jedermann erwartete, daß sie ihren Jrrthum wiedergut machen würde, sie aber machte keine Anstalten dazu, wurdetodtenblaß und griff heftig nach dem Arme ihres Herrn.„Diese Hitze," sagte sie schwach.„Führen Sie mich weg—führen Sie mich an die Luft."Lieutenant Crayford führte sie augenblicklich vom Tanze wegund brachte sie in das kühle leere Nebenzimmer am Ende desSaales. Selbstverständlich folgten ihnen Kapitän Helding undFrau Crayford auf dem Fuße.„Ist das der Vorbote des magnetischen Schlafes?" flüsterteder Kapitän, der mit einem kleinen Scherze nicht zurückhalten konnte.„Wenn dem so ist, so habe ich als Kommandirender der Nordpolerpedition eine besondere Frage zu stellen. Wird mir das„zweiteEurer Kinder sein, falls Ihr nicht mit aller Energie an demKampf Eurer Klasse theilnehmt. Der helvetische GeschichtsschreiberTschudi läßt, als er die Tellsage erzählt, Werner Stauffacherdurch seine Frau mit den Worten zum Widerstand gegen Habs«burgs Unterdrückung des Schweizervolks anfeuern:„Sollen wirMütter Bettler säugen und Knechte und Mägde großziehen? Dassei ferne!" Schwerer, als je der Druck österreichischer Hoheit aufder Schweiz gelastet, lastet heutzutage das Joch des Kapitals auf derArbeit. Proletarierinnen, steht an Mutterliebe nicht Eurer sagenhaften helvetischen Schwester nach. Wollt Ihr nicht Bettler säugen,Knechte und Mägde großziehen, unglückliche Krüppel und SiecheEure Kinder nennen oder den frühzeitigen Verlust kleiner, theurerWesen beweinen, legt Hand ans Werk, kämpft zusammen mit Eurenmännlichen Klasscnzenossen für eine bessere Zukunft Eurer Kinder.Arbeiterinnen-Bewegung.— In Hannover fand am 24. Juli eine öffentliche Versammlung der Schneider und Schneiderinnen statt, in welcher Herr Neißlerals Delegirter zum bevorstehenden Verbandskongreß erwählt ward.Die Versammlung erklärte, Beschlüsse, welche die weitere Entwicklungdes Verbands deutscher Schneider und Schneiderinnen hindern, nichtanerkennen zu wollen. Auf dem Kongreß soll seitens der Schneiderund Schneiderinnen von Hannover der Antrag gestellt werden, dasVertrauensmännersystem aufzuheben und den Streik- und Agitationsfonds der Kasse des Verbands deutscher Schneider und Schneiderinnenzu überweisen.— Am 27. Juli hatte in Berlin eine Versammlung der inBuchbindereien, Album-, Karton-, Lederwaaren-, Luxuspapier- undGlacökartonpapier-Fabriken beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnenstattgefunden. Zweck derselben war, an Stelle der verschiedenen aufgelösten Branchenvereine eine Organisation zu gründen, welche alleim Buchbindergewerbe und in verwandten Bernssarten beschäftigtenArbeiter und Arbeiterinnen umfassen soll. Nachdem Herr Sparfeldeinen einleitenden, interessanten Vortrag über„Die Nothwendigkeitder Arbeiterorganisationen" gehalten hatte, diskutirten die Anwesendeneinen von Herrn Greiffenberg eingebrachten Statutenentwurf. DieVersammlung beschloß einstimmig, die geplante einheitliche Organisation zu schaffen. Ein provisorischer Vorstand, dem behufs Vertretung der Arbeiterinnen Frau Höns angehört, hat alle VorarbeitenGesicht" den Gefallen thun und mir den nächsten Weg zur Nordwestdurchfahrt zeigen, bevor wir England verlassen?"Frau Crayford war nicht in der Stimmung auf den Scherzeinzugehen, sondern sagte ruhig:„Verzeihen Sie mir, wenn ich Sieverlasse, ich will zu Fränlein Burnham gehen, und zusehen, wasihr fehlt."Beim Eintritt in das Seitengemach begegnete Frau Crayfordihrem Manne. Der Lieutenant war ein großer, stattlicher Mannin den mittleren Jahren. Durch seine einfache herzliche Art undWeise und die unwiderstehliche Güte, die sich in seinen offenenblauen Augen aussprach, gewann er gleich Jedermann für sich;kurz er war ein Mann, den alle Welt lieb hatte— seine Fraunicht ausgeschlossen.„Aengstige Dich nicht," sagte er beschwichtigend,„die Hitzeist ihr zu Kopfe gestiegen, weiter ist es nichts."Frau Crayford schüttelte den Kopf und blickte zärtlich ihremManne in das Gesicht, indem sie ausrief:„Du liebe, alte Unschuld! Die Entschuldigung mag Dir genügen, ich für nrein Theil glaube kein Wort davon. Geh, holeDir eine andere Dame zum Tanzen und überlasse mir Klara."Ii-„Nun, meine Liebe!" begann Frau Crayford,„was bedeutet das?"„Nichts."„Das kann ich nicht gelten lassen, Klara, willst Du nichtden wahren Grund gestehen?"„Die Hitze im Saal—"„Auch das glaube ich Dir nicht. Sage lieber, daß Du vorziehst, Dein Geheimniß für Dich zu behalten, dann verstehe ich Dich."Klaras traurige, klare graue Augen blickten jetzt zum ersten Malein Frau Crayford's Gesicht und füllten sich plötzlich mit Thränen.