für Arbeiter und Arbeiterinnen:„ Die Arbeiterinnen im Kampfe um ihre wirthschaftliche Existenz"( Genossin Steinbach).
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In der nämlichen Zeit fanden Vereinsversammlungen statt in: Berlin , Mitgliederversammlung des Verbands der in Buchbinde reien 2c. beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen:„ Unsere Presse" ( Genosse Wittrisch); Mitgliederversammlung des Vereins der Plätterinnen: Soziale Ungerechtigkeiten"( Genosse Hoffmann); Mitgliederversammlung des Verbands der Textilarbeiter und Arbeiterinnen: " Wird die Arbeit dem Arbeiter zum Segen?"( Genossin Ihrer); Briz, Mitgliederversammlung des Volksbildungsvereins:„ Die Frau in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft"( Genosse Eberhardt); Dresden , Mitgliederversammlung des Arbeiterinnen- Bildungsvereins: Interne Angelegenheiten; Hamburg , Mitgliederversammlung des Verbands der Fabrik-, Land-, Hilfsarbeiter und-Arbeiterinnen:„ Das Koalitionsrecht der Arbeiter und das Unternehmerthum"( Genosse Wüstefeld).
Bremen . Die hiesige Stuhlrohrarbeiterschaft hat sich kürzlich gewerkschaftlich organisirt. Nach einem Referat des Genossen Ebert über: Nutzen und Ziele der Gewerkschaftsorganisation" wählte eine gut besuchte öffentliche Versammlung eine sechsgliedrige Kommission, welche mit den nöthigen Vorarbeiten für Konstituirung eines Gewerkschafts- Vereins betraut wurde. Dieser Kommission gehören zwei Arbeiterinnen an. Der beschlossenen Organisation traten sofort mehr als 100 Mitglieder bei, darunter eine größere Anzahl von Arbeiterinnen. Die Zahl der Stuhlrohrarbeiter, welche in zwei Betrieben beschäftigt sind, beträgt gegen 400, die Hälfte davon sind Frauen und Mädchen. Kaum war die Organisation ins Leben getreten, so mußten ihre Mitglieder einen harten Kampf bestehen. Der Zusammenschluß der Arbeiter und Arbeiterinnen behuss Vertheidigung ihrer Interessen paßte dem hochmögenden Unternehmerthum nicht in den Kram. Wie gewöhnlich gedachte es mittels der Hungerpeitsche die Organisation zu sprengen. Die Stuhlrohrfabrik von Menck, Schulze& Ko. tündigte 3 Mitgliedern der Kommission, welche bei ihr in Arbeit standen. Damit nicht zufrieden, wies sie der zweite Vorsitzenden derselben, Frau Glotze, für die letzten 14 Tage ihrer Beschäftigung in dem Betriebe eine weniger lohnende Arbeit zu und bestimmte schließlich, daß sie ganz allein in einem Raum, abgeschlossen von den übrigen Arbeitern, schaffen sollte. Die Arbeiterschaft der Firma wählte darauf eine 14gliedrige Kommission, welche die Wiedereinstellung der Gemaßregelten zu fordern hatte. Die prozige Fabrikleitung beantwortete dieses Vorgehen damit, daß sie den 14 Kom
* Wegen Raummangels verspätet.
Ihnen die Arbeit nur Vergnügen macht, meine Damen! Natürlich fann unsereins nichts darauf erwidern."
Friederike stieß einen Seufzer aus:
" Freilich, so ist's und dem Papa mag man doch auch nicht mit jeder Kleinigkeit auf dem Halse liegen er muß oft genug mit dem lieben Gelde herhalten."
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Melanie warf den Kopf zurück, daß die hohe weiße Marabutfeder auf dem Hute noch geraume Zeit nachzitterte:
" Pah, was ist Geld, wenn es nicht dazu dienen soll, das Leben angenehm zu machen. Unsere Arbeit ist Zeitvertreib, ich weiß bestimmt, daß für Michel die feinsten Damen arbeiten; die einen, um etwas mehr für den Puß aufzuwenden; die anderen, weil es ihnen Spaß macht, andere, um ihre Ertra- Konditorstündchen herauszuschlagen, und zu diesen gehöre ich was ist dabei?"
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Ein Schrei von der Brücke her scholl über die Straße. Getümmel erhob sich, Leute eilten vom Fußweg nach dem Flußufer zu, auf der Brücke blieb man stehen, und Alles blickte über das Geländer.
Ein Mann, der ebenfalls dem Ufer zueilte, wurde vor ihrem Fenster von einem Kutscher angehalten.
" Was giebt's?" rief der eine dem anderen zu.
„ Ein Mädchen ist ins Wasser gesprungen!"
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Sie sahen, wie ein paar Schiffer einen Kahn lösten und nach der Mitte des Flusses steuerten. Von oben deutete man da und dort hin es schien vergebens. Nach einer Weile fuhren sie unter der Brücke her abwärts, und die Menge zerstreute sich allmälig bis auf Einzelne, die als Zuschauer keine Zeit zu ver lieren hatten.
