Nr. Z» derGleichheit" gelangt am S. März zur Ausgabe. größte Aufmerksamkeit, ferner rumirt es binnen Kurzem die besten Augen. Trotzdem und obgleich der Preis der feinen Seidenhemden ein sehr�hoher ist,'.verdienen die betreffenden Näherinnen nur Bettel­pfennige, sind sie zu einer äußerst entbehrungsreichen Lebensweise gezwungen. Damit Zierpuppen ihren Modelaunen fröhnen und kapi­talistische Unternehmer reiche Profite einsäckeln können, mag Sehkraft und Gesundheit proletarischer Frauen zum Teufel gehen. Wer hieß sie auch so unvorsichtig in der Wahl ihrer Eltern sein? Die Grziehung zur Enthaltsamkeit seiner Arbeiterinnen läßt sich der Rohproduktenhändler N. in Dresden  , Freibergerplatz, gütigst angelegen sein. Eine tüchtige Sortirerin erhält pro Woche 4 Mark. Die Frau muß mit diesemEinkommen" nicht blos ihren Unterhalt bestreiten, sondern auch den eines Kindes. Ihr Küchen­zettel weist tagaus tagein folgende Schlemmergerichle auf: Kartoffeln, Brot, Wurstfett und Zichorienbrühe. In der kapitalistischen   Gesell­schaft sorgt derfreie" Arbeitsvertrag dafür, daß die Bäume der von den enthaltsamen, darbenden Unternehmern so oft verurtheilten Völlerei undUnwirthschaftlichkeit der Arbeiter und Arbeiterinnen" nicht bis in den Himmel wachsen. Bürgerliche Frauenvereine im.Kampfe gegen die Sozial demokratie. Gegen Ende vorigen Jahres fand im großen Rathhaus­saale zu Baden-Baden   die außerordentlicheLan desversammlung badischer Frauenvereine statt. Unter Anderem faßte dieselbe den welterschütternden Beschluß, dieverderblichen Einflüsse der Sozialdemokratie und der Kolportageliteratur" zu be­kämpfen. Auch ein Zeichen der Zeit und des Zusammenwirkens der reichen und ärmeren Schwestern!" Fortschritte der gewerkschaftliche» Organisation der Ar­beiterinnen in England. In der englischen Industrie sind über zwei Millionen Arbeiterinnen beschäftigt. Davon sind gegenwärtig gegen 9()0(X1 gewerkschaftlich organisirt. In den letzten Monaten hat die gewerkschaftliche Organisation der Frauen Fortschritte gemacht. Daß aber in dieser Beziehung noch unendlich viel zu thun ist, zeigen die obigen Zahlen. Forderungen des englischen Frauengewerkschaftsbnnds. Unter den 249 Vertretern der englischen   Trades-Unions, welche die Resolutionen des Norwicher Gewerkschaftskongresses der Regierung zu unterbreiten und von ihr eine entsprechende Gesetzgebung zu ver­langen hatten, befand sich u. A. auch Miß Marland als Delegirte des Frauengewerkschaftsbunds. Sie forderte eine Vervoll st ändigung der Fabrikgesetzgebung für die Textilindustrie und eine Ausdehnung derselben auf die Waschanstalten. Miß Marland bezeichnete es als die wichtigste Aufgabe der Fabrikgesetzgebung, die Frage der Ueberzeit zu regeln bezw. die Ueberzeit zu beseitigen. So­lange dieselbe in einzelnen Fällen gesetzlich erlaubt sei, werde auch ungesetzliche Ueberzeit gearbeitet werden. Der Minister des Innern, Asquith  , anerkannte die Unzulänglichkeit der für die Textilindustrie geltenden gesetzlichen Bestimmungen, desgleichen die Nothwendigkeit, Arbeiter und Arbeiterinnen der Waschanstalten dem Fabrikgesetz zu unterstellen und durch Inspektion vor schadhafter Maschinerie, un­gesunden Arbeitsräumen:c. zu sichern. Bekanntlich hatten sich seiner­zeit englische Frauenrechtlerinnen unter einem Aufwand von viel sittlicher Entrüstung gegen die Unterstellung der Waschanstalten unter das Fabrikgesetz erklärt. Das Vorgehen des Frauengewerkschafts­bunds zeigt, daß sich die englischen Arbeiterinnen mehr und mehr von dem Einfluß bürgerlicher Elemente frei machen und im Anschluß und gemeinsam mit der allgemeinen Arbeiterbewegung rathen und thaten. Gewerkschaftliche Organisation der Frauen in Schottland  . Dem im März 1893 ans Veranlassung derFrauenschutzliga" zu Glas­ gow   gegründetenLandesverbands-Ausschuß für Schottland" gehören gegenwärtig 14 der bedeutendsten Gewerkschaftsräthe(Vertreter von Gewerkschaftsverbänden) an, sowie 21 Trade Unions und Vereine, in denen gemeinsam Arbeiter und Arbeiterinne» solcher Berufe or­ganisirt sind, in welchen Männer wie Frauen beschäftigt werden. DerLandesverbands-Ausschuh von Schottland  " repräsentirt die statt­liche Anzahl von Mitgliedern. Weibliche Studenten in Finnland  . An der finnländischen Universität Helsingfors   giebt es gegenwärtig 195 weibliche Studirende gegen 73 im letzten Semester. 