von Grundsätzen geleitet wird, welche dem konfessionellen und Klassenstandpunkt entsprechen.Um auch den Mädchen der arbeitenden Klasse die Möglichkeitzu geben, einer modernen Erwerbsthätigkeit nachzugehen und dabeiim Sinne des Evangelischen Diakonievereins gut und sittlich zu bleibenoder zu werden, miethete die Genossenschaft„Heimathhaus des Evangelischen Diakonievereins" am 1. Januar d. Js. die Arbeiterinnenhäuser, welche die Mühlenthaler Spinnerei A.-G. in Dieringhausen(Rheinprovinz) auf ihre Kosten und selbstverständlich in ihrem, das heißtder Fabrik Interesse hatte erbauen lassen, und richtete dieselben zueinem Heim für die in der Fabrik arbeitenden Mädchen ein. HerrProfessor Zimmer verwahrt sich energisch gegen die Annahme, daßdiese Thätigkeit des Vereins etwa den Zweck verfolge, zuverlässigeArbeitskräfte für geschäftliche Unternehmungen zu beschaffen. Dafürgebe es Arbeitsvermittlungsbureaus' der Verein wolle nur erzieherischwirken, die in das„Heim" eintretenden Arbeiterinnen gelten als„Schülerinnen". Neben dem Mädchenheim in Dieringhausen hat derVerein auch ein solches in Glücksbrunn bei Liebenstein-Schweina(Thür.).Die allgemeinen Bestimmungen für die„Schülerinnen" derMädchenheime sind Folgende:„1. Die Mädchenheime sind Mädchenpensionate für solcheMädchen, die auf Erwerb angewiesen sind. Sie sind vom Evangelischen Diakonieverein eingerichtet und unterhalten, werden vonSchwestern des Evangelischen Diakonievereins geleitet, die den Schülerinnen mütterliche Freundinnen und Beratherinnen sind, und stehenjedes unter der Aufsicht eines ehrenamtlichen Kuratoriums. 2. Aufnahmefähig sind konfirmirte Mädchen mit guter Volksschulbildung imAlter von 14 Jahren an. 3. Die Kosten sind der Selbstkostenpreisfür Wohnung, Beköstigung und Unterricht. Die Mädchen verdienensich diese Pensionskosten und noch reichlich dazu dadurch, daß sie denTag über in den neben den Mädchenheimen gelegenen Wollspinnereienin Arbeit gehen. Durch Vertrag mit den Direktionen der Spinnereienist den Schülerinnen der Mädchenheime regelmäßige Beschäftigung zusolchen Lohnsätzen gesichert, daß sie nach Kjähriger Arbeitszeit mindestens 1000 Mark erspart haben können, und zwar wird der in denSpinnereien verdiente Lohn den Schülerinnen der Mädchenheime vonden Kuratorien so lange verwaltet und möglichst vortheilhaft zinstragend angelegt, bis die Ersparnisse mit Zinsen und Zinseszinsen300 Mark betragen. Sofort ausgezahlt erhalten sie in der Regelnur ein Taschengeld für die kleinen Bedürfnisse; doch kann in Noth-fällen(zur Unterstützung der Eltern und dgl.) nach genauer Prüfungdurch das Kuratorium schon früher ein Theil des Guthabens ausgezahlt werden. 4. Der Unterrichtskursus für die in der Spinnereiarbeilenden und nur am Abend im Heim am Kursus theilnehmendenDer Murrkopf.Mi« den Memoiren eine« Jägers. Von I. Turgenjew.Eines Abends fuhr ich ziemlich scharfen Trabes von derJagd nach Hause, ich hatte noch acht Werst zurückzulegen. Meinwackeres Pferd griff frisch aus auf dem staubigen Wege, bisweilenschnaubend und die Ohren spitzend, und mein ermüdeter Hund liefwie angekeltet im Trott zwischen den beiden Hinterrädern des Wagens.Ein Wetter kam herauf; voran zog eine mächtige lilafarbene Wolke,die sich über dem Walde erhob, auch über und vor mir schwebtendichte Massen von grauen Wolken; die Linsenbäume bewegten sichrauschend und zitternd und die schwüle Hitze hatte sich unvermuthetschnell bis zur Kühle verändert: Schatten wuchsen schnell empor.Ich gab dem Pferde die Zügel, fuhr durch eine Schlucht, kreuzteeinen ausgetrockneten Bach, welcher ganz mit wildem Wein überwuchert war, fuhr dann bergauf und in den Wald hinein. DerWeg wand sich vor mir zwischen dichtem Buschwerk hin, und esbegann bereits zu dämmern. Mit Anstrengung strebten wir vorwärts. Der Wagen schüttelte über die festen Wurzeln der hundertjährigen Eichen und Linden hinweg, durch die tiefen fortwährendunseren Weg schneidenden Wasserläufe und über alte Radspuren.Mein Pferd fing an zu stolpern. Ein starker Sturmwind begannüber uns zu brausen, die Bäume wogten, und schwere Regentropfenfielen vereinzelt herab, auf die Blätter aufschlagend.