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Mächtig, unaufhaltsam verlangt und ringt die geknechtete und der Verkümmerung preisgegebene Armuth nach freiem, schönem Menschentum. Und wieder ist den Bürdenträgern der Gesellschaft eine eilsbotschaft erklungen, abermals tritt eine geschichtliche Macht cuf den Plan, welche ihnen eine ausgleichende soziale Gerechtigkeit und damit ihre Befreiung aus Ketten und Banden jeder Art verheißt. Der Sozialismus ist es, der in unserer Zeit allen Müheseligen und Beladenen Erquickung zu bringen verspricht.
Fort mit der Armuth! erklärt er.„ Es wächst hienieden Brot genug für alle Menschenkinder". Fort mit der Nacht der Unwissenheit! Mit der Beseitigung der materiellen Noth des Lebens liegt für Alle die Bahn frei zu den frisch sprudelnden Quellen des Wissens, zu den sonnigen Höhen moderner Kultur. Nieder mit dem Sklaventhum der Einen zu Gunsten des Herrenthums der Anderen!„ Alle Menschen gleich geboren sind ein adelig Geschlecht."
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Und bei seinen Verheißungen handelt es sich nicht mehr um ein Hoffen, sondern um eine feste Ueberzeugung, nicht um ein Glauben, sondern um ein Wissen. Auf dem granitnen Felsen der wirthschaftlichen Entwicklung ist das Jerusalem gegründet, das der Sozialismus der Menschheit zeigt. Nicht fromme oder poetische Träumereien, Thatsachen über Thatsachen bezeichnen den Weg, der von den verschiedenen Gesellschaftsformen der Vergangenheit durch die kapitalistische Ordnung der Dinge hindurch zu der sozialistischen Zukunftsgesellschaft führt. Eherne, geschichtliche Entwicklungsgeseze, von so unwiderstehlicher Kraft wie Naturgeseze, bürgen dafür, daß aus dem Zusammenbruch und Verwelken der heutigen Gesellschaftseinrichtungen das goldene Zeitalter für Alle ersteht.
Nicht ohne Kampf, unter schweren Wehen und Zuckungen tritt das Neue an die Stelle des Alten. Wie von dem Christenthum, so gilt auch von dem Sozialismus das Wort:„ Ich bin das Schwert, ich bin nicht gekommen den Frieden zu bringen, sondern den Krieg." Sobald der Sozialismus aus den Stuben der Gelehrten und den Träumen hochherziger, weitblickender Menschenfreunde hinausschritt zu der Masse, ihr Gemeingut wurde, ihr die Augen öffnete für das Dunkel der Gegenwart und die dämmernde Morgenröthe der neuen Zeit, sie zu thätiger Mitarbeit berief an dem stolzen Bau der Zukunft, da erhoben sich auch die Besitzenden und Genießenden mit dem Rufe: Ans Kreuz, ans Kreuz mit ihm und seinen Trägern! Der Eckstein, welcher das Gebäude der künftigen Kultur zu tragen bestimmt ist, ward zu einem Steine des Anstoßes und Aergernisses.
Wo sich die Massen um das Banner des Sozialismus schaaren, da muß auch das blödeste Auge die zwei Nationen innerhalb jeder Nation erblicken, da zeigt sich nackt und unverhüllt das hin- und herwogende Ringen zwischen den beiden, da wird es klar, daß in diesem Kampfe„ ein Hüben und Drüben nur gilt": Besitzende, Ausbeuter, Herren auf der einen Seite, Nichtbesitzende, Ausgebeutete, Geknechtete auf der anderen. Sturmglockenton gleich braust aus dem Toben und Tosen der sozialen Schlachten den Männern und Frauen der Arbeit die Losung entgegen:„ Die Befreiung des Proletariats kann nur das Werk des Proletariats selbst sein." Wie die christliche Heilsbotschaft fliegt sie über den Erdball, rüttelt all überall die Stumpfsinnigen empor, belebt die Verzweifelnden mit neuem Muth, stählt die Kraft der Starken zum Heroismus, steigert die Pflichttreue der Begeisterten zu schrankenlosester Selbstverleugnung. In Nord und Süd, in Ost und West schaaren sich die Enterbten zu„ der Arbeit heil'gem Krieg", ziehen sie in den Kampf von Klasse zu Klasse, in dem sie eine Welt zu erobern haben und nichts zu verlieren als ihre Ketten." Von der wirthschaftlichen Entwicklung gerufen tritt das internationale, klassenbewußte Prole: tariat als treibende geschichtliche Macht auf die Bühne der Geschichte, sein eigener Messias . Nicht ein Messias des Duldens und Entsagens, vielmehr ein Kämpfer, der sein Schwert ausstreckt, damit der Arbeit gegeben wird, was der Arbeit ist; ein Gewaltiger, der das Reich gründet, in welchem die Weihnachtsbotschaft der Christgläubigen ihre Verwirklichung findet: Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.
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Arbeiterinnen- Bewegung.
