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beiden taktischen Richtungen, die sich gegenüber stehen, giebt es abgeordneter Meister); Haynau , öffentliche Versammlung für Frauen und Männer:„ Die Nothwendigkeit der Anstellung weiblicher Fabriknicht, denn ein solches würde die Einheitlichkeit der Partei und ihren festen Zusammenhang zerstören. Im Namen der Zweck- inspektoren"( Genossin Rohrlack); Hohenstein- Ernstthal , öffentmäßigkeit" fönnte der eine Sozialdemokrat verleugnen oder mindestens verschweigen, was der andere soeben im Namen des Prinzips
erklärte und vice versa.
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Aus dem Gefühl dieser Nothwendigkeit heraus ist Bebel's Kritik erwachsen, und nicht, wie von bayerischer Seite ganz unzutreffend behauptet ward, aus Bebel's vorgeblichen und wirklichen Charaktereigenschaften. Diese mögen von Einfluß gewesen sein für die Form des Vorstoßes, für die oder jene unwesentliche Einzelheit, aber sicherlich nicht für die Sache selbst.
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Wie die Entscheidung der Partei ausfallen wird, darüber herrscht für uns kein Zweifel. Die Sozialdemokratie kann ihre bisherige prinzipielle Taftit nicht preisgeben, wenn sie sich nicht selbst aufgeben will. Ein Frontwechsel der Taktik würde mit der Zeit hinauslaufen auf eine Mauserung der Partei zu einer reformlerischen Volkspartei im bürgerlichen Sinne, zu einer Umwandlung der Sozialdemokratie, der Partei des klassenbewußten Proletariats, in eine antikapitalistische Partei von Leuten mit warmem Herzen für das Elend der Masse und Verständniß für die Schäden der Zeit". Aber diese Entscheidung wird keinesfalls die von den Gegnern erhoffte Spaltung zeitigen, sondern nichts als eine nothwendige Klärung, welche einen um so festeren und unlöslicheren Zusammenschluß der Partei bewirkt. Denn die Sozialdemokratie muß und wird bleiben, was sie bisher gewesen: eine revolutionäre Partei, die Partei des klassenbewußten Proletariats, welche dieses auf dem einzig möglichen Wege dem gelobten Lande seiner Befreiung zuführt.
Arbeiterinnen- Bewegung.
In der Zeit vom 4. bis 30. November fanden öffentliche Versammlungen statt in: Barmbeck, öffentliche Versammlung der Schneider und Schneiderinnen:„ Die Mißstände im Schneidergewerbe"( Genosse Sabath); Berlin , öffentliche Versammlung, einberufen vom Bildungsverein für Frauen und Mädchen:„ Welche Ursachen riefen die moderne Frauenbewegung hervor?"( Reichstagsabgeordneter Bebel); öffentliche Versammlung, einberufen von der Frauen- Agitationskommission: Rechenschaftsbericht"( Genossinnen Greifenberg und Wengels). Die Kommission hatte im letzten Jahre eine Einnahme von 1300 Mt. 4 Pf. und verausgabte 1296 Mt. 77 Pf. Sie veranstaltete in Berlin 19 öffentliche Versammlungen und vermittelte bezw. organisirte eine Reihe von Agitationstouren in den verschiedensten Gegenden Deutsch lands . Der Antrag, mit Rücksicht auf die gerichtliche Entscheidung gegen die Düsseldorfer Frauen- Agitations fommission, statt einer solchen Kommission eine Vertrauensperson zu wählen, ward abgelehnt. Der Beschluß ward damit begründet, daß man ein eventuelles Vorgehen der Behörden abwarten könne, und daß es unmöglich sei, einer einzigen Person die entstehende große Arbeitslast ohne Bezahlung aufzubürden. Die neue Agitationskommission besteht aus den Genossinnen: Fahrenwald, Leuschner, Ihrer, Jung, Frohmann, Gallien , Baader. Deffentliche Versammlung der Falzerinnen:„ Die Mißstände, unter denen die Falzerinnen in verschiedenen Werkstätten leiden"( Genossin Greifenberg ); Bernau , öffentliche Versammlung für Männer und Frauen:„ Der Frankfurter Parteitag"( Genossin Ihrer); Bunzlau , öffentliche Volksversammlung:„ Die Nothwendigkeit der Anstellung weiblicher Fabrikinspektoren"( Genossin Rohrlack); Döbeln , öffentliche Versammlung für Männer und Frauen:„ Die Lage der Frau in der heutigen Gesellschaft"( Genossin Palm); Dresden , öffentliche Versammlung des Arbeiterinnen- Bildungsvereins:„ Die Prostitution und ihre Ursachen"( Genossin Eichhorn); öffentliche Versammlung aller in der Hutindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen: ,, Klassenstaat und Sozialismus"( Genosse Scheunig); öffentliche Versammlung der Arbeiter und Arbeiterinnen des Sattler- und Tapeziergewerbes:„ Der Einfluß der Frauenarbeit auf gewerblichem Gebiete" ( Genossin Eichhorn); Elberfeld , öffentliche Versammlung der Textilarbeiter und Arbeiterinnen:„ Der wirthschaftliche Niedergang, seine Ursache und Beseitigung"( Genosse Balser); Gablen berg , öffentliche Volksversammlung:„ Die Frau und der Sozia lismus"( Genossin Zetkin); Grünberg, öffentliche Volksversammlung:„ Die Frau und der Sozialismus"( Genossin Rohrlack); Hannover , öffentliche Versammlung der Fabrik-, Land-, Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen:„ Das Koalitionsrecht der Arbeiter und die reaktionären Bestrebungen der herrschenden Klasse"( Reichstags
liche Volksversammlung:„ Welches Interesse hat die Frau am Kampfe gegen den Umsturz?"( Genossin Palm); Leipzig , öffentliche Versammlung des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen:„ Das deutsche Unterstützungswohnsitzgesetz"( Genosse Köhre); Leißnig, öffentliche Volksversammlung:„ Die Frau und der Sozialismus"( Genossin Palm); Liegnig, öffentliche Versammlung für Männer und Frauen:„ Die Nothwendigkeit der Anstellung weiblicher Fabrikinspektoren"( Genossin Rohrlack); Mühlheim , öffentliche Volksversammlung:„ Die wirthschaftliche Lage der Arbeiterinnen"( Genossin Opificius); Neuwied , öffentliche Volksversammlung:„ Der Frankfurter Parteitag"( Genossin Löwenberg); Strießen , öffentliche Volksversammlung:„ Der Frankfurter Parteitag"( Genossin Eichhorn); Waldheim , öffentliche Versammlung für Männer und Frauen:„ Das Interesse der Frau am Stampfe gegen den Umsturz"( Genossin Palm); Wolgast , öffentliche Volksversammlung:„ Der Parteitag zu Frankfurt a. M."( Genossin Wengels).
