öffentliche Versammlung für Frauen und Männer: Der Militaris­mus und die Frauen des Proletariats"( Genossin Zetkin  ); Hannover  , öffentliche Versammlung der Fabrik- und Landarbeiter und Arbei­terinnen: Die wirthschaftliche Lage"( Genosse Witte); Königsberg  , öffentliche Versammlung für Frauen und Mädchen: Die Bestrebungen der Sozialdemokratie"( Genossin Korsetz); Leipzig  , öffentliche Ver­sammlung des Buchbinder- Fachvereins: Die Lage der Arbeiter und Arbeiterinnen, Zweck ihrer Organisation"( Genossin Vogel); Lübeck  , große öffentliche Volksversammlung: Die Bedeutung der politischen Rechte für die Frauen des Proletariats"( Genossin Zetkin); München  , große öffentliche Volksversammlung: Die Stellung der Sozialdemo fratie zur Religion"( Reichstagsabgeordneter Vollmar); Nortorf  , öffentliche Volksversammlung: Wahl eines Vertrauensmannes"; Dt­tensen, öffentliche Versammlung: Die wirthschaftliche Krise und der Nothstand"( Genossin Kähler); große öffentliche Volksversammlung: Der Militarismus und die Frauen des Proletariats"( Genossin Zetkin  ); Rixdorf, öffentliche Versammlung des Frauenbildungs­vereins: Die Nothwendigkeit der Anstellung weiblicher Fabrikinspek­toren"( Genossin Rohrlack); Rostock  , öffentliche Versammlung des Frauen und Arbeiterinnenvereins: Die Naturerkenntniß im Lichte des Darwinismus"( Genosse Rensch); Rothenburgsort  , große öffentliche Volksversammlung: Die Bedeutung der politischen Rechte für die Frauen des Proletariats"( Genossin Zetkin  ); Salza, öffent­liche Volksversammlung: Die Frauenfrage und der Sozialismus" ( Genosse Fricke); Schweidnih, öffentliche Versammlung für Männer und Frauen: Und sie bewegt sich doch"( Genosse Franz Feldmann); Veddel  , große öffentliche Volksversammlung: Die Frau in der In­dustrie"( Genossin Zetkin  ).

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Vereinsversammlungen fanden in derselben Zeit statt in: Barmen, Vereinsversammlung der Textilarbeiter und-Arbeiterinnen; Berlin  , Mitgliederversammlung des Frauenbildungsvereins: Luther  und seine Zeit"( Genosse Hansen); Vereinsversammlung des Frauen­bildungsvereins: Ist das Proletariat international?"( Genossin Rei­mann); Generalversammlung der Arbeiter und Arbeiterinnen der Kravatten und Wäschebranche: Kassenbericht, Thätigkeitsbericht, Vor­standswahl; Vereinsversammlung der Färber- und Färberinnen: Rassenbericht, Vorstandswahl; Frauenbildungsverein: 1) Die Frauen­ und Kinderarbeit  "( Genossin Bader), 2) Malthus   und seine Lehre" ( Genosse Näther); Mitgliederversammlung der in der Schäftebranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen: Umgestaltung der Schuh­macher Organisation"; Dresden  , Bildhauerverein: Die Naturheil­funde"( Herr Müller); Gera  , Generalversammlung des Frauenkranken­hilfsvereins: 1) Rechenschaftsbericht, 2) Ausschußergänzungswahl; Ham­

Eine moralische Geschichte. ( Echo de Paris.)

Es hagelte Ohrfeigen auf den blonden Kopf des jungen Mädchens. Zusammengekauert saß es auf seinem Stuhl, die Arme hoch und ineinander geschlagen, das Gesicht hineinvergrabend. Die Mutter wurde nicht müde; sie züchtigte das Kind immer weiter und begleitete diese erzieherische Thätigkeit mit den ausdruckvollsten Redensarten. Das Mädchen stieß feinen Laut aus, aus Furcht, die Nachbarn möchten es mit anhören. Aber die Stimme der Mutter wurde immer lauter und heftiger, und durch die geöffneten Fenster brangen ihre gemeinen Schimpfworte in die Stuben der Nachbarinnen, welche anfingen, die Ohren zu spißen und die Hälse zu recken.

Eine solche Zerstreuung in die Eintönigkeit des Alltagslebens war höchst willkommen. Aus jedem Fenster sah jezt eine Frau heraus, ihre Arbeit in den Händen lauschten sie, um auch nicht eine Silbe zu verlieren von dem, was von drüben herüberscholl. Da wurden gegenseitige Eindrücke durch allerlei Zeichen ausgetauscht. Gewöhnlich war es erst Abends, wo derartige unentgeltliche Vor­stellungen gegeben wurden, und meistens Sonntags. Es waren Raufereien zwischen betrunkenen Arbeitern oder das Geschrei keifender Weiber, das zuletzt von dem Schimpfen der Männer überboten wurde, und dessen letzter Trumpf nicht selten aus einer Tracht Prügel bestand.