In der Zeit vom 20. November bis 16. Dezember fanden öffentliche Versammlungen statt in: Altona , öffentliche Versammlung der Schneider und Schneiderinnen:„ Der Newyorker Schneiderstreif" ( Genosse Rumps); Berlin , zwei Wanderversammlungen des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen: 1)„ Die kapitalistische Produktion und die Frauen"( Gen. Schöpflin); 2)„ Die Pharisäer einſt und jetzt"( Genosse Pinn); öffentliche Arbeiter- und Arbeiterinnenversammlung:„ Die Lohn- und Arbeitsverhältnisse bei Th. Hildebrandt& Sohn"( Genosse Jahn); öffentliche Versammlung der Tabakarbeiter und-Arbeiterinnen:„ Die in Aussicht stehende Mehrbelastung des deutschen Volks, insbesondere die drohende Tabatfabrikatsteuer" ( Reichstagsabgeordneter Bebel); öffentliche Versammlung der im Kürschnergewerbe beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen:„ Die Fortschritte der Maschinentechnik und die wirthschaftlichen Umwälzungen"( Genossin Baader); öffentliche Volksversammlung, einberufen von der Frauen- Agitationskommission: 1)„ Berichterstattung der Revisorinnen"; 2)„ Die Aufgaben der Frau im Kampfe gegen den Umsturz"( Gen. Wagner); öffentliche Versammlung der Arbeiter und Arbeiterinnen der Luruspapierbranche:" Der Kampf gegen den Umsturz" ( Gen. Wagner); drei öffentliche Versammlungen der Schneider und Schneiderinnen, sowie der in der Konfektionsbranche thätigen Arbeiter und Arbeiterinnen: 1)„ Die Privilegien der Berliner Schneiderinnung"( Genosse Pfeiffer); 2)„ Die traurige Lage der im Schneidergewerbe thätigen Arbeiter und Arbeiterinnen"( Genosse Pfeiffer); 3) Wie kann in der bevorstehenden Saison den traurigen Lohn- und Arbeitsverhältnissen in der Konfektionsbranche entgegengearbeitet werden?"( Genosse Täterow); die Versammlung verpflichtete die Agitationskommission, welcher vier Genossinnen angehören, den Geschäftsinhabern zu geeigneter Zeit Forderungen vorzulegen, welche eine Aufbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse bezwecken; Dresden , öffentliche Versammlung, einberufen vom Arbeiterinnen- Bildungsverein:„ Der Werth des moralischen Einflusses bei der Krankenbehandlung"; Faurndau, öffentliche Volksversammlung:„ Die Landtagswahlen und die Sozialdemokratie"( Genossin Zettin); Frank furt a. M., öffentliche Versammlung der Textilarbeiter und-Arbeiterinnen:„ Der christlich- soziale Kongreß und die Gewerkschaften" ( Genosse Dr. Quarch); Freienwalde a. D., öffentliche Volksversammlung:„ Der Parteitag zu Frankfurt a. M."( Genossin Ihrer); Jebenhausen, öffentliche Volksversammlung:„ Die Landtagswahlen und die Sozialdemokratie"( Genossin Zetkin ); Leipzig , öffentliche Versammlung aller in der Konfektionsbranche beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen:" Wie sind die traurigen Lohn- und Arbeitsverhältnisse in der Branche zu heben?"( Genossin Reimann- Berlin ); Netzschkau , öffentliche Volksversammlung:„ Der Parteitag zu Frank furt a. M."( Genossin Vogel); Stolpe, öffentliche Volksversammlung:„ Der Parteitag zu Frankfurt a. M."( Genossin Ihrer); Stra lau, öffentliche Volksversammlung:„ Robert Owen "( Genossin Baader); Weißensee, öffentliche Volksversammlung:„ Der Parteitag zu Frank furt a. M."( Genossin Ihrer); Wellingdorf , öffentliche Versammlung für Frauen und Männer:„ Die Vortheile, welche die Frauen Wandsbeck); Winnenden , öffentliche Volksversammlung:„ Die Landvon dem Emanzipationskampf der Männer haben"( Genossin Kählertagswahlen und die Sozialdemokratie"( Genossin Zetkin).
-Vereinsversammlungen fanden in der nämlichen Zeit statt in: Barmbeck, Mitgliederversammlung des Verbands der Fabrik-, Land-, Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen:„ Kartellbericht"; Berlin , Mitgliederversammlung des Vereins der Plätterinnen und verwandten Berufsgenossen: interne Angelegenheiten; Mitgliederversammlung des Verbands der in Buchbindereien, der Papier - und Ledergalanteriewaarenindustrie beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen:„ Das Werkzeug als Kulturträger"( Genosse Rohrlack); zwei Mitgliederversammlungen des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen: 1)„ Getäuschte Hoffnungen"( Genossin Schädlich); 2)„ Denkfreiheit und Denkfaulheit" ( Reichstagsabgeordneter Vogtherr); Charlottenburg , Mitgliederversammlung des Bildungsvereins für Frauen und Mädchen:„ Die tapitalistische Produktion und die Frauen"( Gen. Schöpflin); Döhlen, Mitgliederversammlung des Allgemeinen Arbeitervereins:„ Frauenarbeit und Männerarbeit auf industriellem Gebiete"( Genossin Eichhorn); Dresden , Mitgliederversammlung des Arbeiterinnen- Bildungsvereins:„ Die Ernährung des Menschen"( Dr. Engelmann); Hamburg , Mitgliederversammlung des Verbands der Schneider und Schneiderinnen:„ Das Koalitionsrecht der Arbeiter und der Kampf gegen den Umsturz"( Genosse Grünwald); Hannover , Mitgliederversammlung des Verbands der in Buchbindereien und verwandten Berufen beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen:„ Das Handwerk im Mittelalter"( Genosse Rauch); Frankfurt a. M., Generalversammlung