— Blitzezuckten, Donner rollten und der Regen rauschte jetzt in Strömenhernieder. Ich fuhr nur noch Schritt und sah mich bald gezwungen,ganz anzuhalten und mein Pferd anzubinden. Kaum noch die Handvor den Augen sehend kroch ich unter einen breiten Busch in derNähe. Ich bückte mich und verhüllte meinen Kopf, geduldig dasEnde des Unwetters erwartend, als ich plötzlich bei dem ScheineMädchen dauert 3 Jahre; er umfaßt: a) Religionsunterricht inLebensbildern aus Geschichte und Natur; b) Chorgesang; o) haus-wirthschaftliches Rechnen, Buchführen und Briefschreiben, das Nöthigsteaus der Gesundheitslehre und der Krankenpflege; ä) Instandhaltungdes Hauses, des Mobiliars und der Wäsche(Waschen und Bügeln);e) weibliche Handarbeiten: Stricken, Stopfen, Flicken, Hand- undMaschinennähen, Wäschezuschneiden, Anfertigung von Hauskleidern;f) Kochen von Hausmannskost, Backen. Schlachten, Einmachen; x) Erziehung und Beaufsichtigung von Kindern. Die Unterrichtsstundenfinden an den Abenden der Woche statt. Am Sonntag Nachmittagwerden, wenn es das Wetter gestattet, größere gemeinsame Ausflügegemacht; der Sonntag Abend dient der Geselligkeit. S. Der Austritt ist bei gegenseitiger 14tägiger Aufkündigung jederzeit gestattet;unordentliche Mädchen können durch das Kuratorium sofort aus demHeim entlassen werden. Wenn das Guthaben noch nicht 300 Markbeträgt, wird es erst nach Ablauf von 3 Jahren nach dem Eintrittmit Zinsen und Zinseszinsen ausgezahlt. 6. Um auch ganz Unbemittelten den Eintritt zu ermöglichen, werden solchen auf Antragihres Vaters oder Vormunds die Kosten für die Reise bis zumMädchenheim vorgeschossen; in diesem Falle verpflichten sich aberdie Mädchen und ihr Vater oder ihr Vormund, daß dieselben solange im Heim verbleiben und in der Spinnerei thätig sind, bisdiese Vorlage durch den Arbeitsverdienst gedeckt ist. Umgekehrt könnenauch einige Mädchen aufgenommen werden, die die Mittel haben,um ohne Arbeit in der Spinnerei einen Pensionspreis zu entrichten,die aber nicht theuere Pensionen aufsuchen können oder wollen. Fürdiese, die den ganzen Tag im Heim bleiben können, dauert der Lehrkursus V- Jahr und kostet für alles monatlich 2V Mark. Kleiderstoffe und sonstige nöthigste Waaren werden vom Heim im Großenangeschafft und den Mädchen zum Großpreis abgelassen. 7. Meldungen zur Aufnahme sind an das Mädchenheim in Dieringhausen,Rheinprovinz(Vorsitzender des Kuratoriums: Pfarrer Mellinghoffdaselbst), Glücksbrunn bei Liebenstein-Schweina, Thüringen(Vorsitzender des Kuratoriums: Pfarrer Engelhardt daselbst), zu richtenunter Beilegung 1. des Schulabgangszeugnisses, 2. eines Sittenzeugnisses seitens des Geistlichen, 3. eines ärztlichen Gesundheitszeugnisses,sowie der Zeugnisse über etwaige frühere Stellungen. 3. Durch denEintritt in das Mädchenheim unterwirft sich das eintretende Mädchenselbst sowie deren Vater bezw. Vormund diesen allgemeinen Bestimmungen und verzichtet auf jede Einrede gegen dieselben.** Wer sich eingehender über die„Heime" unterrichten will, den verweise ich auf die„Blätter aus dem Evangelischen Diakonieverein" Nr. 7,Oktober 1898 und Nr. 6, Juni 1899.eines Blitzes auf dem Wege eine hohe Gestalt erblickte. Ich schauteangestrengt auf den wahrgenommenen Punkt— die Erscheinungwuchs gleichsam aus der Erde neben meinem Wagen.„Wer ist hier?" frug eine tönende Stimme.„Wer bist Du denn?"„Ich bin der hiesige Förster."Ich nannte meinen Namen.„Ich kenne Sie; Sie wollen nach Hause fahren?"„Jawohl, aber Du siehst, das Unwetter—"Ein blendender Blitz beleuchtete den Förster vom Kopfe biszu den Füßen; krachend und knatternd folgte dem Blitze unmittelbarein furchtbarer Donnerschlag, und der Regen strömte mit verdoppelter Kraft.„Der wird nicht so schnell wieder aufhören", bemerkte derFörster.„Was ist da zu thun?"„Ich will Euch mit in meine Hütte nehmen", sagte erplötzlich.„Wenn Ihr mir diese Gefälligkeit erweisen wollt—"„Nehmt nur Platz."Er trat zu dem Pferde, ergriff es am Zaume und zog esnach sich. Ich hielt mich an den Polstern des Wagens, welcherschaukelte„wie ein Kahn im Meere" und rief nach meinem Hunde.Mein Pferd schleppte sich nur mühselig durch den Morast, esglitt und stolperte. Der Förster stieß die Deichsel bald nach rechts,bald nach links, wie die wandelnde Vorsicht.Die Fahrt dauerte geraume Zeit, endlich hielt mein Führer an.„Hier sind wir zu Hause, Herr", sagte er mit ruhiger Stimme.Eine Thür knarrte und das Gebell von jungen Hunden ertönte. Ich erhob den Kopf und gewahrte beim Scheine der Blitze