sein wollten. Zu diesem Zwecke waren Vertrauensdamen erwählt worden, welche den Parteiversammlungen beiwohnten, in denen die Delegirtenwahl erfolgte. Dieselben erstatteten nun Bericht darüber, wie der Antrag der Frauen aufgenommen worden sei. Frau Leuschner erstattete Bericht aus dem ersten, Frau Fahrenwald aus dem zweiten, Frau von Hofffetten aus dem dritten Wahlkreise, daß der Antrag der Frauen, die Wahl weiblicher Delegirten betreffend, daß ihr Verlangen, zu den engeren Berathungen über Parteifragen und zu den Agitationstouren hinzugezogen zu werden, daß ihr Antrag auf Abänderung des Organisationsplanes abgelehnt worden seien. Die genannten Genossinnen waren einstimmig darin, Klage zu führen über die dem Prinzip der Gleichberechtigung durchaus nicht entsprechende Behandlung, welche ihnen seitens der Genossen zu Theil geworden wäre, über die ablehnende, nichts weniger als sozialistische Haltung, welche diese dem Verlangen der Frauen gegenüber gezeigt hätten. Die Männer wollten von einer Gleichberechtigung der Frauen nichts wissen und hätten neben persönlichen Anschuldigungen geltend ge= macht, daß die Frauen ja in besonderen Versammlungen Delegirte wählen könnten; Frau Palm forderte deshalb energisch, daß nur für die Frauenbewegung allein agitirt werde. Die Gleichberechtigung der Frau werde in der Theorie anerkannt, aber nicht in der Praxis. Unter dem Sozialistengesetz wären die Frauen gut genug gewesen, Flugblätter und Bons zu vertreiben, jetzt dagegen wolle man nichts von ihnen wissen. Frau Frohmann erstattete Bericht aus dem vierten, Frau Post aus dem fünften Wahlkreise. In beiden Wahlkreisen hatten die Frauen mehr Erfolg, da hier Frl. Baader, bezw. Frau Rohrlack als Delegirte gewählt wurden, doch ging die Versammlung des fünften Wahlkreises über den Antrag zur Tagesordnung über, den Frauen die Theilnahme an den Berathungen über innere Parteifragen zu gestatten. Im sechsten Wahlkreis haben, nach dem Bericht der Frau Schubert, die Frauen gleichfalls feinen Erfolg gehabt. Der daselbst erhobene Vorwurf, daß die Frauen das Vereinsgesetz nicht kennen, wurde von Frau Ihrer und Frau Fahrenwald zurückgewiesen. Sie machten geltend, daß, wenn vielleicht auch den Frauen verwehrt werden könne, sich den Wahlvereinen anzuschließen- was übrigens noch zweifelhaft sei so hindere sie doch nichts, an den öffentlichen politischen Angelegenheiten Theil zu nehmen. Nachdem noch Frl. Bien mit den Männern scharf ins Gericht gegangen war, und Frau Ihrer Verleumdungen ihrer Person energisch zurückgewiesen hatte, nahm die Versammlung folgende Resolution an:
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( Fortsetzung.)
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Nachdem Johann Want die Moral seiner Geschichte in diese| unvergleichlichen Worte gekleidet, zog er sich mit seiner Schüssel in die Küche zurück. Gleich darauf kam Crayford in die Stube und setzte Franz durch seine unerwartete Frage in Erstaunen:
" Haben Sie etwas Werthvolles hier in Ihrer Bettstelle, Franz?"
Franz blickte ihn verwundert an.
" Nichts, worauf ich den geringsten Werth legte. Was soll Ihre Frage bedeuten?"
" Wir sind an Feuerungsmaterial fast ebenso arm, wie an Lebensmitteln. Ihr Verschlag hier wird gut brennen; und ich habe Bateson gesagt, er solle in zehn Minuten mit seiner Art hier sein."
,, Sehr aufmerksam und überlegt von Ihnen," sagte Franz. Was aber soll aus mir werden, wenn mein Bett ins Fener wandert?"
"
,, Errathen Sie's nicht?"
„ Ich fürchte, die Kälte hat mich verdummt. Das Räthsel ist mir zu schwer, wollen Sie mir nicht auf die Sprünge helfen?" „ Gewiß. Es werden bald Betten frei sein- endlich wird unser elendes Leben hier eine Aenderung erfahren. Verstehen Sie nun?"
Franz Augen leuchteten. Mit einem Saße sprang er aus dem Bett und schwenkte triumphirend seine Pelzmüße.
" Verstehen?" rief er. Natürlich. Die Rekognoszirungstruppe soll endlich aufbrechen! Gehe ich mit?"
" Sie sind noch nicht lange aus den Händen des Arztes, Franz," entgegnete Crayford freundlich.„ Ich bezweifle, daß Sie schon start genug sind, um sich bei der Expedition zu betheiligen."
