gezogen, um das Fest zu verschönen. Bei den Produktionen der Turner wirkten auch 12 junge, weißgekleidete Damen mit, deren Leistungen den ungetheilten Beifall der Festtheilnehmer errangen. Mitten auf der großen Festwiese war das Rednerpult aufgeschlagen, von wo aus Genossin Zieß zu der lautlos lauschenden Menge über die Bedeutung des Tages sprach. Lebhaftesten Beifall fanden hier, wie überall, ihre Ausführungen betreffend den Ausbau des Arbeiterinnenschutzes. Besonders die Maiversammlungen gestalteten sich zu wahren Demonstrationen für unsere diesbezüglich gestellten Forderungen. Am 7. Mai fand in Merseburg eine, den dortigen Verhältnissen nach, gutbesuchte Versammlung statt, in der die Rednerin über„ Militarismus und Sozialdemokratie" unter dem lebhaften Beifall der Anwesenden referirte. Da am zweiten Mai vou den ursprünglich geplanten 15 Versammlungen nur die in den genannten Orten vorbereitet waren, so schloß Genossin Zietz im Einverständniß mit dem Haller Vertrauensmann die Agitationstour. Ihrer Meinung nach hätte bei etwa noch Hals über Kopf getroffeneu Vorarbeiten zu weiterer Agitation der Erfolg keineswegs der aufgewandten Mühe und den verausgabten Mitteln ent= sprochen. Dort, wo die Versammlungen gut vorbereitet worden waren, ist durch sie das Werk der Aufklärung und Organisation der Arbeiterklasse erfolgreich gefördert worden.
L. Z.
Die Polizei im Kampfe gegen die Proletarierinnen. Das Kapitel des preußischen Vereinsunrechts den Frauen gegenüber, das wie wir in letter Nummer berichteten in Posen neuerdings eine umfangreiche Erweiterung erfährt, ist daselbst um einen neuen Beitrag bereichert worden. Die von der Organisation der Schneider eingereichte Beschwerde, die Ausweisung der weiblichen Mitglieder aus eiuer Gewerkschaftsversammlung betreffend, hat das Schicksal der Beschwerde der organisirten Schuhmacher getheilt. Der Polizeipräsident von Posen wies sie als unbegründet zurück. Nach den Lorbeeren salomonischer Weisheit hat der Herr bei der diesmaligen Begründung seines Urtheils offensichtlich nicht gegeizt, sich vielmehr an dem Bewußtsein polizeilicher Amtsgewalt und Amtsvernunft genügen lassen. Die Entscheidung ist nämlich damit motivirt, daß auch der Polizeipräsident die Filiale des Verbandes der Schneider als einen politischen Verein ansehe. Die Augen des Herrn Polizeipräsidenten in allen Ehren und seine Ohren noch obendrein aber uns will doch bedünken, daß die Art und Weise, wie selbige Augen die Sachlage anzusehen belieben, noch lange kein auf Thatsachen gestüßter Beweis dafür ist, daß wirklich eine gewerkschaftliche Organisation sich über
-
Nach der Schlacht bei Siklastad findet der schwerverwundete Stalde Thormod Kolbrunarsfald mit vielen Leidensgenossen Unterfunft in einer Hütte, in der eine Frau waltet. Sie wäscht die Wunden mit warmem Wasser und verbindet dieselben. Dann reicht sie ihren Pfleglingen aus einem Kessel, in dem wohlriechende Pflanzen kochen, einen Labetrant.
Ihre wundärztliche Thätigkeit übten die Frauen in sehr sanfter und mitfühlender Weise aus. Waren ihnen theuere Wesen im Kampfe begriffen, sa gingen sie auf's Schlachtfeld und nahmen sich dort aller Hilfsbedürftigen an. Bei Zweikämpfen hielten sie gleichfalls in Bereitschaft, was zur Pflege der Verwundeten gehörte. Als Thorfinn Selthorisson und Gudlang Thurid einander aus solchem Anlasse schwer verlegt hatten, heilte des Letzteren Schwiegermutter beide Männer und brachte es hierauf zu einer Versöhnung zwischen ihnen.
Die Königstochter Ingigerd begründete, nach der Sturlangsage, ein kleines Krankenhaus, in dem Frauen walteten. Der artigen Thatsachen gegenüber nimmt's nicht Wunder, daß Eltern ihre Kinder sogenannten weisen Frauen zur Ausbildung übergaben.
Mit den Eroberungen der Germanen und dem hieraus erwachsenden Lehenwesen erfuhr die Gestaltung der Familie bedeut same Wandlungen. Der nach Außen hin mächtiger gewordene Mann verlangte auch innerhalb des Hauses den Vorrang, der mit der Zeit immer drückendere Formen annahm. Beim Beginn der Renaissance hatte sich die Familie gänzlich umgestaltet.
Während der erst en Jahrhunderte des Mittelalters nahm die Frau noch eine derartig geachtete Stellung ein, daß sie gegen die lebergriffe roher körperlicher Straft gewahrt blieb. Die Tochter gehorchte dem Vater, der ihr den Gatten zuführte. Entsprach dieser aber nicht ihren Wünschen, so lehnte sie sich sehr nachdrücklich auf und hatte dabei fast immer die Mutter auf ihrer Seite.
