er ihr höhere Pflichtleistungen als Mutter und Gattin. Zugleich aber giebt er ihr ein Stück von den Freuden des Familienlebens zurück, die ihr das Kapital gegenwärtig zum großen Theile raubt.
Neue, schwerwiegende Aufgaben hat das moderne Wirthschaftsleben für die Proletarierin gezeitigt. Es hat sie hineingeschleudert in die wirthschaftlichen und politischen Kämpfe unserer Tage. Sie muß sich dem ausbeutenden Kapital gegenüber ihrer Haut wehren, gegen seinen Werwolfshunger nach Mehrwerth ihre Lebensinteressen vertheidigen. Dieser Nothwendigkeit vermag sie nur zu genügen, wenn sie Theil nimmt an dem Ringen ihrer Klasse, wenn sie aufgeklärt, geschult, organisirt auf wirthschaftlichem und politischem Gebiete gegen die kapitalistische Gesellschaft kämpft. Je rückständiger die Frau im Punkte ihrer sozialen Erkenntniß noch ist, um so dringender bedarf sie der Bildung; je schwächer die einzelne Arbeiterin sich gegenüber der kapitalistischen Uebermacht erweist, um so nöthiger ist ihr die Macht der Organisation. Um sich aber Erkenntniß und Schulung aneignen zu können, um lernend und wirkend am Vereinsund Versammlungsleben ihrer Klasse Theil zu nehmen, bedarf sie der Zeit, bedarf sie der körperlichen und geistigen Kraft. Wie viele sind nicht der Proletarierinnen, die so gern hingehen möchten, um mit den Klassengenossen zusammen zu rathen und zu thaten, sich zu bilden und zu kämpfen. Die Unsumme der auf ihnen lastenden Arbeiten und Verpflichtungen hält sie den Organisationen und Versammlungen fern. Man hat die Beobachtung gemacht, daß in England, in Desterreich, in Deutschland 2c. zu Zeiten von Strifes die Arbeiterinnen zu den regsten Versammlungsbesuchern gehören, weil ihnen dann die Zeit dafür zur Verfügung steht.
Der Achtstundentag ist eine der Voraussetzungen für die Einbeziehung der Arbeiterinnenmassen in die gewerkschaftlichen Organisationen, für die politische Schulung des weiblichen Proletariats, für seine energische Antheilnahme am Klassenkampfe.
Die schrankenlose kapitalistische Ausbeutung der Arbeitskraft zeitigt gerade für die Lohnsklavinnen die allertraurigsten Erwerbsverhältnisse. Große Schichten von Frauen sind in Industrien thätig, in denen die Saisonarbeit herrscht, sie leiden schwer unter dem Hin und Hergeworfenwerden zwischen Perioden toller Ueberarbeit und Zeiten, die im Zeichen der sauren Gurke stehen. Die Arbeiterinnen insgesammt aber werden durchgängig mit Hungerlöhnen abgespeist, welche Tausende und Abertausende zwingen, in der Prostitution nicht folglich mußte Elisabeth der„ Staatsraison" weitere Zugeständnisse machen. Wir unterschreiben das Wort Storms:„ Praktisch geredet, urtheilte sie( Elisabeth) so, wie es ihr Interesse verlangte."
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Die Untersuchung wurde abgebrochen. Nicht blos die Parteien in einem Prozesse, sondern auch die Richter können in die Lage kommen zu sagen: Zeit gewonnen viel oder alles gewonnen! Marias Verbrechen in den Augen Elisabeths war: sie war ihr gefährlich. In den Augen aller katholischen Engländer war Maria die allein echte Königin von Schottland nicht nur, sondern auch von England. Dazu kommt, daß auch die schottischen Kronbewerber Marias Bruder Murray, und Andere sich nicht der Königin Maria begeben wollten als eines gegen England, gegen Elisabeth, auszuspielenden Trumpfes darum mußte freilich aus Staatsraison" Elisabeth schließlich zu Marias Henkerin werden. Erhabener, föniglicher Beruf! Man denkt an ein Gedicht Sandor Petöfi's :" König und Henker!"
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Kennzeichnend ist der Umstand, daß bei dem plöglichen Tode Murray's Elisabeth flagte, sie habe ihren besten und nützlichsten Freund verloren! Die Schotten forderten nun ihre Königin zurückaber die„ Staatsraison" bestimmte Elisabeth, ihre Gefangene nicht frei zu geben, wenn sie nicht gewisse militärpolitische Zugeständnisse machte, die Maria als schottische Königin nicht machen konnte und durfte: Auslieferung fester Pläße, Auslieferung etlicher in Schottland befindlicher englischer Flüchtlinge. Bezüglich letzteren Punktes erklärte Maria:„ Es schicke sich nicht für sie, Jene, welche in ihrem Reiche eine Zuflucht genommen hätten, dem sicheren Tode zu überliefern."
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Zum Herrscher in Schottland ließ Elisabeth nun Darnley's Vater, den Grafen Lennor, ernennen. Damit war nach allen Regeln ber Staatsraison" natürlich zu Englands und Elisabeths Gunsten der Bürgerkrieg in Schottland neuerdings in Permanenz erklärt, die adeligen Empörer wußten, daß sie in Elisabeth ihre beste Stüße hatten.