47 davon sind in der historisch­philologischen Fakultät und 45 in der mathematischen eingeschrieben, sieben Damen studiren Jurisprudenz und fünf Medizin, eine einzige Studentin hat sich der Theologie zugewandt. Die Zahl der Studirenden an der Helsingforser Hochschule überhaupt beträgt 1921. Unter den vier jüngsten Studirenden, welche ein Alter von 19 Jahren haben, befindet sich eine Dame. Wie beschämend sind vorstehende Thatsachen nicht für Deutschland  ! Verantwortlich für die Redaktion: Fr. Klara Zetkin  (Eißner  ) in Bolle politische Gleichberechtigung des weiblichen Ge­schlechts in Tüdaustralien. Dem von Neu-Seeland   gegebenen Beispiele, die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts betreffend, ist nun auch Südaustralien   gefolgt. In letzter Zeit nahm das Parlament eine Vorlage an, welche das Wahlrecht auf 29 Jahre alte weibliche Personen ausdehnt. Das betreffende süd­australische Gesetz ist jedoch fortschrittlicher und demokratischer als das neuseeländische; es verleiht nämlich den Frauen nicht blos das aktive, sondern auch das passive Wahlrecht, während in Neu-Seeland  Frauen wohl wählen dürfen, aber nicht gewählt werden können. Das Gesetz bedeutet einen freudig zu begrüßenden Sieg der kraftvollen südaustralischen Frauenrechtsbewegung, welche von bürgerlichen und proletarischen Frauen getragen wurde. Von bürgerlicher frauen- rechtlerischer Seite wird letzterer Umstand besonders hervorgehoben, und es hat mit ihm seine Richtigkeit. Grundfalsch ist es dagegen, wenn man aus ihm den Schluß zieht, daß auch in Deutschland   die proletarischen Frauen im Schlepptau der bürgerlichen Frauenrecht­lerinnen für die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts zu kämpfe» hätten. Die sozialen Verhältnisse Deutschlands   sind durchaus andere als die in Südaustralien  , und dementsprechend sind auch die Bedingungen ganz wesentlich verschiedene, unter denen hier und da die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts durchgesetzt wird. In Südaustralien   giebt es z. B. seit längerer Zeit eine sehr kräftige Frauenrechtsbewegung, welche mit großer Energie den Kampf für ihre Ziele geführt hat und in politischer Beziehung von einem Radikalismus ist, über welchen die Mehrzahl der deutschen   Frauen­rechtlerinnen einfach in königstreue, patriotische, gesinnungstüchtige Ohnmacht fallen würden. Dagegen giebt es in Südaustralien   bis jetzt noch gar keine klassenbewußte proletarische Frauenbewegung, wie daselbst bis jetzt auch noch keine geklärte sozialistische Arbeiterbewegung vorhanden ist, vielmehr nur die Ansätze zu einer solchen. Da ist es denn natürlich, daß bürgerliche und proletarische Frauen in einer! einheitlichen Bewegung zusammen für die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts kämpfen. Wesentlich anders liegen die Dinge in Deutschland  . Hier ist die Klassenscheidung zwischen bürgerlichen und proletarischen Frauen perfekt und tief ins Bewußtsein der Proletarierinnen gedrungen. Hier giebt es keine einheitliche kraftvolle bürgerliche Frauen­bewegung, sondern Frauenrechtlerinnen, welche in die verschiedensten Richtungen gespalten und unter einander durchaus nicht einig sind, ob sie die politische Gleichberechtigung fordern sollen, und wann und unter welchen Bedingungen sie für dieselbe einzutreten haben. Nur eine winzige Minderheit von Frauenrechtlerinnen tritt offiziell und öffentlich für die Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts ein, und diese Minderheit hat keine Massen hinter sich, ist nicht viel mehr als ein Generalstab ohne Soldaten. Dagegen giebt es in Deutschland  seit zehn Jahren eine klassenbewußte, proletarische Frauenbewegung, welche im Rahmen der sozalistischen Ziele und der allgemeinen sozia­ listischen   Arbeiterbewegung und mit dieser zusammen für die Gleich­berechtigung des weiblichen Geschlechts kämpft. Wollte diese Be­wegung auf die Ordre bürgerlicher Frauenrechtlerinnen in eine bloße Frauenrechtsbewegung einschwenken, so würde sie nicht blos ihre Prinzipien preisgeben, sondern auch eine unverzeihliche Dummheit dadurch begehen, daß sie ihre Kraft und die ihr anhängenden Massen hinter eine Null setzte. In Deutschland   hat die proletarische Frauen- k weit die Führung des Kampfes für die Gleichberechtigung des weib­lichen Geschlechts übernommen, und sie ist es auch, welche diesem Kampf zum Sieg verhelfen wird. Soll behufs Verwirklichung einer Forderung, welche bürgerlicher und proletarischer Frauenbewegung gemeinsam ist, ein vorübergehendes Zusammenwirken stattfinden, so kann es nur geschehen auf der Grundlage von Verhandlungen von Macht zu Macht. Aber ehe sich die proletarische Frauenbewegung zu solchen Verhandlungen herbeiläßt, muß die bürgerliche Frauen­bewegung erst zu einer Macht geworden sein. Nuittunfl. Zu Agitationszwecken 29 Mark von Genossinnen in Itzehoe  erhalten zu haben, bescheinigt dankend Die Frauen-Agitations-Kommission Berlin  . Zur Weachtung. Alle für die Berliner   Frauen-Agitations-Kom- mission bestimmten Briefe, Geldsendungen ic. sind zu richten an: M. Ottilie Baader  , Berlin  Weberstratze S4, Hof, Qnerg., 1 Treppe. Stuttgart.   Druck und Verlag vov I. H. W. Dietz in Stuttgart  .