- 141-Das Thema der ökonomischen Rechte der Frauen und den Damen die Wonne des Selbstlobs. Auch die Frage der frauemihrer Berufsarbeit war noch geeigneter als das vorhergehende, rechtlerischen Propaganda wurde erörtert. Frau Lina Morgensterndie Verständnißlosigkeit und die Kleinlichkeitskrämerei der Mehrheit sprach die Absicht aus, eine Zeitungskorrespondenz über die Flauender Frauenrechtlerinnen aufzudecken. Da gab es belgische und fran- bewegung herauszugeben. Ihre Idee ist zwar nicht neu, aber trotz-zösische Rednerinnen, die jeden gesetzlichen Schutz der Frauenarbeit dem ganz gut, nur daß die Korrespondenz, wie es bei der ersten derals Eingriff in die Freiheit des weiblichen Geschlechts, als Beschrän- Art geschah, umsonst vertheilt werden muß. Ein Geschäft läßt sichkung seiner Konkurrenzfähigkeit verwarfen. Mit Begeisterung erklärte damit nicht machen.man sich zwar für den Grundsatz:„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit", An Berichten über den Stand der Frauenbewegung inaber diese Forderung ward zu einem bloßen Schlagwort, an dem den verschiedenen Ländern war kein Mangel. Neues brachten sie nicht.schöne Seelen sich gern berauschen. Ueber die Mittel und Wege, sie Wie sollten sie auch? Eine so große Bedeutung und eine so rapidezu verwirklichen, wurde nämlich nichts Wesentliches vorgebracht. Im Entwicklung zeigt die bürgerliche Frauenbewegung nicht, daß vonNamen der Sittlichkeit forderte Frau Bieber-Böhm aus Berlin eine einem Jahr zum andern von wichtigen Fortschritten gesprochen wer-Berufsbeschränkung der Frauen: Kellnerinnen, Balleteusen und Zirkus- den könnte. Die häufigen internationalen Kongresse— nächstes Jahrdamen sollen abgeschafft werden. Man munkelt sogar, eine Delegirte findet wieder einer statt— legen unwillkürlich die Ansicht nahe, daßhabe im Namen der Sittlichkeit eine Berussbeschränkung der Männer die Damen durch vieles Reden die Aufmerksamkeit auf sich lenkenverlangt: diese sollen nämlich nicht mehr— Damenschneider werden wollten, weil ihnen dies durch ihre Thaten nicht gelingt. Wie wenigdürfen! Es zeigt sich hierbei wieder, wie Unsittlichkeitsschnüffler sich sie auch nur über ihre eigene Klasse hinauszudenken vermögen, zeigtselbst korrumpiren und schließlich überall nur Schmutz zu sehen meinen, eine Bemerkung in der„Frauenbewegung". Dort heißt es: DieWieder war es ein Mann, der durch seine ernsten, auf gründ- Delegirten der Kongresse müßten stets in der Sprache des Landeslichem Wissen beruhenden Ausführungen den Kongreß auf eine ge- sprechen, wo der Kongreß stattfindet und verpflichtet sein, diese Sprachewisse Höhe zurückführte. Dr. Louis Frank, über dessen Vorschläge zu kennen! Als Ergänzung zu dieser Forderung schlage ich vor. daßzum Schutze verheiratheter Fabrikarbeiterinnen wir im Notizentheil jede Delegirte der Vorsitzenden ihr Abgangszeugniß als„höhere Tochter"dieser Stummer kurz berichten, befürwortete eine gründliche Unter- vorlegen muß. und besitzt sie dieses nicht, so kann sie nicht am Kon-suchung der Lage der Arbeiterinnen, die in allen Ländern vom Staate gresse theilnehmen. Aus unseren Reihen wird Niemand in die Verausgehen müsse, eine internationale Schutzgesetzgebung und die Grün- legenheit kommen, abgewiesen zu werden: wir lassen die Damen gerndung eines internationalen Amts für Arbeiterschutz. Besonders die unter sich. Wir beobachten ihr Thun und Treiben, wie wir allesdeutschen Delegirten waren von seinen Vorschlägen so entzückt, daß beobachten, um zu erkennen, was unsere Sache fördern oder hindernsie dieselben für sich zum„Beschluß erhoben." Es schien ihnen ganz kann. Vorläufig gilt betreffs der bürgerlichen Frauenbewegungunbekannt zu sein, daß nicht nur von einzelnen Personen, sondern weder das eine noch das andere. Sie dehnt sich über ihre eng ge-von einer ganzen Partei, der Sozialdemokratie, schon lange für diese steckten Grenzen nicht aus, sie arbeitet mit geringen geistigen Mitteln.Forderungen gekämpft wird, und daß die Errichtung eines inter-! ihr Enthusiasmus kühlt sich immer mehr ab; sie wird altern, ehe sienationale» Amtes für Arbeiterschutz vielleicht sogar seiner Verwirk- ihre Saat reife» sieht, und wenn wir die Forderungen des alten.lichung entgegensieht. Die Schweiz hat die Anregung dazu gegeben, abgestorbenen Liberalismus zu uns hinübergenommen haben, so werdenund während wir dieses schreiben, wird der Kongreß für Arbeiter- wir auch schließlich diejenigen sein, die die frauenrechtlerischen Fordeschutz in Zürich das Seinige dazu beitragen, den Plan auszubauen, rungen verwirklichen, soweit dieselben in der Richtung des gesell-Noch über vielerlei wurde in Brüssel geredet. Bei dem Thema schaftlichen Fortschritts liegen.