einen Rückhalt an der Organisation am nöthigsten haben. Wiederum ein Beweis dafür, wie nothwendig ein Reichsvereinsgesetz ist, das mit den verschiedenen landesgesetzlichen Bestimmungen aufräumt. Es gelang in Nordhalben , eine Zahlstelle für den Tabatarbeiterverband zu gründen, auch ward ein Vertrauensmann für die Fabrikarbeiter gewonnen. Am andern Tage ging es auf Schusters Rappen, 3 Stunden Wegs, durch das herrliche Dürrenwaider Thal nach Geroldsgrün , wo der Bleistift- Faber in seiner Fabrik 250 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt, wo des Weiteren in einer Holzwaaren- sowie in einer Zigarrenfabrik noch eine recht stattliche Anzahl Arbeiterinnen thätig sind. Hier war der Arzt, der angeblich der Versammlung in Nordhalben beigewohnt hatte, von Haus zu Haus gefahren, um den Leuten vom Versammlungsbesuch abzurathen. Abends war das Lokal bis auf den letzten Platz gefüllt, auch viel bürgerliches Publikum war erschienen. Der Herr Doktor hatte unfreiwillig Propaganda für uns gemacht. Zur Ueberwachung im Saale waren die beiden Bürgermeister und der Gemeindeschreiber anwesend. Vor dem Saale waren zwei Polizisten bis an die Zähne bewaffnet, mit aufgepflanztem Bajonnet aufgestellt. Von den sehr zahlreich erschienenen Frauen und Mädchen mußten hier nicht die Minderjährigen das Lokal verlassen, wohl aber die 16jährigen Sonntagsschüler, zirka 20 Personen. Nach Beendigung des Referats meldeten sich einige zwanzig Frauen zur Aufnahme in den Tabatarbeiterverband, einige Männer traten dem Fabrikarbeiterverband bei. So war auch hier der erste Grundstein zur Organisation gelegt. In der starkbesuchten Versammlung in Eisenberg versuchte in der Diskussion ein nationalsozialer Gymnasiallehrer eine Reihe von Aeußerungen Bernsteins und Schippels gegen die Referentin auszuspielen und griff selbstverständlich die Sozialdemokratie wegen ihrer Stellungnahme zur Flotte und zum Militarismus an. Unter dem rauschenden Beifall der Anwesenden ( die zwei oder drei Nationalsozialen ausgenommen) widerlegte Genossin Ziez sachlich, aber scharf dem Herrn und führte ihm unter allgemeiner Heiterkeit seine Widersprüche vor Augen. In Gera , Zeiß, Streckau und Droyßig waren die Frauen sehr stark in den Versammlungen vertreten. Es wurden hier der Organisation der Textilarbeiter, Bergarbeiter, Steinhauer, Tabatarbeiter und Sattler eine Reihe Mitglieder zugeführt. In Folge der Agitationstour haben sich insgesammt 190 Personen verschiedenen Gewerkschaften angeschlossen. Des Weiteren und dieses Resultat ist besonders erfreulich sind neue Anknüpfungspunkte an Orten gewonnen worden, wo bisher von irgend welcher Organisation der Arbeiterschaft überhaupt nicht die Rede war, wo kaum der Ausdruck„ Gewerkschaft" verstanden wurde. Die erste Arbeit an solchen Orten ist natürlich immer die schwerste, sie ist der Urbarmachung bisher unbebauten Bodens zu vergleichen. Aber jeder Erfolg, und scheine er noch so flein, ist hier um so werthvoller. Hoffen wir, daß es den einzelnen, in Frage kommenden Organisationen in Zukunft gelingt, nicht nur das gewonnene Terrain zu erhalten, sondern neues dazu zu erobern. L. Z.
-
-
einem Nackenschlag, und das war der Bruder.„ Hier kommt der Dritte," sagte der alte Knut und stürzte sich auf ihn.
In der Gefahr nahm Thores Kraft zu; er war geschmeidig wie eine Weidengerte und schlug zu, daß seine Gegner es fühlten; er schlüpfte ihnen unter den Armen hinweg und duckte sich; wo der Schlag hinfiel, war er nicht; wo sie es nicht erwarteten, traf sie seine Faust. Prügel bekam er freilich zuletzt doch und zwar gründliche, aber der alte Knut sagte später doch oft, daß er sich mit einem tüchtigeren Kerl noch nie gerauft hätte. Die Schlägerei dauerte fort, bis Blut floß, aber dann sagte der Husaby:„ Halt!" und fügte hinzu:„ Kannst Du den nächsten Samstagabend dem Wolf Husaby und seinen Jungen entkommen, dann soll die Dirne Dein sein!"
Thore schleppte sich heim, so gut er konnte, und als er nach Hause gekommen war, legte er sich nieder. Ueber die Stauferei in Ueber die Rauferei in Husaby wurde viel geschwazt, aber ein Jeder sagte:„ Was hatte er auch dort zu suchen?" Eine jedoch sprach nicht so, und das war Aslaug. Sie hatte ihn an jenem Samstagabend erwartet, und als sie jetzt nun zu hören bekam, welche Bewandtniß es mit ihm und dem Vater hatte, setzte sie sich hin und weinte und sagte auch bei sich selbst: Bekomme ich Thore nicht, so habe ich hienieben keinen frohen Tag mehr."
