wasser und eine Zählung ergab, daß in 179 Häusern mit 588 von 738 Personen bewohnten Kellerräumen das Wasser bis zu 3 Fuß hoch stand.
Wer wird sich wundern, daß unter solchen Verhältnissen die Cholera ganze Familien wegraffte? Die Ventilation der Wohnungen war entsetzlich schlecht. Die selten mehr als zwei Fuß hohen Fenster erreichten oft den Erdboden nicht, und die Hälfte der Fenster schneite im Winter vollständig zu. Mitten in der Saison", wenn in glänzend erleuchteten Ballsälen fröhliche Tanzweisen erklangen, fristeten hier die Proletarier ihr erbärmliches Lappländerdasein bei mangelhafter Heizung, bei trüber Beleuchtung und bei färglichster Nahrung! War doch der Fleischverbrauch in Berlin von 105 Pfund auf den Kopf der Bevölkerung im Jahre 1836 auf 91 Pfund im Jahre 1852 und auf 73 Pfund im Jahre 1855 gefallen. Aber auch im Sommer, wenn die Gesellschaft" aufs Land geeilt war, genoß der Berliner Höhlenbewohner eigene Reize, denn die Rinnsteine führten nahe an seinen Fenstern vorbei und sandten ihre pestilenzialischen Ausdünstungen in die Keller.
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Obschon die gröbsten dieser Mißstände 1853 durch eine Baupolizeiverordnung theilweise abgestellt wurden, war doch das Hauptübel durch Polizeimaßregeln nicht zu beseitigen. Der Miethwerth stieg unausgesetzt, und eine Folge des Mangels an billigen Wohnungen war, daß die Wohnräume unglaublich vollgepfropft wurden, und daß das Schlafstellenwesen überhand nahm. Anfangs der sechziger Jahre hatten 14261 Wohnungen kein oder nur ein heizbares Zimmer, 6 bis 20 Personen wohnten in je einer dieser Wohnungen, 43316 Bewohner( davon 7000 Frauen) waren in Schlafstellen untergebracht. Zehn Jahre später war die Zahl der Wohnungen mit nur einem heizbaren Zimmer auf 30519 gestiegen, und die Wohnungsnoth erreichte eine solche Höhe, daß 1872 ein Theil der Bevölkerung in Baracken untergebracht werden mußte. Um dieser Nothlage entgegen zu wirken, wurde damals der Stadtverordnetenversammlung eine Vorlage gemacht, wonach auf städtischem Grunde in Treptow Wohnungen für 50000 Menschen geschaffen werden sollten. Die„ Stadtväter" lehnten jedoch diese Vorlage ab( Oktober 1872).
Im Jahre 1895 waren 10,2 Prozent aller Wohnungen Kellerwohnungen, in denen 95908 Menschen hausten. 46,3 Prozent der Einwohner waren in Wohnungen von nur einem oder keinem heizbaren Zimmer untergebracht. 161 752 Bewohner lebten in Wohnungen von nur einem heizbaren Zimmer mit 6 bis 20 Personen zusammen oder in Wohnungen mit zwei heizbaren Zimmern mit 10 bis 20 Personen gemeinschaftlich. 8,4 Prozent der Bewohner waren in Schlafstellen. Um einige Beispiele für das damalige Wohnungselend anzuführen: Ein Ehepaar mit einer Verwandten, einem Pflegekind, einem Schlafburschen und drei Schlafmädchen wohnten in einem
Nur diesen letzten Rocken Noch spinnt der Mädchenfleiß, Dann schmiegt euch, meine Locken Dem grünen Myrtenreiß!
Ich habe lang' gesponnen Und lange mich gefreut; Zum Bleichen an der Sonnen Liegt meine Jugendzeit.
Hat er wohl auch das Seine Mit treuem Muth gethan? Betreten schon die Eine Des Mannes Ehrenbahn?
Hat innig er begriffen
Die Arbeit seiner Zeit? Hat er sein Schwert geschliffen, Zum letzten Kampf bereit?
Weh ihm, wenn er nicht rechten Für unsre Freiheit will! Weh ihm, wenn er nicht fechten Für sein Gewissen will!
Dann mag mein Liebster minnen Nur auf und ab im Land, Und dies mein bräutlich Linnen Wird dann ein Grabgewand.
Schändliche Verfolgung eines Knaben.
In San Francisco wurde dieser Tage ein wohlgekleideter Knabe auf seinem Wege zur Sonntagsschule arretirt und in das Stadtgefängniß gebracht, weil er Chinesen mit Steinen geworfen hatte."
