dafern die Arbeiter und Arbeiterinnen nicht den freiesten Spielraum besitzen, durch die Kriegsführung mittels der gekreuzten Arme dem Unternehmerthum Trotz bieten zu können. Das Streikrecht ist ein Lebensrecht des Proletariers, es muß ihm im vollsten Umfange ge­währt sein, damit er seine Waare, die Arbeitskraft, unter den mög­lichst günstigen Bedingungen verkaufen kann. Und nach den möglichst günstigen Bedingungen muß er streben, denn an der Waare, die er zu Markte trägt, hängt sein lebendiges Menschenthum, hängt die Existenz von Weib und Kind. Die deutschen Arbeiter und Arbeite­rinnen werden deshalb ihr Streikrecht gegen jeden Gegner zu schützen wissen, wer er auch sei, und wie er auch heiße. Bei ihrer harten Frohn, in ihrem ärmlichen Heim raunen und rathen tagtäglich, stünd­lich Dutzende vonAnstiftern" undAnreizern" zum Streik, welche kein Paragraph, kein Beamter des Kapitalistenstaats zu fassen ver­mag: die schwarze Roth, die gefährdete Gesundheit, der unbezähmbare Bildungsdrang, das Pflichtgefühl als Vater oder Mutter, die Ver­antwortlichkeit als Staatsbürger, die wachsende Erkenntniß von der Würde und dem Recht der Persönlichkeit. Die Worte gekrönter Häupter können eine Situation beleuchten, sie vermögen aber nicht den Gang der geschichtlichen Entwicklung aufzuhalten. Das lehrt die Geschichte auf jeder Seite. Vor öl) Jahren saß auf Preußens Thron ein redseliger Romantiker, der sich vermaß, die Entwicklung vom Absolutismus zum Konstitutionalismus durch die Erklärung aufzuhalten: er werde nie dulden, daß sich ein Blatt Papier zwischen sein Volk und unseren Herrgott dränge. Der Sturz des Bürgerkönigthums in Frankreich bewies, daß Fürsten nicht von Gottes Gnaden sind, sondern von der Völker Geduld. Die Mürzen- stürme fuhren über Deutschland dahin und brachten aller Rederei zum Trotz das gehaßteBlatt Papier", die Konstitution. Es giebt keinen Menschen, wie mächtig er sich auch dünke, dem das Meer und der Wind der geschichtlichen Entwicklung gehorsam wäre, der da zu gebieten vermöchte: Ihr Stürme des proletarischen Befreiungskampfes brauset nicht über die kapitalistische Gesellschaft daher; ihr Welle» des revolutionären Vorwärts der Arbeiterklasse ebnet euch. Am Webstuhle der Zeit sitzen revolutionäre Mächte, an deren Wirken das reaktionäre Wünschen und Wollen der Einzelnen zersplittert, wer er auch sei, und wie er auch heiße. Das deutsche Proletariat kennt gegenüber dem Dräuen der Reaktion seine Kampfespflicht, seinen kärglichen Besitzstand au Rechten nicht blos zu vertheidigen, sondern denselben zu mehren. Durch eine machtvolle Bewegung werden Proletarier und Proletarierinnen die Herrschenden daran erinnern, daß die Sklaven sich gezählt haben, daß sie wissen, wollen und kämpfen. Sie, die seinerzeit unter dem Schrecken der Aechtung und Entrechtung mit frisch-fröhlichem Kampfes- er es nie sehen würde, oder auch daß, wenn das Buch vor seinem Ende herauskäme, es nicht populär werden würde ohne die Ab­bildung seines Begräbnisses. Es würde gar kein richtiges Sonntags­schulbuch sein, wenn es nicht von dem Rath erzählte, den er der Gemeinde bei seinem Tode gab. So mußte er sich natürlich endlich entschließen, sein möglichstes unter den gegebenen Ver­hältnissen zu thun recht zu leben, sich hinzuschleppen, so lange er konnte, und seine Sterberede bereit zu haben, wenn seine Zeit käme. Aber ich weiß nicht, wie's kam, diesem guten, kleinen Knaben ging alles quer; nichts wurde bei ihm, wie es bei den guten, kleinen Knaben in den Büchern geschah. Sie hatten immer angenehme Zeit, und die bösen Knaben hatten die gebrochenen Beine, aber was ihn anbelangte, so war stets irgendwo eine Schraube locker, und es lief immer alles schief ab. Wenn er Jim Blake Aepfel stehlen sah und unter den Baum trat, um ihm vom bösen kleinen Knaben vorzulesen, der von des Nachbars Apfelbaum fiel und den Arm brach, fiel Jim auch vom Baum, aber er fiel auf ihn und brach seinen Arm, und Jim war ganz unverletzt. Jakob konnte das nicht verstehen; dergleichen hatte er nie in seinen Büchern gelesen. Und einmal, als einige böse Knaben einen Blinden stießen, daß er in die Pfütze fiel, und Jakob hinzueilte, um ihm aufzu­helfen und seinen Segen zu empfangen, gab ihm der Blinde nicht etwa seinen Segen, sondern versetzte ihm eins mit dem Stock auf den Kopf und sagte, er soll sich nur hüten, ihn wieder hinzu­werfen und ihm dann scheinbar aufzuhelfen. Das stand in keinem von den Büchern, Jakob sah sie alle