dessen ist das Resultat der Enquete außerordentlich unvollständig. Trotzdem wird die Kinderarbeit drastisch genug beleuchtet. Ueber das Alter dieser armen kleinen Lohnsflaven giebt folgende Tabelle Aufschluß:

Alter

Unter 7 Jahren.

7 Jahre

8

=

10

M

V

11

M

12

V

13

14

V

Alter nicht angegeben

Zahl der Kinder

131

1120

4211

11027

22131

36775

47471

18556

1787

817

Die Aufstellung ergiebt, daß Kinder im Alter von 10 bis 13 Jahren am meisten beschäftigt werden, ein Alter, das durch Wachs­thum und Entwicklungskrankheiten besonders gefährdet ist.

Die Art der Arbeit stellt sich wie folgt dar:

Zeitungsaustragen.

Beschäftigung

Zahl der Kinder 15182

Verkauf von Waaren( zumeist auf der Straße) Andere, im Stücklohn bezahlte Arbeiten, wie Bälle beim

2435

Tennis und Golfspiel sammeln, Mittagessen aus­tragen 2c.

8627

Im Handel und Verkehr, besonders als Laufburschen und Mädchen.

In der Landwirthschaft

Haus, Stiefel- und Messerreinigung

76173 6115 10638

11585

Kinderwarten

Andere häusliche Arbeit, inkl. Waschen Handarbeit, Ausbessern und ähnliches

9254 4019

Die Tabelle der wöchentlichen Arbeitsstunden, außer der Schul­

zeit, spricht für sich selbst:

Wöchentliche Arbeitsstunden

Unter 10 Stunden

=

10 bis 20

21

30

31

40

41

50

51

60

61

70

71

=

80

=

Ueber 81

Zahl der Kinder

39355

60268

27 008

9778

2390

576

142

59

16

Für diese geradezu entsetzliche Ausbeutung der kindlichen Arbeits­fraft wurden folgende Hungerlöhne gezahlt:

Wochenlohn

Unter 50 Pf.( ungefähr= 6 pence englisch )

Von 50 Pf. bis zu 1 Mt.

M

=

=

1 Mt.=

= 2=

2

M

A

=

3

V

=

M

5

M

6

=

7

4461

"

V

"

11

=

=

5

Ueber 7

V

=

V

11

M

Dienstboteufrage.

Zahl der Kinder

17084

47273

40240 19757

4927 1813

805

238

339

150

* Zur Dienstbotenbewegung. Sowohl in unserer Berliner Versammlung, in der die Dienstbotenbewegung besprochen wurde, als in unserer Presse haben wir auf die klägliche Rolle hingewiesen, die die bürgerlichen Frauenrechtlerinnen dieser Bewegung gegenüber spielten. Es scheint, daß wir damit eine wunde Stelle berührten, denn die Damen haben sich ermannt! Die Frauenbewegung", das Organ der Radikalen" vom 1. September, das Zentralblatt des Bundes deutscher Frauenvereine" vom gleichen Datum, die Haus­frauen- Zeitung" von Frau Lina Morgenstern vom 3. September bringen längere Artikel über die Dienstbotenfrage, und der von den bayerischen Frauenrechtlerinnen für den 18. bis 21. Oktober nach München einberufene Frauentag hat sie in sein Programm auf­genommen.

"

Jm Organ des Bundes deutscher Frauenvereine nimmt Dr. 2. Fuld Stellung zu ihr und man kann wohl mit Recht annehmen, daß er die Ansicht des Bundes ausspricht, wenn er eine Reform des Dienstbotenrechts, ein modernes Gesinderecht" fordert, sich aber wohl hütet, die Abschaffung der Gesindeordnungen zu verlangen.

"

Die Angst vor der Sozialdemokratie, die ja so oft das treibende Moment bürgerlicher Sozialreformen ist, spricht auch aus seinem Artikel. Um die Dienstboten nicht der Sozialdemokratie in die Arme zu treiben, um nicht die Zahl der Verbitterten" zu vermehren, sollen Männer und Frauen der aufgeklärten Bourgeoisie die Führung der Dienstbotenbewegung übernehmen. Herr Fuld kommt mit seiner Mahnung etwas spät. Die bürgerliche Presse hat die Dienstboten längst darüber aufgeklärt, wie ihre Herrschaften" denken: Sie wollen die Bewegung unterdrücken, wenn's sein muß mit Polizeigewalt, nicht aber sie fördern. Wenn Herr Fuld es ferner für nöthig findet, auf die vielen Rohheiten, Unarten und Lügen" in den Dienstbotenver­sammlungen hinzuweisen, so zeugt das nur davon, daß er nicht in den Versammlungen war und seine Kenntnisse lediglich aus bürger­lichen Zeitungen schöpft. Wohl zeigte es sich, daß die Anwesenden, und besonders vielfach die Leiter, von parlamentarischen Formen noch nichts verstehen, und daß besonders die Gegner der Bewegung sich nicht durch Taft auszeichneten, von Rohheiten" aber oder gar von Lügen" haben wir nichts bemerkt.