Welch' einen Kommentar enthält diese Thatsache zu der menschlichen Gerechtigkeit! Wie läßt sie unsere menschliche Neigung, die Schwachen zu tyrannisiren, in ihrem ganzen traurigen Lichte erscheinen! San Francisco hat wenig Recht, auf die Behandlung dieses armen Knaben sich etwas zu Gute zu thun. Welcher Art war die Erziehung des armen Kindes gewesen? Wie konnte er auf die Vermuthung kommen, es sei Unrecht, einen Chinesen zu
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Zimmer. Oder: Ein Ehepaar mit Sohn und Tochter, einer Verwandten, einer Einmietherin und drei Schlafburschen in einem Zimmer. Es begreift sich, welchen Einfluß derartige Wohnungsgreuel auf die Sittlichkeitsverhältnisse ausüben müssen.
Zwar kann seit dem Jahre 1875 eine kleine Besserung der Verhältnisse nachgewiesen werden, doch ist dieselbe im Ganzen betrachtet nur minimal, und die Steigerung der Wohnungspreise dauert fort, wie aus nachstehender Tabelle hervorgeht.
Steigerung der Miethpreise
Für das Zimmer Für jeden Wohnraum Auf den Bewohner
Der Wohnungen mit 1 heizbaren Zimmer überhaupt
.
1880
1885
1890
221 235 248 149 156 175 119 122 127
191
197 229
133 143 189
Der Wohnungen mit 1 heizbaren Zimmer in Wedding ( Arbeiterviertel ). Laut der Zählung von 1890, also nach einer längeren Besserung der Wohnungsverhältnisse, hatten 56,2 Prozent der Haushaltungen eine Schlafstelle, 29,5 deren zwei, 10,5 deren drei, 2,7 deren vier und 1,1 Prozent deren fünf und mehr. Dabei wohnten von den 95365 Schlafleuten zwei Drittel bei einem Ehepaar, fast drei Viertel in Haushaltungen mit Kindern und ferner 39 Prozent in Wohnungen mit nur einem, 51 in Wohnungen mit zwei Zimmern, so daß nur 10 Prozent auf größere Wohnungen entfielen. Für eine Schlafstelle wurden 6 bis 9 Mt. pro Monat gezahlt( für ein möblirtes Zimmer mindestens 15 Mt.). Von großem Interesse ist eine Tabelle, welche für 781 Wohnungen, statt furzerhand den Miethwerth der Wohnung oder des Zimmers anzugeben, den Miethpreis eines Rubikmeters Luftraum feststellt. Es ergaben sich folgende Zahlen:
1-2 Mr..
.
Von
Ein Kubikmeter Luftraum kostete
Jm Jm Border Hinterhaus haus
100 Wohnungen Vorder- Hinters
haus
haus
17
50
3
400
178
74
75
102
6
19
15
4
3
9
1
•
543
238 100
100
Ueber 2-3
M
3-4
=
4-5 5
=
=
Wohnungen überhaupt.
2131
42,8 Prozent der Bevölkerung hatten pro Kopf weniger als 20 Rubikmeter Luft( einschließlich Möbel, Defen u. s. w.) zur Verfügung, ob
steinigen? Bevor wir in Gemeinschaft mit dem beleidigten San Francisco Partei gegen ihn ergreifen, wollen wir ihm Gelegenheit zur Vertheidigung geben-wollen wir Zeugnisse zu seinen Gunsten anhören.
Er war ein„ wohlgekleideter" Knabe und Schüler einer Sonntagsschule, und somit spricht alle Wahrscheinlichkeit dafür, daß seine Eltern gebildete, wohlhabende Leute waren mit gerade genug natürlicher Schlechtigkeit in ihrem Charakter, um sich nach den täglich erscheinenden Zeitungen zu sehnen und dieselben zu genießen; und so hatte dieser Knabe nicht blos des Sonntags, sondern auch die ganze Woche hindurch Gelegenheit zu lernen, wie man recht thue. Auf diese Weise kam er dahinter, daß die große Republik Kalifornien John,* den Fremdling, wegen seiner Goldgräberthätigfeit in ungefeßlicher Weise besteuert, und Patrick, dem Fremdling, gestattet, umsonst nach Gold zu graben vermuthlich darum, weil der tief gesunkene Mongole kein Geld für Branntwein verschwendet, während der feingekleidete Kelte ohne denselben nicht leben kann.
liche
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Auf diese Weise entdeckte er, daß eine bedeutende Anzahl von Steuereinnehmern es würde unfreundlich sein, zu sagen: sämmtdie Steuer zweimal erheben, statt sich mit einer einmaligen Zahlung zu begnügen, und daß, da sie dies einzig und allein des= halb thun, um die chinesische Auswanderung nach den Minengegenden zu entmuthigen, dies eine Prozedur ist, die großen Beifall findet und zugleich als ein überaus köstlicher Spaß betrachtet wird.
Auf diese Weise entdeckte er, daß wenn ein Weißer eine Goldreinigungsschleuße bestiehlt( mit dem Ausdruck Weißer" sind gemeint: Spanier, Merikaner, Portugiesen, Irländer, Honduraner,
* Spitznamen der eingewanderten Chinesen.