Gimbl und Noller als erste und zweite Kassirerin, Futterer als Schriftführerin und Hiedl und Bauer als Revisorinnen. Der Verein wird auch im neuen Jahre mit aller Begeisterung und Opferfreudigkeit darnach streben, das weibliche Proletariat Münchens über seine Lage aufzuklären und in Reih und Glied der Sozialdemokratie zu führen. B. U.
Fürth . Die fürsichtige und neunmalweise Versammlungs polizei der Stadt Fürth hat Bayern und Deutschland gerettet. Anfang Januar sollte Genossin Rohrlack aus Berlin in einer öffentlichen Arbeiterinnenversammlung über das Thema referiren:„ Die Arbeiterinnen im Kampfe mit dem Kapitalismus ". Diese Versammlung wurde auf Grund des bayerischen Vereinsgesetzes, Art. 15, verboten. Als Gründe für die Maßregel wurden angegeben: 1. Die Einberuferin ist eine eifrige Anhängerin und Förderin sozialdemokratischer Bestrebungen; Frau Rohrlack ist eine notorische sozialdemokratische Agitatorin. 2. Unter solchen Umständen ist mit hinreichender Sicherheit ,, anzunehmen", daß bei Behandlung dieser Tagesordnung mehr oder minder auf das Gebiet der sogenannten politischen Angelegenheiten übergegriffen wird. 3. Fragliche Versammlung muß an sich schon als eine sogenannte politische erachtet werden. 4. Dieselbe hat als die eines politischen Vereins insofern zu gelten, als sie unzweifelhaft als von der sozialdemokratischen Partei veranstaltet angesehen werden muß. 5. Die Theilnahme an solchen Versammlungen ist Frauens personen und Minderjährigen verboten. Man sieht, daß für die Polizei Gründe so billig sind wie Brombeeren, und daß sie in der Kunst des Prophezeiens jeder alten Kartenschlägerin über ist: vermag sie ja aus dem bloßen Namen Rohrlack mit„ hinreichender Sicherheit" vorauszusagen, welcher Art die Behandlung des Themas sein wird, und daß die Rednerin auf das Gebiet der sogenannten politischen Angelegenheiten übergreifen wird". Der behördlichen Kunst des Wahrsagens steht ebenbürtig zur Seite die Taschenspieler fingerfertigkeit, mit welcher eine Arbeiterfrau zu einem politischen Verein und dann zu einer Partei umge- prägt wird. Die Einberuferin der Versammlung wird natürlich Beschwerde gegen das Verbot erheben, und die romantisch- gruselige Kunst der Behörden wird sich wieder einmal entpuppen als ganz gewöhnlicher Kniff, die Frauen des Proletariats abseits vom Kampfe ihrer Klasse zu halten. Freilich werden die Herren bald genug einsehen müssen, daß alle Liebesmühe umsonst ist, die Logik der Thatsachen wirkt zwingender als alle Polizeiknüppel und Juristentifteleien der Welt.
Madame Roland lebte mit ihrem Gatten nacheinander in Amiens , Villefranche , Lyon und auf dem Landgütchen der Familie, dem Clos de la Platière, das nicht weit von der letztgenannten Stadt gelegen ist. In Amiens ward der Familie das einzige Kind, eine Tochter, geboren. Madame Roland erfüllte ihre Mutterpflichten in ausgezeich neter Weise, sie war eine vernünftige und liebevolle Erzieherin ihrer Tochter, welche leider keine der Geistesgaben der Mutter geerbt hatte. Der Sitte der Zeit entgegen, aber den Rousseau 'schen Ansichten entsprechend, nährte Madame Roland das Kind selbst, obgleich dies für sie mit großen Schmerzen verbunden war.
Ihrem Gatten war Madame Roland im vollsten und edelsten Sinne des Wortes eine Gehilfin. Sie nahm an all seinen Studien und Arbeiten Theil, so trocken die letzteren auch waren, da sie in Abhandlungen über industrielle und finanzielle Fragen bestanden. Sie war es zumeist, welche das Material dafür sichtete, zusammenstellte und die Manuskripte abschrieb. Dem alternden Gatten war sie außer dem eine aufmerksame und zärtliche Pflegerin. Obgleich sie durchaus nicht für Küchen- und Hausarbeit schwärmte und sich lieber geistig beschäftigte, so tochte sie doch selbst Roland die Mahlzeiten, weil der kränkliche Mann einer sorgfältig zubereiteten Kost bedurfte. Roland gewöhnte sich so an die Mitarbeit und Pflege seiner Frau, daß er auch nicht eine vorübergehende Trennung von ihr ertragen konnte. So begleitete sie ihn auf seinen Reisen nach der Schweiz und nach England, von wo sie eine Fülle neuer Anregungen mit nach Hause brachte; so begleitete sie ihn später nach Paris , als er von der Stadt Lyon nach dort gesendet wurde.
Die nämliche Frau, welche sich mit dem Gatten zusammen in das Studium der Historiker, der politischen und ökonomischen Schrift steller vertiefte, welche mit ihm und für ihn arbeitete, welche im Kreise der Männer an Grörterungen über die höchsten Probleme Theil nahm, stand dem Hauswesen in umsichtiger Weise vor. Im Clos de la Platière, ihrem„ Taubenschlag", wie sie das Landhaus nennt, griff sie nicht nur bei den häuslichen Arbeiten wacker zu, sondern auch bei den landwirthschaftlichen Beschäftigungen, welche das Leben auf dem
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Lande mit sich bringt. Daneben fand sie noch Zeit, die Kranken des Dörfchens zu besuchen und bei ihnen die Rolle des Arztes und Apothekers zu spielen, denn sie hatte sich u. a. auch mit medizinischen Studien beschäftigt.