Die Verwunderung war groß und allgemein, denn dreimal drang der Lärm aus einer Stube, in der es sonst friedlich herging. Man hörte die Stimme der Wäscherin, die im Erdgeschoß wohnte, allein mit ihrem Töchterchen. Um so interessanter war der Vor­gang. Aus dem Geschrei der Mutter konnte man die ganze Ge­schichte aufbauen. Natürlich eine Liebesgeschichte: Abendliche Spazier­

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burg  , Mitgliederversammlung der Schneider und Schneiderinnen: 1) Bericht der Verkehrskommission, 2) Ueber die Berichte der Fabrik­inspektoren; Verbandsversammlung der Fabrik- und Landarbeiter und -Arbeiterinnen: Bericht vom Gewerkschaftskartell; Leipzig  , Bildungs­verein für Frauen und Mädchen: 1) Bericht des Vorstandes, 2) Kassen­bericht; Mannheim  , Verein sozialdemokratischer Frauen und Mäd­chen: 1) Aufnahme neuer Mitglieder, 2) Ausgabe der Gleichheit", 3) Innere Angelegenheiten; München  , Verbandsversammlung( der Schneider und Schneiderinnen: 1) Vereinsangelegenheiten, 2) Fach­vortrag über Aufzeichnung der Grundmodelle"( Herr F. Warnke); Nürnberg  , Quartalversammlung des Frauen- und Mädchenbildungs­vereins: 1) Thätigkeits- und Kassenbericht, 2) Vortrag über Volks­bildung"( Genosse Beiswanger).

Vor der Strafkammer in Elberfeld   standen fünf Frauen, der Vorstand des Ronsdorfer   Bildungsvereins für Frauen und Mädchen, unter der fürchterlichen Anklage vor Gericht, in ihrer Organisation ,, politische Zwecke" verfolgt zu haben. Mit der nämlichen Begrün­dung hatte im Juni 1893 die Polizeibehörde von Ronsdorf   die Schlie­ßung des Vereins verhängt. Das Schöffengericht zu Lennep   bestätigte die Verfügung und verurtheilte Genossin K. zu 20 Mark, die übrigen vier Vorstandsmitglieder zu je 15 Mark Strafe. Die Frauen legten gegen diese Entscheidung Berufung ein. Nach längerer Verhandlung mußte die Angelegenheit vertagt werden. Das Verfahren förderte einen höchst interessanten Umstand zu Tage. Als Hauptbeweis dafür, daß der Verein politische Zwecke verfolgt habe, wurde ein Brief verlesen, den Genossin Grimpe in Elberfeld   an Genossin K. im Juni 1893 ge= richtet hatte. Der Vorsitzende des Schöffengerichts bemerkte zu diesem ,, Dokument": ,, Das Original des Briefes haben wir nicht, nur eine Abschrift, und wie dieselbe zur Kenntniß der Polizeiver­waltung gekommen, darüber geben die Akten keinen Aufschluß. Wenn nicht ein höchst sonderbarer Zufall den Brief in das Polizei­bureau wehte, so liegen nur zwei Möglichkeiten vor, wie derselbe zur Kenntniß der Behörden gelangte: entweder durch die freundschaftliche Vermittlung eines Spitzels oder dadurch, daß trotz der Erklärung des Herrn von Stephan das Briefgeheimniß in Deutschland   doch nicht so sicher ist, wie die Bibel auf dem Altar. An den Behörden ist es, die nöthige Aufklärung des Räthsels zu geben; an unseren Genossinnen, sich durch keine Eventualitäten, durch keine Büttelei und Tiftelei der Behörden abhalten zu lassen, im Befreiungskampfe der Arbeiterklasse ihre Schuldigkeit im vollsten Maße zu thun.

gänge beim Nachhausegehen aus dem Geschäft; die Mutter hatte einen Brief entdeckt in der Tasche der Tochter.

Die Weiber schlugen die Hände über den Kopf zusammen, zuckten entrüstet die Achseln und wechselten vielsagende Blicke. Wer hätte das gedacht! diese Lina, dieses Kind, wohl kaum 16 Jahre alt.

Und so sanft, so findlich! Wem ist denn heute noch zu trauen?... Alle bedauerten nur die Wäscherin. Sie erinnerten sich ihrer älteren Tochter Marie. Diese war auch sehr jung auf Abwege gerathen, hatte die Mutter verlassen; hier und da hatten die Männer sie gesehen, Abends auf den Boulevards, dann auf einmal, schon lange, war sie verschwunden. Wahrhaftig, nur zwei Mädchen zu haben und alle zwei nichts muß, das ist hart für eine Mutter. Als Lina endlich mit gerötheten Augen das Haus verließ, um eilig nach ihrer Werkstätte zu gehen, hatte sie nur einen Ge danken, sie wollte sich ins Wasser stürzen. Sie glaubte sich ent­ehrt, verloren, ihre kindliche Vorstellung, die das Leben noch nicht fannte, ließ ihr ihren Fehler wie ein Verbrechen erscheinen. Dann folgte eine große Abspannung auf die heftige Verzweiflung; ihr war, als ob Alles aus wäre zwischen ihr und Paul, und dieser Gedanke machte sie so unglücklich, daß ihr fleines Herz zu brechen drohte. Unwillkürlich ließ sie die schöne Vergangenheit an ihrem Geist vorüberziehen und lebte wieder jene glücklichen Stunden, die der einzige Sonnenschein gewesen waren in ihrem armseligen Leben.

Auf einem Hochzeitsball hatten sie einander zum ersten Mal gesehen. Paul war achtzehn Jahr alt, fte fünfzehn. Sofort hatten fie fich zueinander hingezogen gefühlt, sie hatte unbegrenztes Zu­trauen zu ihm empfunden, als er sie mit seinen klaren Augen angeschaut. Als es sich dann herausstellte, daß sie beide so ziem lich den gleichen Weg zu machen hatten, um zu ihrer Arbeit zu gehen, da hatten sie sich unendlich gefreut, ohne daß jedoch einer