jedoch seinen Heimarbeiterinnen bei der Waarenberechnung nicht ver-gütete. Der Unternehmer wurde gerichtlich bestrast."An den 2463 Unfällen waren 97 Arbeiterinnen gegen 82 in1897 betheiligt. Der Bericht verzeichnet eine Steigerung der Unfälletrotz der Abnahme der Zahl der Arbeiterinne», die eben nur in denungefährlichen Betrieben stattgefunden hat,„während in den gefährlichenBetrieben, namentlich der Metallverarbeitung, ein nicht unerheblichesAnwachsen der beschäftigten Arbeiterinnen festgestellt wurde. Es isterklärlich, daß mit dem Eindringen der Arbeiterinnen in die gefähr-licheren Beschäftigungsgebiete des Mannes auch eine Zunahme derauf die Arbeilerinnen entfallenden Unfälle eintreten muß. Auf diesteigende Verwendung der billigeren weiblichen Arbeitskraft auch zusolchen Arbeiten, die ihrer Natur nach nur für den Mann geeignetsind, ist schon in den vorjährigen Berichten hingewiesen." Aus diesenThatsachen ergeben sich mit Nothwendigkeit aufs Neue die altenForderungen: Wirksamer gesetzlicher Arbeiterinnenschutz und gleicherLohn für gleiche Leistung ohne Unterschied des Geschlechts. Dieletztere Forderung läßt sich nur verwirklichen durch den Anschlußder Arbeiterinnen an die gewerkschaftlichen Organisationen, derenThätigkeit auch für die Sicherstellung des gesetzlichen Schutzes unerläß-lich ist, und darum muß auch im weiblichen Proletariat unaufhörlichder Ruf erhoben werden: Hinein in die Gewerkschaften! D. Z.Aus der Bewegung.Von der Agitation. Im Auftrag der„Generalkommission" derGewerkschaften" agitirte Genossin Zietz-Hamburg in der Zeil vom27. November bis 11. Dezember in einer Reihe reußischer, bayerischerund sächsischer Orte. Versammlungen fanden statt in Zwenkau,Hohenleuben, Lobenstein, Wurzbach, Nordhalben, Gerolds-grün, Gera, Eisenberg, Zeitz, Streckau und Droyßig. InTriebis, Neuendorf, Schönbrunnen und Triptis mußten dieVersammlungen ausfallen, weil die Lokale abgetrieben worden waren.Die Versammlung in Zwenkau war sehr gut besucht, jedoch leider nursehr wenig von Frauen. Für den Verband der Bauarbeiter, sowie fürden der Transportarbeiter wurden hier eine Anzahl Mitglieder ge-wonnen. Glänzend war die Versammlung in Hohenleuben, derauch sehr viele Frauen beiwohnten. Dem Tabakarbeiter-, sowiedem Textilarbeiterverband traten neue Mitkämpfer bei. Dagegenkonnte in Triebis nur eine Besprechung mit den Arbeitern undArbeiterinnen während der Mittagspause im Gasthaus stattfinden.Das Herz that einem weh, wenn man sah, wie die abgearbeitetenMänner und Frauen als Mittagsmahl nichts als einen Teller Linsen-suppe mit trockener Semmel oder ein Schmalzbrot zum Glase Bierverzehrten.„Der Verdienst reicht halt nicht weiter", hieß es. Dieschlecht genährten Arbeitskräfte haben zum großen Theil Morgenswie Abends 1—1'/« Stunde Wegs zurückzulegen. In Loben steinwaren zwei Lokale abgetrieben worden, es gelang jedoch schließlich,das Schützenhaus zur Versammlung zu bekommen. Der hier vorEine gefährliche Freierei.Von Vjörnfljrrne Vjörnfon.Seitdem Aslaug eine erwachsene Dirne war, gab es inHusaby nicht mehr viel Frieden. Die hübschesten Burschen deSKirchspiels rauften und schlugen sich jetzt dort Nacht für Nacht.Am ärgsten ging es in der Samstagnacht her; aber dann legtesich der alte Knut Husaby, ihr Vater, auch nie schlafen, ohne seineLederhosen anzubehalten und einen Birkenknüttel an sein Bett zustellen.„Habe ich ein schmuckes Mädel bekommen, so werde iches auch zu hüten wissen," sagte der Husaby.Thore Nässet war nur ein Käihnerbursch, aber gleichwohlgab es Leute, welche behaupteten, daß er am häufigsten zu derBauerntochter auf Husaby käme. Dem alten Knut gefiel dasnicht, auch versicherte er, es wäre nicht wahr, da er ihn dort niegesehen hätte. Allein die Leute lächelten unter einander undmeinten, hätte er um sich mit Allen herumzuzanken, die in Hausund Hof lärmten und ihr Wesen trieben, nur in allen Winkelnund Ecken genau nachgesucht, so lvürde er Thore schon gefundenhaben.Der Frühling kam, und Aslaug zog mit dem Vieh nach derAlm. Wenn sich nun der Tag heiß über das Thal legte, dieFelsenwand kühl über den Sonnenrauch emporragte, die Schellender Kühe erschallten, der Hirtenhund bellte, Aslaug oben auf denBerghalden jodelte und auf dem Hirtenhorn blies— dannwurde es den Burschen, die unten im Thale in der Nähe aufKurzem erst gegründeten Zahlstelle des Tabakarbeiterverbands wurdenMitglieder zugeführt; auch gelang es nach einer Besprechung, einenVertrauensmann für den Verband der Maurer(die hier 22 bis24 