46 bezw. 166 im Gewerbe überhaupt Beschäftigte. Während die weiblichen Mitglieder nur 2,2 Prozent aller in Stuttgart überhaupt Organisirten ausmachen, sind sie in den in Frage kommenden 6 Gewerkschaften in einer Stärke von 10 Prozent vertreten. Nur 5,3 Prozent der 2420 Arbeiterinnen sind organisirt, 94,7 Prozent stehen der Gewerkschaft fern, während bei den Arbeitern die unorganisirten nur 67,2 Prozent ausmachen. Nach dem 1. Juli 1896 hat die Zahl der gewerkschaftlich organisirten Buchbinderinnen ganz erheblich, um mehrere Hundert, zugenommen. Ursache des Massenanschlusses war die siegreich geführte Lohnbewegung. Bis gegen Ende 1896 waren nur unwesentliche Abbröckelungen der neugewonnenen weiblichen Mitglieder zu verzeichnen.
Zahl der gewerkschaftlich organisirten österreichischen Arbeiterinnen. Nach dem„ Rechenschaftsbericht der österreichischen Gewerkschaftskommission" zählte man 1896 in Desterreich auf 99 434 organisirte Arbeiter überhaupt 3501 weibliche Mitglieder. Dieselben vertheilen sich auf 66 verschiedene Gewerkschaftsorganisationen. 8 davon zählen über 100 weibliche Mitglieder( und zwar 2 über 100, 4 über 200, 1 über 300 und 1 über 400); 9 Gewerkschaften hatten 50-100, 12 Organisationen 25-50, 14 10-25 und 23 unter 10 Arbeiterinnen. Die meisten weiblichen Mitglieder weist der Buchdrucker- Hilfsarbeiterverein mit 400 auf, ihm reiht sich an die Textilarbeitergewerkschaft von Niederösterreich mit 391 organisirten Arbeiterinnen. Die übrigen Organisationen mit mehr als 100 weiblichen Mitgliedern sind: der Glas, Porzellan- und Thonarbeiter- Fachverband Böhmen ( 206), der Porzellan- und Thonarbeiter- Verband Böhmen ( 215), der Posamen tirer Fachverein( 156), der Textilarbeiter- Fachverein Mähren ( 207), der Textilarbeiter- Fachverein Böhmen ( 173), Textilarbeiter- Fachvereine ( 274). Insgesammt sind in verschiedenen gewerkschaftlichen Organisationen 1095 Textilarbeiterinnen gruppirt, 758 Arbeiterinnen der Glas, Porzellan- und Thonindustrie, 583 Arbeiterinnen der verschiedenen graphischen Gewerbe und der Papierbranche, 172 Schneiderinnen, Wäsche und Kravattennäherinnen 2c. Neben den Gewerkschaftsorganisationen bestehen in Desterreich Bildungsvereine, die zumal in dem letzten Jahrzehnt von großer Wichtigkeit für die öfterreichische Arbeiterbewegung gewesen sind und noch heute eine bedeutende Rolle spielen. Von den 19 508 Mitgliedern dieser Bildungsvereine waren 2256 weibliche. Die Gesammtzahl der organisirten Proletarierinnen betrug also in Desterreich 5757. Da in Desterreich die Bemühungen für die gewerkschaftliche Organisirung der Arbei
Ein Traum.
Eine Weihnachts- Tegende von W. Korolenko.
5.
Unter anderen Gestalten fiel Makar die eines Greises auf. Er war augenscheinlich ein Tschalganze, das sah man am Gesicht, an der Kleidung, selbst an der Gangart; doch Makar erinnerte sich nicht, ihn je gesehen zu haben. Er trug einen zerrissenen Pelz, eine Müze mit Ohrenlappen, auch zerrissen, und alte lederne Beinkleider. Das Schlimmste aber war, daß er, trotz seines hohen Alters, auf seinen Schultern ein noch älteres Weib mit sich tragen mußte, dessen Füße auf der Erde nachschleppten. Der Alte athmete schwer und stützte sich mühsam auf seinen Stock. Makar bedauerte ihn sehr und blieb stehen. Der Alte hielt auch an.
" Nun?" sagte Makar, ihn sanft auffordernd.
" Was?" antwortete der Alte.
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Was giebt's Neues?"
„ Nichts!"
" Nichts Neues giebt's?" „ Nein!"
Makar schwieg ein Weilchen und hielt es dann erst für angemessen, den Alten nach seinem Woher und Wohin zu fragen.
Der Alte nannte seinen Namen. Schon längst, er wußte selbst nicht mehr vor wie vielen Jahren, hatte er Tschalgan verlaffen und ging auf den Berg", um dort für sein Seelenheil zu sorgen. Da that er nichts, als essen und trinken, pflügte nicht, säete nicht und zahlte keine Steuern. Als er gestorben war, kam er zum Herrn" ins Gericht. Dieser fragte ihn, wer er sei und was er gethan habe. Er sagte, er hätte für sein Seelenheil ge= sorgt. Gut", sagte der Herr," wo hast Du denn Dein Weib? Bring mal Dein Weib her!" Darauf ging er, sie zu holen, die vor ihrem Tode sich durch Betteln am Leben erhalten mußte, da sie Niemanden hatte, der für ihren Lebensunterhalt sorgen fonnte; nichts hatte sie nicht Haus noch Hof, nicht Wasser noch Brot.