In den Jahren, welche dem Ausbruch der großen Revolution vorausgingen, befreundete sich Madame Roland innig mit mehreren jungen Freunden ihres Mannes, mit Lanthenas, Champagneux, Bose und Bancal des Ifsarts. Sie alle schwärmten ebenso wie das Roland'sche Ehepaar für die allgemeine Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, deren Verwirklichung sie von einer idealen Republik erwarteten. Der Einfluß, den Madame Roland auf die jungen Leute ausübte, war stark und nachhaltig, und es ist nur erklärlich, daß der Eine und Andere von ihnen mit seinen Gefühlen für die geniale, charakterstarke und schöne Frau nicht bei einer ruhigen Freundschaft stehen blieb. Allein Madame Roland verstand mit feinem Takt, das Verhältniß zu den Freunden innerhalb des Rahmens einer hohen, reinen Kameradschaft zu halten, die Gefühle der Schwärmerei für ihre Person zu verdrängen durch eine begeisterte Hingabe an die Sache des Vaterlandes, der Republik , der Revolution. Die Gleichartigkeit der Gesinnung und des Strebens verband sie mit den Freunden und diese blieben ihr mit einer einzigen Ausnahme- bis zum Tode, ja über das Grab hinaus
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in treuer Anhänglichkeit zugethan.
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Das Wetterleuchten, welches dem gewaltigen Gewitter der Revolution vorausging, warf seinen Schein bis in das ruhige, idyllische Landleben vom Clos de la Platière. Mit fieberhafter Aufmerksamkeit verfolgte der kleine Freundeskreis, dessen Seele die bedeutende Frau war, jedes Anzeichen, welches auf das Nahen der Revolution hindeutete, von deren Unvermeidlichkeit man überzeugt war, und von welcher man eine Wiedergeburt der Menschheit" erwartete. Fall der Bastille( 14. Juli 1789) erweckte im Clos de la Platière ungeheure Begeisterung und überschwängliche Hoffnungen. Frau Roland, ihr Gatte, ihre Freunde ließen sich mit Feuereifer angelegen sein, die Landbevölkerung der Gegend mit revolutionärem Geist zu erfüllen. Roland's Ruf als eines" Patrioten", so nannten sich damals die Anhänger einer Umgestaltung der Verhältnisse, verbreitete und befestigte sich.
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Bald darauf trat Madame Roland zum ersten Male auch noch anonym an die Deffentlichkeit. 1790, am Jahrestage der Erstürmung der Bastille, wurde in Lyon , wie in Paris und anderwärts, ein großartiges Verbrüderungsfest des Volfs gefeiert, zu welchem die Abgesandten der Nationalgarde aus einem großen Theil Frank reichs erschienen. Madame Roland wohnte der Feier bei und schrieb unter dem Eindruck des erhebenden Vorgangs einen Bericht darüber, in welchem jede Zeile glühende Begeisterung athmete. Der Bericht wurde in 60 000 Exemplaren verbreitet, denn jeder der Festtheilnehmer wollte ihn mit nach Hause nehmen.
Im Februar 1791 siedelte Roland mit seiner Familie nach Paris über. Die Stadt Lyon entsendete den„ tugendhaften Roland" in die verfassunggebende Versammlung, um daselbst ihre Interessen in einer wichtigen Geldangelegenheit zu vertreten. Nur für sehr kurze Zeit kehrte Madame Roland nach dem Clos zurück, und binnen 18 Monaten ward sie nacheinander die Beherrscherin des Ministeriums des Innern, die Beratherin und Wortführerin einer politischen Partei, die Gefangene, welche im Angesicht des Todes mit ruhig- klarem Geist ihre Memoiren schreibt, das Opfer ihrer Ueberzeugung und der unvermeidlichen, erbitterten Parteikämpfe.
Von dem Augenblick an, wo Madame Roland wieder in Paris lebt, gehört sie mit Leib und Seele der Revolution. Alle Leidenschaft, welche im Grunde ihrer kraftvollen Natur schlummerte und welche bisher nie geweckt worden war, schlägt in hohen Flammen empor und konzentrirt sich auf die gewaltigen geschichtlichen Vorgänge, welche sich vor ihren Augen vollziehen. Kühn stürzt sie sich mitten hinein in den Strudel der revolutionären Ereignisse und statt sich von ihnen willenlos treiben zu lassen steuert sie ihr Schifflein auch gegen den Strom und sucht diesen in eine ihr zusagende Bahn zu lenken.
Kaum daß sie Paris betreten hat, so wohnt sie den Sitzungen der verfassunggebenden Versammlung bei, so eilt sie in die Klubs, um sich mit den hervorragendsten Führern der Bewegung und ihren Zielen vertraut zu machen. Mit kühlem, kritischem Scharfblick beurtheilt sie die Menschen und Vorgänge. Die einen Politiker erscheinen ihr zu ehrgeizig und selbstsüchtig, die anderen zu schwach, energielos und zögernd. Während sich die verfassunggebende Versammlung mit Versuchen erschöpfte, durch eine konstitutionelle Monarchie ein Kompromiß zu Stande zu bringen zwischen der alten und neuen Zeit, zwischen den Vorrechten des Königs, des Adels, der Geistlichkeit und den Interessen des Bürgerthums, erkannte Madame Ro land von Anfang an klar, daß die Monarchie und mit ihr der König fallen mußte, sollte die durch die Verhältnisse bedingte Neuordnung