und den Gesetzgebungsapparat erobern und ausnutzen sollen für Förderung der Interessen des Proletariats und die Erlangung der politischen Macht."

In Uebereinstimmung mit dieser Resolution richtet sich unsere Einladung an alle Gewerkschaftsvereine und alle sozialistischen Or­ganisationen, welche die Nothwendigkeit der Organisation der Arbeiter und ihrer Theilnahme an der politischen Thätigkeit anerkennen.

Wir ersuchen alle in die vorerwähnten zwei Kategorien ent­fallenden Arbeiterorganisationen, uns ihre Adressen sofort, und die­jenigen Resolutionen und Vorschläge, welche sie der Tagesordnung des Kongresses von 1896 einverleibt zu sehen wünschen, bis spätestens den 1. Januar 1896 zu übersenden.

Alle Mittheilungen sind zu richten an:

William Thorne, Sekretär,

144, Barking Road, London , E., England.

Wir sind brüderlich die Eurigen

Edward Aveling

Das Organisationskomite.

Henry Broadhurst Eduard Cowen William Instip J. M. Jack

James Mawdsley

Sydney Olivier Henry Quelch

A. Smith

W. C. Steadman William Thorne Ben Tillett .

William Thorne, Sekretär. William Instip, Schatzmeister. Edward Aveling und A. Smith, Uebersetzer .

Californiens Obstfarmerinnen.

Californien mit seinen herrlichen klimatischen Verhältnissen ist im Laufe der Zeit der Schauplatz für eine neue, einträgliche Be schäftigung für Frauen geworden. Im ganzen Staate zerstreut, in den Thälern, an dem Fuße der Hügel und selbst an den Bergabhängen, trifft man nämlich Obstfarmen von 5 bis 500 Acer Umfang, die von Frauen geleitet werden. Und mit welcher Sachkenntniß und mit welchem Erfolge dieselben dieser ihrer Beschäftigung obliegen, dafür weist jener wunderbare Staat zahlreiche Belege auf.

Ein Theil einer der schönsten Avenues Pasadenas in Süd­Californien war ehemals ein Obstgarten, den eine Dame namens Carr im Jahre 1877 anlegte. In Folge Krankheit ihres Gatten sah sie sich genöthigt, der Ernährer der Familie zu werden, und so kaufte sie eine 43 Acker haltende Farm, dieselbe in einen Landschaftsgarten verwandelnd. Sie pflanzte alle Arten Früchte, Nüsse und Blumen und lieferte durch ihre Resultate den Beweis, daß Californien nahezu jede bekannte Sorte von Früchten und Nüssen zu erzeugen vermag.

Diese von Frauen geleiteten Obstfarmen oder-Ranches in jenem Pacificstaate zeigen gemeiniglich noch den Vorzug, daß sich auf ihnen mit dem Praktischen noch der Sinn für das Schöne paart. So eristirt im Santa Clara- Thale eine ihrer Zeit von einer Frau an­gelegte und noch geführte Obstranch, die den Eindruck erweckt, als sei sie einzig ein Platz der Erholung und der Freude. Ueber dem gewölbten Eingange des Weges, der von der Hauptstraße nach dem Hause führt, erscheinen in großen vergoldeten Buchstaben die Worte " Sonniger Grund", der Name, den die Eigenthümerin ihrer kleinen Pflaumenfarm gegeben. Das Haus, ein hübscher, bequemer, im Innern mit allen Verfeinerungen der modernen Kultur ausgestatteter Bau, ist mit Kletterrosen bedeckt, rings um dasselbe reihen sich Rosen­hecken. Auf der Ranch mischt sich der Duft des Apollolorbaumes, der Orangenblüthen und der Mandeln mit der erfrischenden Berg- und Seeluft, und unter den zahlreichen Bäumen und Sträuchern auf dem Besitzthum fällt besonders eine über 40 Fuß hohe Akazie ins Auge, die aus einem dünnen Zweiglein entstand, das die Eigenthümerin bor 30 Jahren pflanzte, als sie das betreffende Stück Land, so wie es Mutter Natur geschaffen, erwarb und in einen Lustgarten um­wandelte. Auf nicht weniger als 3000 Dollars belief sich der Reinertrag, den die 20 Acker, welche die Dame mit Pflaumenbäumen besetzt hat,

im Vorjahre abwarfen.