Berwickelter, aber noch ungünstiger für Maria gestalteten sich die Dinge, als Elisabeth auch dann noch eine Verſtändigung zurück
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zeitweilig, sondern ständig einen Nebenerwerb zu suchen, welche die übrigen zu einem sorgenreichen, entbehrungsvollen Leben verurtheilen.
Der Achtstundentag bringt größere Regelmäßigkeit und Stetigkeit in die Produktion; er mildert in etwas den Gegensatz zwischen Ueberarbeit und Flaue, mit seinen verderblichen Folgen in materieller, gesundheitlicher und sittlicher Hinsicht. Der Achtstundentag führt zu einem Steigen der Löhne. Die Theorie lehrt und die Praxis bestätigt, daß überall die Länge der Arbeitszeit in umgekehrtem Verhältnisse steht zu der Höhe des Verdienstes. Niedriger Lohn geht Hand in Hand mit unbegrenzt langen Arbeitsstunden, höherer Verdienst ist die Begleiterscheinung eines kurzen Arbeitstages. Die Arbeiterinnen, welche besonders dringend einer Aufbesserung ihres Einkommens be dürfen, und dies im Interesse ihrer Gesundheit, ihrer Sittlichkeit und einer fulturwürdigen Ausgestaltung ihrer Existenz, sie fordern den Achtstundentag als Ausgangspunkt eines stetigeren und auskömmlicheren Broterwerbs.
Gewiß, nicht alle proletarischen Frauen sind als Hörige des Kapitals an den Vortheilen des Achtstundentags unmittelbar interessirt. Aber bei dem Gang und der Tendenz der wirthschaftlichen Entwicklung ist keine Proletarierin sicher, daß sie nicht von heut auf morgen aus einer wirthschaftenden und sparenden Hausfrau in eine erwerbende Berufsarbeiterin verwandelt wird. Und wer ist der Vater, wer ist der Gatte, wer sind die Schwestern und Brüder der Proletarierin, die noch ausschließlich am häuslichen Herde schaltet und waltet? In der großen Mehrzahl der Fälle Lohnsklaven und Lohnsklavinnen, denen die Vortheile des Achtstundentags zu Gute kommen, Vortheile, von denen so und so oft auch die Lebensverhältnisse der nicht kapitalistisch ausgebeuteten Proletarierin günstig beeinflußt werden.
Unmittelbar oder mittelbar fordern die Lebensinteressen der gesammten proletarischen Frauenwelt den Achtstundentag. Und so weit sich innerhalb derselben gesundes, kräftiges Klaffenbewußtsein regt, stimmt sie deshalb begeistert ein in den Ruf, der am 1. Mai vielsprachig über den Erdball braust:
„ Heraus mit dem Achtstundentag!"
wies, als ihre Gefangene nur ihre Anerkennung als Königin und ihre Freiheit forderte, während sie die Regierung an ihren Sohn James ( Jakob ) abtreten wollte. Elisabeth hintertrieb insgeheim durch ihre Unterhändler diese Assoziation".
Der junge Jakob, ein zweiter Darnley, und sein Anhang suchten sich Elisabeth scheinbar zu nähern. Jakob gelang es zu entfliehen und eine Streitmacht zu sammeln, mit der er den gegen ihn rebellirenden Gowrin schlug, die leberlebenden flohen Elisabeth nach England.
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Als Jakobs Hoffnung, von Frankreich unterstüßt zu werden, fehlschlug, verrieth der saubere Sohn leichten Herzens seine Mutter und suchte Elisabeth allein für sich zu gewinnen; seiner Mutter schrieb der Bursche( offenbar auf Elisabeths Diktat!),„ er wolle sie stets als Königin- Mutter anerkennen, da sie aber in einem fremden Lande als Gefangene weile, könne er sich mit ihr in keine Assoziation einlassen."
Maria, in ihren tiefsten Gefühlen gekränkt, erklärte ihm, sie sei seine Souveränin, ebenso wie sie es einst für seinen Vater gewesen, nur von ihr könne er Schottlands Krone erhalten. Die Geschichte hatte aber dem verrätherischen Sohn zur Genüge gelehrt, daß allzeit der Recht hätte, der Macht und Gewalt habe, aus Unrecht eine Thatsache zu machen. Er schloß schließlich 1586 mit England Frieden, ohne dabei seiner Mutter mit auch nur einem Worte zu gedenken, nur sich eine englische Apanage und den Anspruch auf die Thronfolge in England sichernd.
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Die große Schüßerin der Reformation" hatte Ursache genug, es mit den Reformirten zu halten. In den Augen aller englischen Katholiken war sie ein Bastard* und ihre Krone galt diesen für usurpirt. Daher ihre protestantische Politik, selbst mag sie macker wenig geglaubt haben. Sie wüthete gegen die Katholiken genau so,
wie katholische Machthaber gegen ihre protestantischen( ,, kezerischen")