Melanie trat vom Fenster zurück. Kommt, Kinder
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missionsmitgliedern kündigte. Auf diese Herausforderung erfolgte die Kündigung seitens sämmtlicher Arbeiter und Arbeiterinnen des Betriebs. Vier Kollegen meldeten sich freiwillig zu einer neuen Kommission, welche mit der Fabrifleitung in Verbindung trat, die mit Ausnahme der drei zuerst Gemaßregelten sämmtliche Arbeitskräfte wieder beschäftigen zu wollen erklärte. Um deren Einstellung zu erzwingen, d. h. sich das Koalitionsrecht nicht illusorisch machen zu lassen, legten nun fast sämmtliche 160-170 Arbeiter und Arbeiterinnen der Fabrik die Arbeit nieder. In treuer Solidarität verbunden blieben sie im Ausstand, bis durch Vermittlung des Einigungsamts, dessen Dienste zum ersten Male in Bremen in Anspruch genommen wurden, ein Ausgleich zu Stande kam. Während des Streiks haben die Arbeiterinnen das gleiche Zielbewußtsein und das nämliche Solidaritätsgefühl befundet, wie die Arbeiter. Von der Nothwendigkeit und dem Nutzen der gewerkschaftlichen Organisation durchdrungen, sind sie nicht weniger als ihre Kameraden entschlossen, auch in Zukunft ihr Koalitionsrecht zu wahren und zu vertheidigen, dem Verein gegenüber ihre Pflichten treu zu erfüllen und ihm durch fleißige Agitation neue Mitglieder zu A. B. werben.
Der Schlesisch- Posensche Parteitag, welcher Ende Juli in Altwasser tagte, beschäftigte sich u. a. eingehend mit der Frage der Frauen agitation. Die Anregung hierzu war durch einen Antrag der Breslauer weiblichen Vertrauenspersonen gegeben worden und wurde im Allgemeinen besonders von Genossen Bruhns lebhaft befürwortet. Derselbe gab dem Antrag folgende Fassung: ,, Der Parteitag verpflichtet die Genossen und speziell die Vertrauenspersonen an den einzelnen Orten Schlesiens und Posens, mit der Aufklärung und Gewinnung der Frauen für die Bestrebungen der Sozialdemokratie eifrigste Thätigkeit zu widmen. Der Erfüllung dieser wichtigen Aufgabe dienen insbesondere: 1) Die Abhaltung öffentlicher Versammlungen, mit besonders die Frauenfrage behandelnden Vorträgen, Vorlesungen, Diskussionen. 2) Die Verbrei tung aufklärender, dem Verständniß der Frauen möglichst angepaẞter Schriften und Flugblätter. 3) Die Heranziehung der Frauen zur politischen Thätigkeit und die Wahl von weiblichen Vertrauenspersonen. 4) Die Betheiligung der weiblichen Arbeiter an der gewerkschaftlichen Organisation." Der Antrag ward einstimmig angenommen, und wir hoffen, daß die Genossinnen und Genossen allerorten in Schlesien und Posen dem Beschluß die That folgen lassen.
- Von der Agitation. In der Gegend von Schleiz und Weimar hielt Ende Juni Genossin Baader- Berlin mehrere Agitationsversammlungen ab. In Schleiz , Zeulenroda bezw. Langenwolschendorf ,
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„ Hörst Du, sie sagen, es wäre ein junges Mädchen. Schrecklich puh, das kalte Wasser!" meinte Friederike und schüttelte fich. Ich begreife überhaupt nicht, wie Jemand auf Selbstmord= gedanken gerathen kann."
Melanie zündete sich ihre Zigarette aufs Neue an.
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,, Es ist nicht so schrecklich, wie man sich's vorstellt. Neulich brachte ja das Meiersche Familienblatt über die Sache einen famosen Artifel von einem berühmten Professor. Selbstmörder handeln alle im Wahnsinn; die Gehirnpartikelchen nehmen eine gewisse Lage sie springen an, und dann ist's eben vorbei mit der Vernunft- ins Wasser, hängen sich, legen sich über die Schienen u. s. f." ,, Man sagt aber doch, daß so Viele die Noth ins Wasser treibt." " Pah, das ist Unsinn die Leute, welche einmal eine fehlerhafte Gehirnkonstruktion haben, begehen ihren Selbstmord, ob sie Mittags sechs Gänge bei der Tafel, oder nur ein Stück Brot berzehren. Sieh da, da geht der hübsche Husarenlieutenant von neulich der paßt gewiß wieder auf uns. Wir wollen machen, daß wir noch ein bischen auf die Straße kommen."
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Mit diesen Worten drückte Melanie auf die Tischglocke, und gleich bewegte sich die schwerfällige Gestalt der Frau Rouchelle durch die Thür.
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Meine Damen wünschen?" „ Zahlen, bitte."
Frau Rouchelle rechnete sechs Mark zusammen, und Melanie und Friederike schauten sich lächelnd mit demselben Gedanken an, als die zwei Thalerstücke, die Michel vor zwei Stunden gespendet hatte, weiter wanderten.
Bertha stand immer noch am Fenster; sie hörte nichts von der Unterhaltung, wandte sich aber jetzt der Frau zu und fragte: Haben Sie nichts gehört von dem Mädchen, das da vorhin ins
so etwas ereignet sich hier alle Tage." Wasser sprang?"