( Fortsetzung folgt.)
85
Nacht in Posen in einen politischen Verein verwandelt hat. Die Leiter der Posener Filiale des Schneiderverbandes scheinen der gleichen Ansicht zu sein, sie werden ihre Beschwerde weiter verfolgen. Es wäre auch noch besser, wenn die ohnehin nicht genügend gesicherte Koalitionsfreiheit, welche die Reichsgesetzgebung den deutschen Arbeiterinnen einräumt, den Proletarierinnen in Preußen und sonstwo eskamotirt werden könnte, nur weil durch die Amtsbrille rbeliebiger Polizeibehörden eine Gewerkschaft als politischer Verein angesehen" wird!
Die Petition der Berliner Genossinnen um Aufhebung der Ziffer 6 des§ 361 des Strafgesetzbuches ist mit mehr als 10000 Unterschriften bedeckt dem Reichstag zugegangen. Frauen aller Stände haben die Eingabe unterzeichnet, die noch weit mehr Unterschriften erhalten hätte, wäre die Zeit zum Sammeln von solchen nicht so knapp bemessen gewesen. Noch nachträglich laufen Petitionsbogen ein, die Hunderte von Unterschriften tragen. Die Petition wird den Reichstag gelegentlich der weiteren Berathung der lex Heinze beschäftigen.
Weibliche Fabrikinspektoren.
Zwei Assistentinnen der Fabrikinspektion in Preußen sind fürzlich ernannt worden. Als Assistentin für Berlin und Char lottenburg wurde Fräulein Reichert ernannt und zunächst der zweiten Gewerbeinspektion in Berlin zugewiesen, die Stellung für den Bezirk Düsseldorf wurde Fräulein Schlössert aus Ratingen übertragen. Die Dame soll ihren Wohnsiz nach Gladbach verlegen und ihre Wirksamkeit hauptsächlich den Textilfabriken zuwenden. Was die Assistentin für Berlin anbelangt, so darf man wohl annehmen, daß ihr praktische Erfahrung eignet. Frl. Reichert war vor ihrer Ernennung 13 Jahre als Direttrice und Expedientin in einer Berliner Damenhutfabrik thätig. Sie soll nach den Mittheilungen von Arbeitern des Betriebs eine liebenswürdige Dame sein, welche für die Interessen der Arbeiter und Arbeiterinnen Wohlwollen und Verständniß zeigte. In ihrer Berufsthätigkeit war sie eine tüchtige, nicht zu ersetzende Kraft. Der Fabritinspektion des Bezirks Düsseldorf scheint daran gelegen zu sein, die Assistentin für M.- Gladbach in Fühlung mit den Arbeiterinnen zu bringen. Sie hat dem Parteiblatt von Crefeld Mittheilung von der Anstellung gemacht und hinzugefügt, daß Frl. Schlösser in ihrer Privatwohnung jeden Sonnabend Abend und jeden ersten und dritten Sonntag im Monat für Arbeiterinnen zu sprechen sei. Der Erfolg der Amtsthätigkeit der beiden Assistentinnen hängt ganz wesentlich von Zweierlei ab. Einmal davon, daß ihre Aufgaben und Machtbefugnisse nicht zu sehr von formelbeschwerten, tapitalistenfreundlichen Bureaukratismus eingeschränkt werden. Dann aber davon, daß es den Damen gelingt, in enge Fühlung mit den Arbeiterinnen zu kommen und ihr Vertrauen zu gewinnen. In den Kreisen der organisirten Arbeiterinnen sind beide Damen vollständig unbekannt. Wir erinnern gegenüber diesen Thatsachen daran, daß die englische Regierung als erste Fabrifinspektorin eine Dame anstellte, Miß Abraham, die als Sekretärin der radikalen und sozialreformlerischen Lady Dilke, als Organisatorin der Wäscherinnen und Vorkämpferin für deren gesetzlichen Schuß in der breitesten Oeffentlichkeit bekannt geworden war. Von welchen Gesichtspunkten sich die Regierung bei der Besetzung der wichtigen Posten hat leiten lassen ob sie mehr auf berufstechnische Vorbildung oder praktische Erfahrung 2c. sah ist nicht bekannt geworden.
-
-
Als Vertrauensperson der Arbeiterinnen in Offenbach , welche mit Uebermittlung der Beschwerden an die Fabritinspektion betraut ist, funktionirt Genossin Tröger seit mehr als zwei Jahren.
Als Vertrauensperson der Arbeiterinnen in Görlitz , welche Beschwerden entgegennehmen und der Fabrikinspektion übermitteln soll, wurde vom Gewerkschaftskartell Genoffin Gregor aufgestellt.
Sanitätsinspektorinnen, die mit der Revision der Werkstätten und Läden betraut sind, amtiren nach einer Umfrage der„ Womens Industrial Council" in 12 von 172 Bezirken in England, an welche Inspektionen betonten, daß die Zahl der angestellten Beamten zu klein der„ Council" sich gewendet hatte. Viele der auskunftsgebenden sei, und daß insbesondere mehr Inspektorinnen ernannt werden sollten, damit eine wirksame Kontrolle über die Werkstätten und Läden ausgeübt werden könne, in denen nur Frauen oder auch Frauen und Männer beschäftigt seien.