Nr. 18.

Die Gleichheit

7. Jahrgang.

5.137

Beitschrift für die Intereffen der Arbeiterinnen.

Begründet von Emma Ihrer   in Pankow   bei Berlin  .

Tie, Gleichheit" erscheint alle 14 Tage einmal. Preis der Nummer 10 Pfennig, durch die Post( eingetragen unter Nr. 2902) vierteljährlich ohne Bestellgeld 55 Pf.; unter Kreuzband 85 Pf. Jahres- Abonnement Mt. 2.60.

Stuffgart

Mittwoch, den 1. September 1897.

Nachdruck ganzer Artikel nur mit Quellenangabe gestattet.

Juhalts- Verzeichniß.

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Aufruf, Parteitag betreffend. Arbeiterinnenschutz und Frauenfreiheit. Der Internationale Frauenkongreß in Brüssel  . Von Lily Braun  . Aus der Bewegung. Feuilleton: Erotik und Idyll. Aus Novelletten

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von Alexander Kielland.  ( Schluß.)

Notizentheil von Lily Braun   und Klara Zetkin  : Gewerkschaftliche Arbeite­rinnen Organisation. Soziale Gesetzgebung. Weibliche Fabrik­inspektoren.

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Parteigenossen! Parteigenoffinnen!

Laut Beschluß des vorjährigen Parteitages findet der dies­jährige in Hamburg   statt.

Auf Grund der Bestimmungen der§§ 7, 8 und 9 der Partei­organisation beruft die Parteileitung hiermit den diesjährigen Parteitag auf

Sonntag den 3. Oktober

nach Hamburg   in das Etablissement ,, Tütge", Valentinskamp, ein. Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt:

Sonntag den 3. Oktober, Abends 7 Uhr, Vorversammlung. Festsetzung der Geschäfts- und Tagesordnung. Wahl einer Kom­mission zur Prüfung der Mandate.

Montag den 4. Oktober und die folgenden Tage:

1. Geschäftsbericht des geschäftsführenden Ausschusses. Berichterstatter: A. Gerisch und W. Pfannkuch.

2. Bericht der Kontrolleure.

Berichterstatter: H. Meister.

3. Bericht über die parlamentarische Thätigkeit.

Berichterstatter: M. Schipper.

4. Die bevorstehenden Reichstagswahlen.

Berichterstatter: A. Bebel.

5. Die Betheiligung an den preußischen Landtagswahlen.

Berichterstatter: J. Auer.

6. Die Maifeier 1898.

Berichterstatter: H. Förster.

7. Bericht über den Arbeiterschußkongreß in Zürich  . Berichterstatter: H. Moltenbuhr.

8. Organisation.

Berichterstatter: J. Auer.

9. Anträge zum Programm und zur Organisation. 10. Sonstige Anträge.

Parteigenossen! Parteigenofsinnen! Wir fordern Euch nun auf, die erforderlichen Vorbereitungen zu treffen, insbesondere die Wahl der Delegirten und die Einreichung der Anträge rechtzeitig zu bewirken. Die Anträge müssen spätestens am 17. September in Händen des geschäftsführenden Ausschusses, Adresse:

W. Pfannkuch, Hamburg- Eimsbüttel, Eichenstraße 41,

sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 8 Absaz 2 der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht werden und in die gedruckte Vorlage für den Parteitag Aufnahme finden sollen.

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Buschriften an die Redaktion der Gleichheit" find zu richten an Fr. Klara gettin( Eißner), Stuttgart  , Rothebühl Straße 147, III. Die Expedition befindet sich in Stuttgart  , Furthbach- Straße 12.

Anträge von einzelnen Parteigenossen und Parteigenossinuen bedürfen der Gegenzeichnung des Vertrauensmannes, falls sie zur Veröffentlichung und Berathung gelangen sollen.

Die Adresse des Lokalkomites iſt:

G. Blume,

Hamburg   Eimsbüttel  , Bismarckstraße 10 II.

Die Parteigenossen und Genossinnen, die zum Parteitag kommen, werden ersucht, von ihrer Delegation dem geschäftsführenden Ausschuß und dem Lokalkomite rechtzeitig Mittheilung zu machen, damit dieses in Bezug auf Quartiere 2c, die nothwendigen Vorbereitungen treffen kann. Mandatsformulare, mit deren Versendung Mitte September begonnen wird, sind durch das Bureau des geschäftsführenden Aus­schusses, Hamburg- Eimsbüttel, Eichenstraße 4 I, zu beziehen.

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Die Genossen und Genossinnen, welche Anträge einreichen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß etwaige, den Anträgen beigegebene Motive weder im Vorwärts" noch in der dem Parteitag vorzulegenden gedruckten Vorlage Aufnahme finden können. Die Genossen und Genossinnen haben das Recht, ihre Anträge auf dem Parteitage entweder persönlich zu vertreten oder durch befreundete Genossen vertreten zu lassen; außerdem empfiehlt es sich, wichtige Anträge vor dem Zusammentritt des Parteitags in der Parteipresse zu erörtern. Die Motive aber in die Parteitagsvorlage aufzu­nehmen, verbietet sich aus räumlichen Rücksichten und um der damit verknüpften unvermeidlichen Wiederholungen willen. Hamburg  , den 14. August 1897.

Mit sozialdemokratischem Gruß Der geschäftsführende Ausschuß.

Arbeiterinnenschutz und Frauenfreiheit.

Der dritte internationale Textilarbeiterkongreß, der vom 8. bis 13. August in Roubaix   tagte, hatte u. A. auch Stellung zu nehmen zur Frage des gesetzlichen Arbeiterinnenschutzes. Es lag ihm ein Antrag vor, welcher die Festlegung eines kürzeren Arbeitstags für Frauen und Mädchen heischte. Diese so tief in den Interessen der Arbeiterinnen und des Proletariats begründete Forderung wurde abgelehnt. Und zwar war es ein Vertreter der deutschen Textilarbeiter, der im Namen der deutschen Delegation und unter Berufung auf die erstrebte Rechtsgleichheit zwischen Mann und Frau mit aller Entschiedenheit Protest gegen die vor= geschlagene Reform erhob, und dessen Ausführungen ganz wesent­lich dazu beitrugen, den Antrag zu Fall zu bringen.

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Unser Erstaunen hierüber ist ebenso lebhaft wie unser Be­dauern. Wieder und wieder ist seitens des internationalen sozia­ listischen   Proletariats betont worden so vor Allem auf dem Kongreß von Zürich   1893 mit aller Schärfe- daß die Arbeiterin in ihrer Eigenschaft als Frau eines besonderen gesetzlichen Schutzes bedürfe. Und wo immer Vertreter der Arbeiterklasse in Parla­menten gesetzliche Schranken gegen die kapitalistische Ausbeutungs­freiheit forderten, da forderten sie an erster Stelle und in aus­giebigstem Maße das Eingreifen der Gesellschaft zum Schuße der Lohnsflavin. Nicht der reaktionäre Wunsch: zurück mit dem weib­lichen Geschlecht ins Heim, zum Nichts- als- Hausfrauenthum hat