Thore blieb den Sonntag über im Bette liegen und fühlte den Montag, daß er noch liegen bleiben müßte. Der Dienstag fam, und es war ein schöner Tag. Während der Nacht hatte es geregnet, die Berge lagen so frisch und grün da, das Fenster
5
"
Die Agitation für den gesetzlichen Arbeiterinnenschut betreiben die Berliner Genossinnen mit Nachdruck. Es fanden bisher drei Volksversammlungen statt, in denen die Frage behandelt wurde, und zwar von einem Heichstagsabgeordneten vom sozialpolitischen, von einem Arzte vom hygienischen Standtpunkt aus. Referenten waren die Genossen Fischer, Molkenbuhr, Rosenow, Dr. Friedberg, Dr. Freudenberg, Dr. 3adek. In Char lottenburg sprach Reichstagsabgeordneter Genosse Wurm über die Frage. Auch der Bildungsverein für Frauen und Mädchen der Arbeiterklasse von Berlin " beschäftigte sich mit der Materie. Hier hielt Genosse Dr. Friedberg einen Vortrag über den gesetzlichen Arbeiterinnenschutz. Im Bildungsverein für Frauen und Mädchen von Rixdorf" referirte Genossin Ihrer über das Thema:„ Jst Arbeiterinnenschutz Volkswohlfahrt?" Kurz, die Ber liner Genossinnen lassen sich angelegen sein, Aufklärung über die Bedeutung des gesetzlichen Arbeiterinnenschutzes in die Massen der Arbeiterinnen zu tragen. Es dünkt uns sehr bezeichnend, daß bis jetzt in der so hochwichtigen Frage keine einzige der in Berlin prattizirenden Aerztinnen das Wort ergriffen hat und für die Sache der Arbeiterinnen eingetreten ist. Läßt das frauenrechtlerische Dogma eine Stellungnahme nicht zu oder die bürgerliche Gesinnungstüchtigkeit gegenüber dem geltenden kapitalistischen Herrenrecht auf Ausbeutung?
Notizentheil.
( Von Tily Braun und Klara Betkin.)
Weibliche Fabrikinspektoren.
Die Anstellung von Fabrikinspektorinnen in Rußland soll auf dem nächsten Kongreß der russischen Fabritärzte berathen werden. Wie wir schon vor längerer Zeit mittheilten, wird die Neuerung von dem Justizminister entschieden befürwortet. Auch angesehene Zeitungen sprechen sich zu ihren Gunsten aus.
Soziale Gesetzgebung.
D. Z. Dem kantonalen Züricher Arbeiterinnenschutzgeset waren in der Stadt Zürich Ende 1898 426( 1897: 627) Geschäfte mit 1243( 1649) Arbeiterinnen und Lehrmädchen unterstellt. Es ist demnach im vorigen Jahre sowohl in Bezug auf die Zahl der Geschäfte als die der Arbeiterinnen ein erheblicher Rückgang eingetreten; trotzdem hat sich der Sozialpolitiker des Stadtraths nicht veranlaßt gefunden, auch nur mit einem Worte eine Erklärung für die bedeutsame Erscheinung zu geben. In der Stadt Winterthur unterstanden dem Geseze unverändert wie im Vorjahr 62 Geschäfte, nämlich 8 von Modistinnen und 39 von Schneiderinnen, 6 Wäschereien und Glättereien, 1 Hemdenfabrik, 2 Buchhandlungen, 1 Strickerei,
-
stand offen, der Duft des Laubes strömte hinein, die Glocken der Herde tönten über die Berghalden hinfort und droben jodelte jemand hätte seine Mutter nicht im Zimmer gesessen, so würde er vor Ungeduld geweint haben.
Der Mittwoch tam, und er lag noch immer; den Donnerstag begann er sich darüber zu wundern, ob er nicht bis zum Samstag wieder gesund sein könnte, und am Freitag war er wieder auf. Er erinnerte sich recht gut der Worte, welche der Vater gesagt hatte:„ Kannst Du den nächsten Samstagabend dem Wolf Husaby und seinen Jungen entkommen, dann soll die Dirne Dein sein." Er blickte wieder und immer wieder nach Husaby hinüber. ernte ich nichts weiter als Prügel," dachte Thore.
-
" Dort
Nach Husaby- Alm führte, wie gesagt, nur ein Weg hinauf; allein ein tüchtiger Kerl mußte doch wohl im Stande sein hinaufzukommen, wenn er auch nicht eben den geraden Weg ging. Nuderte er dort um die Landspize herum und landete an der jenseitigen Bergseite, so mußte es doch Mittel geben, sie zu erklimmen, wenn sie auch allerdings so steil war, daß auch eine Ziege dort nur mit Mühe Fuß fassen konnte, und sie pflegt sich doch vor einer Felsenwand nicht zu fürchten.
-
Der Samstag tam und Thore ging den ganzen Tag aus die Sonne strahlte, daß es sich überall in den Gebüschen regte, und dann und wann hallte das Jodeln lockend von den Bergen hernieder. Er saß noch draußen vor der Thür, als der Tag sich neigte und ein rauchender Nebel längs den Felsenwänden empor= stieg. Er blickte hinauf, und dort war es so still, er blickte nach