durch. Ein Ding wünschte Jakob sehnlichst, nämlich einen lahmen Hund zu finden, der kein Heim hätte und hungrig und verfolgt wäre, ihn nach Hause zu muth und berechtigter Siegeshoffnung erklären konnten: wir pfeifen auf das Sozialistengesetz, sie können mit ruhigem Stolze auch heute der Reaktion entgegenschleudern: wir pfeifen auf das Zuchthausgesetz. Aus der Bewegung. Von der Agitation. Zur Förderung der proletarischen Frauen­bewegung lag dem Parteitag für die Provinz Brandenburg , der am 11. September in Berlin stattfand, folgender Antrag vor: Das Zentralwahlkomite ist zu beauftragen, für systematische Frauen­agitation in der Provinz zu sorgen und zu diesem Zwecke in jedem Kreise mindestens zwei Frauenversammlungen im Jahre zu ver­anlassen." Der Antrag war Dank dem Vorgehen der Berliner Ge­nossinnen vom Wahlkreise Berlin I eingebracht worden. Er wurde in vorzüglicher Weise von Genossin Braun vertreten, der einzigen weiblichen Delegirten, welche an dem Parteitag theilnahm. Im Prinzip wurde der Antrag von Niemand bekämpft, dagegen zweifelten die Genossen Antrick, Brinkmann und Faber an der Möglich­keit seiner Durchführung in der Praxis. Sie machten geltend, daß in manchen Gegenden der Provinz besondere Frauenversammlungen gar nicht besucht werden würden. Die Genossin Täterow, Zu- beil und Andere traten dagegen mit warmen Worten für den An­trag ein, welcher der Agitationskommission zur Berücksichtigung überwiesen ward, ebenso wie nachstehender Antrag:Die Agitations- kommission wird beauftragt, mehr als bisher für die Frauenagitation in der Provinz zu sorgen, und zu diesem Zweck, wenn möglich, in jedem Kreise Frauenversammlungen zu veranlassen." Ge­nossin Braun brachte auf dem Parteitag eine Resolution ein, welche Protest gegen das verheißene Zuchthausgesetz erhebt. Sie begründete ihre Resolution damit, daß ein Sturm der Entrüstung gegen die reaktionären Absichten durch ganz Deutschland brausen müsse, und daß man sich den ausgezeichneten Agitationsstoff nicht entgehen lassen dürfe, der durch die geplante Beschränkung des Koalitionsrechts ge­boten sei. Die Resolution wurde einstimmig angenommen; sie lautet: Die am 11. September auf dem Provinzial-Parteitag für Berlin und die Provinz Brandenburg versammelten Delegirten erheben ein- müthig Protest gegen das von der Regierung geplante Attentat auf die Koalitionsfreiheit der Arbeiter. Wir protestiren dagegen, daß das auch in seiner jetzigen Gestalt durchaus unzureichende Koalitionsrecht dadurch völlig wirkungslos gemacht wird, daß die Aufforderung oder Anreizung zum Streik be­straft und den Arbeitern diese in der Nothwehr unentbehrliche Waffe entwunden werden soll. tragen, zu liebkosen und dann dieses Hundes unsterbliche Dankbarkeit zu besitzen. Schließlich fand er einen und war glücklich; er brachte ihn nach Hause und fütterte ihn, als es aber ans Liebkosen ging, fuhr der Hund auf ihn los, riß ihm alle Kleider vom Leibe, außer denen, die er vorn trug, und machte ein staunenerregendes Schauspiel aus ihm. Jakob befragte seine Leitsterne, aber er konnte es nicht verstehen. Der Hund war von derselben Art wie die Hunde in den Büchern, aber er handelte anders. Alles, was dieser Knabe that, brachte ihn in Unannehmlichkeit. Dieselben Handlungen, für welche die Knaben in den Büchern belohnt wurden, erwiesen sich für ihn als die unvortheilhaftesten, die er nur begehen konnte. Als er einmal auf dem Wege zur Sonntagsschule war, sah er einige böse Knaben sich zu einer Vergnügungsfahrt in einem Segelboot anschicken. Er war voll Bestürzung, weil er vom Lesen her wußte, daß Knaben, die am Sonntag Boot fahren, unfehlbar ertrinken. So lief er auf ein Floß, um sie warnen, aber ein Stamm drehte sich, als er darauf trat, er glitt aus und fiel in den Fluß. Zwar holte ihn ein Mann rasch heraus, und der Doktor pumpte das Wasser ihm aus und blies ihm mit dem Blasebalg Luft ein, aber er erkältete sich und lag neun Wochen krank im Bett. Aber das Unerklärlichste bei der Sache war, daß die bösen Knaben im Boot einen vergnügten Tag hatten und über­raschend wohl und munter nach Hause zurückkehrten. Jakob Blivens meinte, das habe seinesgleichen nicht in den Büchern; er war voll­kommen sprachlos vor Staunen. Als er wieder genesen war, war er ein wenig entmuthigt, aber er beschloß doch, weiter zu versuchen. Er wußte, daß bis jetzt seine Erfahrungen nicht in ein Buch paßten, aber er hatte ja noch nicht das Gute-Kleine-Knabenalter erreicht, und er hoffte