Vereinsversammlungen fanden in der nämlichen Zeit statt in: Berlin , Mitgliederversammlung des Allgemeinen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereins:„ Die moderne Naturwissenschaft"( Genosse Dr. Joël); Mitgliederversammlung des Verbands der in Buchbindereien, der Papier - und Ledergalanteriewaaren- Industrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen:„ Bericht über die Agitationstour in Schlesien und Posen"( Genosse Jahn); Mitgliederversammlung des Vereins der Hut
arbeiter und Arbeiterinnen:„ Konventionelle Lügen"( Genosse Dr. Pinn); Mitgliederversammlung des Verbands der im Kürschnergewerbe be schäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen:„ Religion und Sittlichkeit" ( Genosse Dr. Joël). Die Mitgliedschaft beschloß, besondere Leseabende für die weiblichen Mitglieder zu organisiren. Zwei Mitgliederversammlungen des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen: 1) ,, Der Glaube und die Frauen"( Herr Waldeck- Manasse), 2)„ Moderne Ehen"( Genosse Hoffmann); Mitgliederversammlung des Verbands der Textilarbeiter und Arbeiterinnen:„ Die kapitalistische Sintfluth"( Genosse Hoffmann); Mitgliederversammlung des Vereins der Arbeiter und Arbeiterinnen der Wäsche und Kravattenbranche: 1)„ Rechenschaftsbericht", 2) Wie stellen sich die Mitglieder zum Fortbestand des Vereins?"( Genosse Hergt); die Versammlung beschloß, die Organisation weiter zu halten und mit aller Energie für ihr Gedeihen zu wirken. Mitgliederversammlung des Verbands der Vergolder und Vergolderinnen:„ Die Frauen und die Gewerkschaftsorganisation"( Genosse Hoffmann); Charlottenburg , Mitgliederversammlung des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen:„ Die Gegenwart und Zukunft der Arbeiterbewegung"( Genossin Baader); Friedrichsberg, Generalversammlung des Arbeiterinnenvereins: 1)„ Der Werth der Organisation"( Genossin Reimann), 2)" Thätigkeitsbericht"; Mitgliederversammlung des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen:„ Die Frauen und der Kapitalismus"( Genossin Mesch); Leipzig , Mitgliederversammlung des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen: Die Frau in der Vergangenheit und Zukunft"( Genosse Jäger); Stuttgart ( Stöckach), Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Vereins:„ Die Betheiligung der Frau am Kampfe der Arbeiterklasse"( Genossin Zetkin); Uhlenhorst Hamburg , Mitgliederversammlung des Vereins für Frauen und Mädchen:„ Die Prostitution, ihre Ursachen, ihre Folgen und ihre Bekämpfung"( Genossin Augustin); Beddel- Rothenburgsort, Mitgliederversammlung des Zentralvereins der Frauen und Mädchen Deutschlands :„ Die materialistische Weltanschauung"( Genosse Kimmel); Wandsbeck, Mitgliederversammlung des Verbands der Fabrik-, Land-, Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen: Robert Blum und seine Zeit"( Genossin Kähler); Weißensee, Mitgliederversammlung des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen:„ Die Frau in der heutigen Gesellschaftsordnung"( Genossin Baader).
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- Mylau i. Voigtl.( Sachsen ). In Bethätigung des Grundsatzes„ Gleiches Recht bei gleichen Pflichten" brachten mehrere hiesige Genossen, welche dem Vorstand der Ortskrankenkasse angehören oder Vertreter der Arbeiter bei derselben sind, in der letzten Generalversammlung den Antrag ein, eine Krankenkontrolleurin anzustellen. Obgleich diese Forderung aus der Mitte der Versammlung verschiedentlich bekämpft ward, gelangte er doch schließlich mit großer Majorität zur Annahme. Fast allgemein wurde die Neuerung als recht und billig anerkannt, sowohl mit Rücksicht auf die zu kontrollirenden, zu Pflichtleistungen herangezogenen weiblichen Mitglieder der Krankenkasse, wie mit Rücksicht auf den Grundsatz, den Frauen alle Berufsfreise zu erschließen, auf denen sie sich mit Nutzen für die Gesellschaft bethätigen können. Die Kontrolleurin wird mit einem Jahresgehalt von 300 Mark besoldet werden. Unseres Wissens ist dies der erste