-

Bei der Dienstbotenbewegung hat es sich wieder einmal gezeigt, wie die Bourgeoisie von vornherein jedem Kampfe des Proletariats und was sind die Dienstboten anders als Proletarier?- um bessere Arbeitsbedingungen feindlich gegenübersteht: die bürgerliche Presse hat die Bewegung auf alle Weise verunglimpft und in den Schmutz gezogen, sie hat vor Allem den Rednern und Rednerinnen unserer Partei, die sie auch persönlich zu verdächtigen suchte, Worte in den Mund gelegt, die sie nie gesagt haben, und was der Sache die Krone aufsetzt eine Zeitung erzählte es der anderen nach und machte ihre Glossen dazu, ohne auch nur im Entferntesten daran zu denken, ob ihre Berichte auch der Wahrheit entsprechen. Frau Lina Morgenstern , von der man erwarten sollte, daß sie bei ihrem immer wieder betheuerten lebhaften Interesse für die Dienstboten die Ver sammlungen, die sich mit ihrer Lage beschäftigen, selbst besuchte oder vertrauenswürdige Vertreter hinschickte, handelt nicht anders, wie ihre würdigen Kollegen von der Tagespresse. Sie zitirt nämlich einen Ausspruch, den Genossin Braun gethan haben soll und der so dumm und lächerlich ist, daß einigermaßen anständige Gegner seine Richtig­feit sicher bezweifeln würden. Genossin Braun soll gesagt haben: " Die Herrschaften sorgen nicht einmal für die höhere Bildung der Dienstboten, sie geben ihnen weder den, Vorwärts', noch die, Neue Welt, höchstens den Dienstbotenkatechismus von Lina Morgenstern und Hintertreppenromane." Thatsächlich hat Genossin Braun ge­schildert, wie es um die Bildung der Dienstmädchen bestellt ist, zu denen sich höchstens die Unterhaltungsbeilage des Lokal- Anzeigers ver­irrt, oder die durch Schundromane, die über die Hintertreppe einge­schmuggelt werden, ihr bischen Lohn sich noch verkürzen lassen. Die " gnädige Frau" gebe ihnen wohl auch den Dienstbotenkatechismus zu lesen, in dem Frau Lina Morgenstern Unterthänigkeit als höchste Tugend preise. Ihre vollständige Unkenntniß dessen, was bisher zur Lösung der Dienstbotenfrage geschehen ist, beweist Frau Morgenstern ferner dadurch, daß sie in ihrem Bericht die Frage aufwirft, wodurch die Sozialdemokratie ihr warmes Herz für die Dienstboten bewiesen habe. Sie hat eben das Referat der Genossin Braun nicht gehört, dann wäre sie jetzt wenigstens darüber belehrt worden. Wir können ihr natürlich nicht zumuthen, die Reichstagsverhandlungen und die Geschichte der Partei eines Blickes zu würdigen, ehe sie solche Fragen stellt, denn noch niemals hat die Bourgeoisie auf Grund positiver Kenntnisse und objektiver Urtheile gegen uns gekämpft. Warum sollte Frau Morgenstern eine Ausnahme machen?! Natürlich stellt sie in ihrem Artikel die Verdienste des Hausfrauenvereins ins hellste Licht. Die Zinsen eines Kapitals von man höre und staune!

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im Ganzen 3250 Mark werden alljährlich als Prämien an brave" Dienstboten vergeben; also die Millionen Dienstboten haben den Trost, daß jährlich ca. 100 Mark aus reinster Nächstenliebe ihnen zufallen! Ferner erzählt Frau Morgenstern von einer 1875 an das Kultus­ministerium und den Landtag gerichteten Eingabe, die um Abänderung der Gesindeordnung bat. Davon wußten wir in der That nichts; sollen solche alten Geschichtchen unvergessen bleiben, und sollen sie vor Allem eine Wirkung erzielen, so muß man sie eben nicht alt werden lassen! Statt dessen aber wissen wir von einem ganz anders lautenden Vorgehen weit jüngeren Datums zu erzählen und bringen es Frau Morgenstern, die es wohl vergessen hat, ins Gedächtniß zurück: es handelte sich dabei allerdings auch um eine Abänderung, aber um eine Verschärfung der Dienstbotenordnung, die das Ver­lieren der Dienstbücher unschädlich machen sollte!!

In der Frauenbewegung" berichtet Frau Cauer von unserer Versammlung und von der Stellungnahme der Gleichheit" zur Dienstbotenbewegung. Die Leserinnen finden weiter unten die Ant­wort auf diese Ausführungen. In der nämlichen Nummer der. Frauenbewegung" beklagt Frau Cauer übrigens unsere scharfe