„Wohlthätigkeit" wiederholte sich das bekannte Schauspiel der Berlin. Lily Braun.reklamesüchtigen Anpreisung des eigenen Wirkens und des eigenen-Vereinchens. Namen zu nennen lohnt nicht der Mühe; wir gönnendann wandte die junge Frau sich niemals wieder an sie. Aber In einer Beziehung war sie glücklicher als ihr Mann. Siewenn in einer Gesellschaft das Gespräch auf den Bevollmächtigten hatte keine Ahnung von Philosophie, und wenn sie sich einendes Hardesvogts kam, und Jemand sein Mitleid äußerte mit der kleinen, ruhigen Augenblick stehlen konnte, um sich in sich selbstjungen Frau, die so viele Kinder und so kleine Einkünfte hatte, zu vertiefen, dann begab sie sich auf ganz andere Wege, als derda nahm Frau Olsen das Wort:„Ich kann Sie versichern, daß, � arme Philosoph.wenn Marie doppelt so große Einkünfte und gar keine Kinder l Sie hatte kein Silberzeug zu putzen, keinen Goldstaat hervorhätte, so würde sie doch nicht genug haben. Sie ist— sehen zuholen, um sich damit zu schmücken. Aber im innersten WinkelSie!" und dann machte Frau Olsen eine Bewegung mit den ihres Herzens hielt sie alle Erinnerungen an das erste Jahr ihrerHänden, als schüttete sie das Geld nach allen Seiten hin aus. Ehe, an dieses abenteuerliche Jubeljahr verborgen. Und sie putzteMarie kam nicht oft in Gesellschaft; und wenn sie dann in sie— diese Erinnerungen; sie hielt sie so blank, daß sie mitihrem wohl schon zehnmal geänderten Brautkleide auftrat, war es jedem neuen Jahr glänzender wurden.gewöhnlich, um in einem Winkel mit einer gleichgestellten Haus- Aber wenn die müde und vergrämte Hausmutter sich ganzmuttcr zu sitzen und ein langweiliges Gespräch über die theuren heimlich mit all diesen Herrlichkeiten schmückte, so war es dochZeiten und die unverschämten Dienstmädchen zu führen. nicht so, daß sie einen Glanz über ihr jetziges Leben werfenUnd die jungen Damen, welche entweder mitten im Zimmer konnten. Sie war sich kaum mehr eines Zusammenhangs bewußtoder in demjenigen Gemache, wo die bequemsten Lehnsessel waren, j zwischen dem goldlockigen Engel mit rosenrothen Seidenbänderndie jungen Herren um sich versammelt hatten, flüsterten einander zu: und dem kleinen fünfjährigen Knaben, der in dem dunklen Hof-„Wie langweilig ist es doch, daß die jungen Frauen immer nur � zimmer lag und heulte.— Diese Augenblicke entrückten sie voll-von Haushaltung und Kinderkleidern reden können." � ständig der Wirklichkeit; es war wie ein Opiumrausch.In der ersten Zeit hatte Marie oft die Besuche ihrer vielen Wenn sie dann irgendwo im Hause gerufen wurde oder manFreundinnen gehabt. Diese waren entzückt über das gcmüthliche ihr eins der Kinder schreiend mit einer großen Beule auf derHaus, und der kleine goldgelockte Engel mußte förmlich behütet Stirn von der Straße hereinbrachte, so verbarg sie in aller Eilewerden vor ihrer gierigen Bewunderung. Wenn es jetzt aber ihre Schätze und mit ihrem gewöhnlichen Ausdruck hoffnungsloserwirklich einmal geschah, daß eine derselben sich zu ihr verirrte, i Müdigkeit ließ sie sich wieder von ihren unzähligen Pflichten undso war die Sache ganz anders. Es gab keinen goldlockigen Engel � Sorgen erfassen.in weißem, gesticktem Kleide mit rosenrothen Seidenbändern mehr So war es mit dieser Ehe gegangen, und so mühten diesevorzuweisen. Die Kinder, welche ohne Vorbereitung nie mehr Eheleute sich vorwärts. Sie zogen beide an derselben schwerenPräsentabel waren, wurden in aller Eile hinausgejagt; hinter ihnen Last; aber zogen sie zusammen?blieb Spielzeug auf der Erde, halbverzehrte Butterbrote und jene Es ist traurig, aber es ist wahr: wenn die Krippe leer ist,eigenthümliche Atmosphäre zurück, die man höchstens bei seinen beißen sich die Pferde.eigenen Kindern ertragen kann. Bei Fräulein Ludvigsen war große Chokolade—— lauterTag aus, Tag ein ging ihr Leben in derselben Mühseligkeit Unverheirathete.hin; oftmals, wenn sie ihren Mann klagen hörte, wie angestrengt„Denn die verhciratheten Damen sind so prosaisch", sagteer arbeiten müsse, dachte sie mit einer Art von Trotz:„Ich möchte das ältere Fräulein Ludvigsen.wissen, wer von uns beiden die schwerste Arbeit hat."„Uf ja!" rief Louise.