Königsberg 14 und Marburg 8 Frauen. An den 3 bayerischen Universitäten studiren im Ganzen nur 6 Frauen, 5 in Erlangen , 1 in Würzburg . Die württembergische Universität Tübingen zählt 5, die beiden badischen Universitäten 29( Freiburg 16, Heidel berg 13), die reichsländische Universität Straßburg 15 weibliche Studirende. An den Hochschulen Gießen, Jena und Leipzig . studiren keine Frauen, wenigstens enthalten die Verzeichnisse keine Angaben über Hörerinnen. Von Jena ist bekannt, daß es Frauen grundsätzlich nicht zu den Universitätsvorlesungen zuläßt: doch finden dort alljährlich während der Ferien besondere Kurse für Lehrerinnen statt, die sich eines sehr starken Besuchs erfreuen. Leider beschränken sich fast alle amtlichen Verzeichnisse auf die Angabe der Zahl der studirenden Frauen überhaupt, ohne deren Vertheilung auf die einzelnen Studienfächer beizufügen, was bei dem allgemeinen Interesse an der Frage sehr wünschenswerth wäre. Nur die Universitäten Heidelberg und Straßburg machen eine Ausnahme und geben die Fakultäten an, welche Hörerinnen aufweisen. In Heidelberg studiren 12 Damen an der philosophischen und 1 an der theologischen Fakultät, während in Straßburg von 15 Hörerinnen 11 philosophische, 3 medizinische und 1 naturwissenschaftliche Studien treiben.
"
"
Betreffs der Stellung der deutschen Sozialdemokratie zur Frage der politischen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts enthalten die Wiener Dokumente der Frauen" einen durchaus unbegründeten Vorwurf. Sie behaupten, die deutschen Sozialdemokraten hätten sich, im Gegensatz zu ihren holländischen Genossen, um das Eintreten für das Frauenwahlrecht immer mit dem Hinweis auf die im Programm enthaltene Erklärung von der Gleichberechtigung der Frauen herumgedrückt". Im Reichstag ist Bebel seit langen Jahren wiederholt für das Frauenwahlrecht eingetreten. So hat er es z. B. 1895 in einer längeren Rede glänzend und nachdrücklich befürwortet, und zwar erhob er seine Forderung nicht als Eingänger in der Partei, sondern in Uebereinstimmung mit dieser und im Auftrag der sozialdemokratischen Fraktion. Diese hatte einen Antrag eingebracht, welcher für die geseßgebenden Körperschaften in allen Bundesstaaten das allgemeine Wahlrecht für alle volljährigen Staatsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts verlangte. Im sächsischen Landtag, in den gesetzgebenden Körperschaften anderer Bundesstaaten, wo die Sozialdemokratie eine Reform des Wahlrechts forderte, verlangte sie stets mit der Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts auch das Stimmrecht für das weibliche Geschlecht. Das Gleiche war der Fall, wo die Sozialdemokratie für eine Reform des Gemeindewahlrechts eintrat. Der Gesetzentwurf, den die Sozialdemokratie vergangenes Jahr über die Gewerbegerichte einbrachte, enthielt die Forderung des aktiven und passiven Wahlrechts für die Frauen, und diese Forderung wurde von Genoffen Zubeil warm vertheidigt. Der kürzlich von der sozialdemokratischen Fraktion eingebrachte Antrag, die Errichtung von Arbeitskammern und eines Reichsarbeitsamts betreffend, fordert ebenfalls für Frauen und Männer die gleichen Rechte. Die Partei hat moralisch und materiell eine Agitation der Genossinnen unterstützt, deren Zweck war, Aufklärung über die Bedeutung der politischen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts unter den werkthätigen Frauenmassen zu verbreiten. In Deutschland haben es nicht die Sozialdemokraten, wohl aber die bürgerlichen Frauenrechtlerinnen am energischen Eintreten für das volle Bürgerrecht des weiblichen Geschlechts fehlen lassen. Der Kampf für das Frauenwahlrecht ist bis jetzt so gut wie ausschließlich von den ersteren und von der proletarischen Frauenbewegung geführt worden. Die" Dokumente der Frauen" haben also ihren Vorwurf an die falsche Adresse gerichtet. Um die Forderung der vollen politischen Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts haben sich bis jetzt in Deutschland die bürgerlichen Frauen= rechtlerinnen herumgedrückt", die noch nicht einmal auf einem allgemeinen Kongreß die Forderung des Frauenwahlrechts ernstlich erörtert, geschweige denn zu einem Programmpunkt erhoben haben.
Als Untersuchungsärztin bei der Berliner Sittenpolizei sollte Frl. Dr. Hacker angestellt werden. Das Kultusministerium versagte jedoch bis jetzt seine Zustimmung unter der Begründung, daß Frl. Hacker in der Schweiz und nicht in Deutschland als Aerztin approbirt sei.