,, Die heute am 31. Oftober 1892 in Joël's Salon versammelten sozialdemokratischen Frauen erklären es als mit dem Gleichberechtigungsprinzipe im Widerspruch stehend, wenn Frauen gesondert Delegirte zum Parteitage wählen. Sie lehnen es deshalb ab, heute eine Vertretung zum Parteitage zu beschließen. Die Versammelten erwarten aber, daß der Parteitag den männlichen Delegirten aufgiebt, in Zukunft in ihren Wahlkreisen dafür einzutreten, daß den Frauen innerhalb der Parteiorganisation Gelegenheit gegeben wird, sich zu bethätigen."
Angenommen wurde ferner ein dem Parteivorstand zu überweisender Antrag auf Abänderung des Organisationsplanes in zwei Punkten. Wir geben denselben an anderer Stelle wieder.- Namens der Kommission erstattete darauf Frau Ihrer Bericht über deren Thätigkeit. Während der zwei Jahre ihres Bestehens hat dieselbe in Berlin zwölf Versammlungen abgehalten. Sie erblickte ihre Aufgabe weniger in der Abhaltung von Versammlungen in Berlin , als in der Entfaltung einer Thätigkeit über ganz Deutschland . Sie habe eine umfangreiche Korrespondenz mit zahlreichen Städten geführt, die Gründung von Frauenvereinen aller Art befördert und denselben helfend zur Seite gestanden. Frau v. Hofstetten gab darauf den Kassenbericht. Bei der erfolgenden Neuwahl der Kommission lehnten deren bisherige Mitglieder eine Wiederwahl ab. Die neue Agitationskommission besteht aus den Damen: Leuschner, Wengels, Greiffenberg , Post, Putzke, Haase und Sachs.
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Wir haben in Vorstehendem auf Grund eines Berichtes im Vorwärts" die Beschwerden wiederholt, welche in der Berliner Frauenversammlung über die Zurücksetzung des weiblichen Geschlechts seitens der Genossen erhoben worden sind. Wie zu erwarten war, hat sich die parteigenössische Presse über dieselben geäußert, und nach dem alten Grundsatz:„ Eines Mannes Rede ist keine Rede Man muß sie hören alle Beede", lassen wir die Ansicht des in Arbeiterfreisen sehr verbreiteten Hamburger Echo" folgen. Es schreibt:
,, Uns will bedünken, daß die Frauen in unserer Partei zu solchem Vorgehen keinen stichhaltigen Grund haben. Ihre Gleichberechtigung ist in unserer Organisation in vollem Maße gewahrt. Nach§ 1 können sie Parteizugehörige sein unter denselben Voraussetzungen wie Männer. Nach § 9 Abs. 2 können, insoweit nicht unter den gewählten Vertretern des Wahlkreises Frauen sich befinden, weibliche Vertreter in besonderen Frauenversammlungen gewählt werden." Es ist den Frauen damit nicht nur die Gleichberechtigung, es ist ihnen geradezu ein Vorrecht eingeräumt, das streng genommen mit dem demokratischen Prinzip unvereinbar und nur deshalb gewährt worden ist, um den Frauen auf alle Fälle eine Theil
,, Stark genug oder nicht," sagte Franz, jede Gefahr ist besser als hier zu darben und zu verkommen. Stellen Sie mich zwischen diejenigen, welche freiwillig mitgehen."
Freiwillige werden in dem Falle hier nicht angenommen, Kapitän Helding und Kapitän Ebsworth sehen bei unserer Lage zu schwierige Hindernisse, um auf solche Weise zu verfahren."
,, Wollen sie etwa auf eigene Hand bestimmen, wer mitgehen und wer zurückbleiben soll? Ich für meinen Theil protestire dagegen."
" 1
Warten Sie einmal," sagte Grayford," Sie spielten neulich mit einem der Offiziere Triktrak. Gehört das Brett Ihnen oder dem anderen?"
"
„ Es gehört mir. Ich habe es hier in meinem Schubfach. Was wollen Sie damit?"
„ Ich möchte den Würfel und den Becher. Die Kapitäns haben meiner Ansicht nach sehr richtig beschlossen, daß der Zufall unter uns entscheiden soll. Die Offiziere wie Mannschaften vomi " Wanderer" werden in wenigen Minuten hier sein, um ihr Loos zu werfen. Weder Sie noch irgend ein Anderer kann gegen diese Weise der Entscheidung Einwände machen. Die Mannschaften haben gleiches Recht mit den Offizieren; also Niemand hat Grund zu murren."
, Gut, ich bin zufrieden. Ich kenne aber einen unter den Offizieren, der sich sicher dagegen auflehnen wird."
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Wer?"
,, Sie kennen ihn auch sehr gut. Der, Erpeditionsbär' Richard Wardour."
" Franz! Franz! Sie haben die schlechte Gewohnheit, ihre Zunge immer durchgehen zu lassen. Wiederholen Sie den dummen Spiznamen nicht, wenn Sie von meinem guten Freunde, Richard Wardour, reden."
" Ihr guter Freund? Crayford! Ihre Vorliebe für diesen Mann setzt mich in Erstaunen!"