Frau Eliza P. Buckingham hat im Vaca- Thale eine Obst- und Nutzfarm, welche 400 Acker enthält. Sie hat dem Besitzthum den Namen Lagunita" gegeben und entwickelt in der Verpackung und Versendung der Früchte eine Sorgfalt, welche die" Lagunita"-Marke Um angemessene und geistesverwandte Nachbarschaft zu bekommen, zu einer der geschätzteſten Früchte- Marken im Markte gemacht hat. faufte Frau Buckingham ihrer Zeit ein an ihre Ranch anstoßendes Stück Land, das sie in Parzellen zerlegte. Auf diefen Parzellen haben sich eine ganze Anzahl Frauen angesiedelt, sich hübsche kleine Häuser gebaut und dem Obstbau gewidmet, mit dem sie prosperiren. Unter

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diesen Frauen befindet sich eine Malerin, welche, wenn es auf ihrer Obstranch nichts zu thun giebt, Aezzeichnungen anfertigt, die in New­ York sehr gesucht sind. In demselben Thale wird eine mehrere hundert Acker haltende Früchteranch von einer Frau Smith geführt, die als eine der besten Obstzüchterinnen in jenem Theile Californiens gilt. In der Nähe von Los Angeles leitet eine Dame namens Strong eine Farm, die mit englischen Walnußbäumen bestanden ist. Zwischen den Baumreihen säet sie Pampasgras, das sie nach allen Theilen der Welt verkauft.

Die Obstfarmerinnen haben bei ihren Kultivirungen natürlich auch manche Schwierigkeiten zu überwinden. Eine dieser Schwierig­keiten besteht darin, daß diese Frauen gewöhnlich von drei bis fünf Jahre, von der Zeit der Pflanzung der Bäume an gerechnet, zu warten haben, ehe die letzteren Früchte hervorbringen. Sie müssen sich dann in dieser Wartezeit ihren Lebensunterhalt auf andere Weise verschaffen. Letzteres ermöglichen gegenwärtig einige neue Obstranches besitzende Früchtefarmerinnen der Kenwood- Kolonie im Los Guilicos­Thale durch Hühnerzucht und Eierverkauf. Andere Schwierigkeiten bilden den Früchten schädliche Insekten, ferner hohe Frachtsätze, niedrige Obstpreise in manchen Jahren, sowie der Umstand, daß es in der Zeit der Früchtereife oft an geschickten und hinreichenden Arbeitskräften zum Pflücken der Früchte mangelt. Doch sind diese Uebelstände zu paralysiren. Es giebt dort eine Anzahl Insekten, die einen steten Vernichtungskrieg gegen die schädlichen Schmarozzer führen. Außerdem besitzt man die letzteren tödtende Flüssigkeiten, mit denen man die Bäume bespritzt. Zur Vertilgung eines den Orangenbäumen gefährlichen Insektes führte man seinerzeit mit Erfolg den Marien­täfer aus Australien ein. Erschweren ferner in einem Jahre hohe Frachtsätze und niedrige Früchtepreise den Obstfarmerinnen das Ge­schäft, so schwingt im nächsten Jahre das Pendel vielleicht auf die andere Seite, so daß die Durchschnittserträge dieser Ranches trotzdem gute sind.

Die Näherin.

Du sitzest in dem Kämmerlein Bei blendend grellem Lampenschein Und führst die Nadel als die Waffe, Die Brot im Daseinskampf dir schaffe. Ein Vöglein ätest du mit Krumen, Es theilt mit dir die dumpfe Luft, In Töpfen ziehst du deine Blumen, Ein wenig Sang, ein wenig Tuft Erfreuet dich im engen Raum, Wo der Maschine emsig Schnurren Dich wiegt in gleichgemuthen Traum.

Und du erträgst es ohne Murren Und weinst nur wenig stille Thränen, Wenn alles, was du magst ersehnen, Den Weg zu andrer Häuser find't. Du rüstest reicher Leute Kind Zum Ballfest jene prächt'ge Robe, Die seinen Frauenreiz erprobe; Du fertigst, kaum nach einem Jahr, Das Kleid zum Gang vor den Altar, Und bald zu aller Freuden Fülle Des Täuflings bänderreiche Hülle. Verengert sich der kleine Kreis

Der Leute, die dir nah, doch fremd, Dann nähest du mit gleichem Fleiß Am Trauerkleid und Todtenhemd, Und von der Wiege bis zum Sarg Entlohnt man dir die Mühe karg.

Die Tritte, die das Rad geschnellt Gerechnet all' zu Haufen,

Sie führen dich ans End der Welt, Doch lassen nicht der Noth entlaufen. So lebst du Jahr für Jahre gleich, Es rührte deine Wange bleich Nur selten freier Lüfte Hauch, Und wenn dereinst man dich begräbt, Wofür du wohl gelebt? Weißt du es auch?

Ludwig Anzengruber .