Pf. pro Stunde verdienen), sowie einen Vertrauensmaun für denFabrikarbeiterverband zu gewinnen. In Wurzbach war nur eineBesprechung mit den Arbeitern möglich, da der Wirth sein Lokalfür eine Versammlung verweigerte. Die Schieferbrucharbeiter, sowiedie Arbeiter in der Schiefertafelfabrik wohnten der Besprechung bei,ferner auch eine Anzahl Frauen. Den Zigarrenarbeiterinnen hatteder Meister bei Strafe der Entlassung verboten, zu der Besprechungzu gehen. Der Meister aber, sowie einige Beamte der Schiefertafel-fabrik und der Vizebürgermeister waren pünktlich zur Stelle. Trotz derAnwesenheit dieser Herren gelang es, eine Zahlstelle des Fabrikarbeiter-Verbands zu gründen, deren Leitung ein recht eifriger und intelligenterGenosse in die Hand genommen hat. Recht wunderliche Ansichtenwurden von den anwesenden Herren zu Tage gefördert. Sie ent-hielten so viel Widersprüche, daß es Genossin Zieh ein Leichtes war,sie ad absurdum zu führen. Ja, verschiedentlich mußte der Meister derZigarrenfabrik, Herr Graf, seine früher gemachten Behauptungeneinschränken, zum Theil sogar als unwahr zurücknehmen. Daß eres den Mädchen verboten hatte, der Besprechung beizuwohnen, leug-nete er absolut nicht, meinte aber, er habe es gethan, weil die Ar-beiterinnen zum Streik aufgehetzt werden sollten. Genossin Ziehsagte ihm auf den Kopf zu, daß er das selbst nicht glaube. DerMeister wollte schließlich die Aeußerung nicht gethan haben und nahmsie für alle Fälle als unzutreffend zurück. Da Genossin Zieh sichAbends nicht mit den Zigarrenarbeiterinnen besprechen konnte, sosuchte sie dieselben Mittags bei ihrem kärglichen Mahle auf, und esgelang ihr, dem Verband 26 neue Mitglieder zu gewinnen. AmNachmittag galt es, 4 Stunden weit durch den tiefen Schnee bisnach Nordhalben, einem bayerischen Orte, zu Fuße zurückzulegen.da nach dort weder Bahn noch Post fährt. Müde und durchnäßtwurde um 6 Uhr Nordhalben erreicht. Bereits gegen 7 Uhr beganndas Lokal sich zu füllen und um 8 Uhr war eine glänzende Versamm-lung beisammen. Nicht nur die Arbeiter, sondern auch alle„besserenLeute" des Ortes waren erschienen, ja selbst aus stundenweit ent-fernten Nachbarorten waren Versammlungsbesucher gekommen. Dererste und zweite Bürgermeister von Nordhalben, der Bezirksassessor,Kaplan, Lehrer, Kaufleute, Meister der Zigarrensabrik, der Bauauf-seher vom Bahnbau-c. waren anwesend. Lautlose Stille herrschtebis zum Schluß des Referats. Leider mußten nach dem bayerischenVereinsgesetz die Minderjährigen die Versammlung verlassen. EinigeDutzend Zigarrenarbeilerinnen konnten deswegen dem Vortrag nichtbeiwohnen. Der Hinweis der Genossin Zieh, daß auf Grund des§ 152 der Gewerbeordnung auch den Minderjährigen der Besucheiner rein gewerkschaftlichen Versammlung gestattet sein müßte,fruchtete nichts. Der Herr Assessor erklärte, für ihn sei einzig dasbayerische Vereinsgesetz maßgebend. In der Folge mußten der Ver-sammlung die jugendlichen Arbeiterinnen fernbleiben, die doch justden Wiesen arbeiteten, wehe ums Herz. Und am ersten Samstag-abend eilte Einer immer schneller als der Andere hinauf. Abernoch schneller ging es wieder hinunter, denn oben bei der Senn-Hütte stand ein Bursch hinter der Thür und dieser empfing jeden,welcher kam, und wirbelte ihn dermaßen im Kreise herum, daßer für immer der Worte gedachte, die ihm dabei zugerufen wurden:„Komme ein ander Mal wieder, dann sollst Du mehr erhalten!"Nach der Burschen Gedanken gab es in dem ganzen Kirch-spiel nur einen Einzigen, der eine solche Faust besaß, und dieserwar Thore Nässet. Und all den reichen Bauernburschen kam es dochzu arg vor, daß der Käthnerbock dort hoch oben auf der Husaby-Alm so um sich stoßen dürfte.Derselben Meinung war auch der alte Knut, als er davonhörte, und er äußerte zugleich, wenn kein Anderer da wäre, derihn festbinden könnte, so wollte er und sein Sohn es versuchen.Knut fing zwar bereits zu altern an, aber wenn er auch fastsechszig Jahre zählte, pflegte er doch gern, wenn es ihm einmalzu stille im Hause herging, mit seinem ältesten Sohne einen oderzwei Ringkämpfe zu bestehen.Zu der Husaby-Alm führte nur ein Pfad hinauf, und dieserging gerade über das Gehöft. Am folgenden Samstagabend, alsThore zur Alm wollte und sich, als er erst die Scheune erreichthatte, immer schnellfüßiger über den Hof schlich, packte ihn einMann vor der Brust.„Was willst Du von mir?" sagte Thoreund schlug ihn zu Boden, daß alles in ihm zu singen begann.„Das sollst Du gleich erfahren," sagte ein Anderer hinter ihm mit