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terinnen noch jungen Datums sind und auf die überall zu Tage tretenden bekannten Schwierigkeiten stoßen, so legen diese Zahlen Zeugniß für die erfreuliche Entwicklung der österreichischen Arbeiterinnenbewegung ab.
I.
Vieles und Treffliches ist schon über die Lage der Industriearbeiterinnen geschrieben worden. Die Lage der in der Landwirthschaft thätigen proletarischen Frauen hat dagegen bis jetzt noch nicht die gebührende Berücksichtigung gefunden. Und doch verdient sie in hohem Maße Beachtung. Denn in dem Leben der ländlichen Proletarier reichen mittelalterliche, feudale und moderne Ausbeutung einander die Hand. Die Folge davon ist Elend und Versklavung, wie sie schlimmer nicht gedacht werden können. Wieder und wieder müßte man die Aufmerksamkeit auf die betreffenden Zustände lenken, um wenigstens die Besserung zu schaffen, welche in der heutigen Gesellschaft möglich ist.
Ich will versuchen, in den folgenden Ausführungen einen Einblick in die Verhältnisse einer Kategorie ländlicher Proletarierinnen zu geben: der mecklenburgischen Taglöhnersfrauen. Diese Verhältnisse sind mir aus eigener, langjähriger Erfahrung bekannt, und zwar sehr gut bekannt. Was ich beobachtet, zum Theil am eigenen Leibe erfahren habe, das vermag ich nicht so vollständig, packend und in all seinen Zusammenhängen, Ursachen und Folgen wieder zu geben, als es geschehen müßte. Aber die Leserinnen und Leser müssen die Mängel einer Arbeit entschuldigen, welche von einer Frau versucht wird, die keinen anderen als den Volksschulunterricht genossen hat, und der die Freuden" vieljährigen Dienstbotenlebens auch nicht die heißgewünschte Möglichkeit zu weiterer Ausbildung gewährt haben. Aber eins darf ich behaupten: daß meine Ausführungen durchaus der Wahrheit entsprechen, ja eher hinter ihr zurückbleiben, als in Uebertreibungen zu verfallen. Vielleicht daß mein Vorgehen andere ländliche Proletarierinnen ermuthigt, ihre Erfahrungen gleichfalls der Deffentlichkeit zu übergeben.
Das Leben der mecklenburgischen Taglöhnersfrau, solange sie jung oder noch in den besten Jahren ist, wird dadurch beherrscht, daß sie„ Hofgängerin" ist. Kontraktlich ist sie verpflichtet, wie ihr Mann, zu Hofe zu gehören", d. h. auf dem Gutshofe eine bestimmte
Sie wurde schwach und konnte ihre Füße nicht bewegen. Und jetzt mußte er sie zum„ Herrn" auf seinem eigenen Rücken tragen.
Der Alte begann zu weinen; die Alte stieß ihn aber mit dem Fuße, wie ein Lastthier, und sagte mit schwacher aber böser Stimme: Trage mich!"
Makar fühlte noch mehr Mitleid mit dem Greise und er freute sich aus tiefster Seele, daß es ihm nicht gelungen war, auf den„ Berg " zu gehen. Sein Weib war groß und schwer und ihm wäre es noch schwerer gewesen, sie zu tragen. Und wenn sie ihn gar mit dem Fuße gestoßen hätte, so würde sie ihn bald zum zweiten Male in den Tod gejagt haben.
Aus Mitleid nahm er die Alte am Bein, um dem Greise zu helfen, doch kaum hatte er zwei Schritte gethan, als er schnell das Bein loslassen mußte, aus Furcht, es in seinen Händen zu behalten. In einer Minute war der Alte mit seiner Last ihm aus den Augen entschwunden.
Auf seinem weiteren Wege begegnete er Niemandem mehr, den er besonderer Aufmerksamkeit gewürdigt hätte. Da waren Diebe, wie Lastthiere mit gestohlenem Gute beladen, die Schritt vor Schritt sich fortbewegten. Wohlbeleibte jafutische Herren, mit ihren hohen Müzen bis in die Wolken hineinreichend, wurden auf ihren hohen Sätteln geschüttelt und gerüttelt. Neben ihnen her eilten arme Arbeiter, mager und leicht wie Hasen. Dort ging ein finsterer Mörder besudelt mit dem Blut seiner Opfer, wilden, unstäten Blickes. Vergebens wusch er sich mit Schnee, die blutigen Flecke waren nicht abzuwaschen. Der Schnee färbte sich blutroth, die Flecken wurden aber noch deutlicher und in seinem Blicke las man wilde Verzweiflung und unsägliches Entsetzen. Er schritt weiter, sich verbergend vor den menschlichen Blicken.
Kleine Kinderseelen erschienen allaugenblicklich und verschwanden in der Luft, als wären sie Vögel. Sie flogen gruppenweise und Makar wunderte sich nicht darüber. Schlechte, grobe Speise, Schmutz und das Feuer der Oefen, der falte Zugwind in den Häusern tödteten allein in Tschalgan Hunderte solcher Kinder.