Für Zulassung der Frauen zu den Gymnasien, Realschulen, sowie zu den medizinischen Fakultäten in Oesterreich ist dem Abgeordnetenhause eine Petition zugegangen, welche 12500 Unterschriften trägt. Ein mit der Petition gleichlautendes Gesuch soll dem Unterrichtsministerium zugehen.
Zum Doktor juris, und zwar magna cum laude, mit größtem Lob, ist in Bern Frl. Marie Raschke promovirt worden. Frl. Raschke ist eine der energischsten radikalen deutschen Frauenrechtlerinnen, zur Zeit der Verhandlung des neuen Bürgerlichen Gesetz
16
buchs hat sie sehr rührig für die Reform der Stellung der Frau im Familienrecht gewirkt.
Als Apothekerinnen bilden sich gegenwärtig in Paris an der Ecole de pharmacie 50 Frauen aus. 47 der Studentinnen sind Französinnen, 3 Ausländerinnen.
Eine Enquete über die Frauenbewegung in Italien veranstaltet unter der Leitung von Frau Dr. Paola Schiff, Professorin an der Universität zu Mailand , die„ Liga für den Schuß der Fraueninteressen". Die Enquete soll möglichst zuverlässigen Aufschluß geben über die Lage der italienischen Frauen in den verschiedenen Provinzen, und zwar soll dieselbe mit Rücksicht auf die wirthschaftlichen, moralischen, politischen, intellektuellen und gesundheitlichen 2c. Verhältnisse erörtert werden. Das Stoffgebiet der Erhebung ist in 16 Hauptrubrifen eingetheilt, die wiederum in Unterabtheilungen zerfallen.
Landwirthschaftliche Mittelschulen für Frauen und Mädchen beabsichtigt der russische Minister für Ackerbau und Landwirth schaft auf eigene Kosten nach einem neuen System auf einigen seiner Güter zu errichten. Dem Minister eignen große Besitzungen in Süd rußland und auf der Halbinsel Krim .
Die Ausübung des Wahlrechts durch die Frauen bei den bevorstehenden Schulwahlen in Boston verspricht eine sehr umfassende zu werden. Dank der Agitation der Vereine für das Frauenstimmrecht" haben sich bis jetzt 10000 Frauen in die Wählerlisten eintragen lassen.
"
Zehn weibliche Mitglieder der Schulbehörden des Staates New- York sind bei den letzten Wahlen des vergangenen Jahres in verschiedenen Kreisen gewählt worden. Besonders eine der Damen, Mrs. Helen Montgomery, ist als eine eifrige Vorfämpferin für die soziale Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts bekannt.
Ein neues Gesetz zur Regelung der Vermögensverhältnisse zwischen Ehegatten tritt am 1. April 1900 im Staate Massachussets in Kraft. Das Gesetz verbessert in verschiedenen Einzelheiten die Stellung der Frau gegen früher, legt aber feineswegs die Gleichberechtigung der Ehegatten auf vermögensrechtlichem Gebiete fest. Der Verein für Frauenstimmenrecht" hatte einen Gesetzentwurf eingereicht, der die Gatten gleichstellte, derselbe wurde jedoch als zu radikal" abgelehnt.
"
Dem Verbande der Frauenvereine von Kansas ( Vereinigte Staaten ) gehörten im laufenden Jahre 92 Einzelvereine mit 4000 Mitgliedern an. Der Mitgliederstand ist seit 1898 um rund 1000 gewachsen.
Mit der Vizepräsidentschaft der medizinischen Gesellschaft von Wisconsin wurde eine Aerztin betraut: Dr. Carrie Frost. In Deutschland haben sich bekanntlich die Aerztevereine noch nicht einmal zur Zulassung weiblicher Mitglieder aufgeschwungen.
Luft und Licht der jungen Pflanze, Wenn sie leis die Scholle tupft, Dürstend nach der Sonne Glanze, Aus der dunklen Erde schlupft. Daß der Kelch mit Luft sich fülle, Daß die Blüthe sich enthülle, Wenn sie aus der Knospe bricht
Luft und Licht!
Luft und Licht der freien Seele, Wenn sie kühn die Schwingen hebt, Nach des innern Sinns Befehle Zu den höchsten Sternen strebt. Licht, die Fackel zu entzünden, Luft, die Wahrheit zu verkünden, Wehrt der freien Seele nicht Luft und Licht!
Luft und Licht dem armen Manne, Der verhüllt in Rauch und Dampf, In des Brotherrn strengem Banne, Kämpft des Daseins harten Kampf; Nach der Woche Last und Plage Gönnt ihm seine Feiertage Schafft ihm, weil es MenschenpflichtLuft und Licht!
Luft und Licht den bleichen Kleinen, Die in Stuben dumpf und bang, Wo nicht Mond und Sonne scheinen, Sich gedrückt den Winter lang, Daß mit Faltern und mit Hummeln Sie in Wald und Flur sich tummeln Vor des Himmels Angesicht Luft und Licht!
Zur Beachtung.
-
Alle auf die Agitation unter der proletarischen Frauenwelt bezüglichen Briefe und Sendungen sind zu richten an: Dttilie Baader,
Vertrauensperson.