Gebrauch machen, stets eine sehr geringe". Am günstigsten scheint es damit noch in der Pfalz zu stehen, wo von den 1534 verheiratheten Frauen 64 Prozent eine mehr als einstündige Mittagspause haben. ( Schluß folgt.)
Aus der Bewegung.
Von der Agitation. Im Auftrag des Parteivorstandes sprach Genossin Ziez- Hamburg vom 19. bis 29. Mai in einer Reihe von Volksversammlungen im zweiten Anhalter Wahlkreis. Versammlungen waren geplant in Bernburg , Cöthen , Suderode, Harzgerode , Quedlinburg , Hoym , Staßfurt , Nienburg - S., Edderiz, Sandersleben und Dessau . Da in Anhalt erst seit Kurzem Frauen an politischen Versammlungen theilnehmen dürfen, so behandelte die Referentin überall das Thema:„ Die unwürdige Stellung der Frau in der heutigen Gesellschaft und ihre Be freiung durch den Sozialismus." Die Versammlung in Göthen war sehr gut besucht, es wohnten ihr auch Studenten bei, leider aber nicht besonders viel Frauen. In Suderode und Harzgerode stellten die Frauen dagegen ein sehr hohes Kontingent der Versammlungsbesucher, besonders aber im letzteren Orte, wo der Saal dicht besetzt war, obgleich am selben Tage das Schützenfest gefeiert wurde. In Hoym war die Versammlung überfüllt. Eine ganze Anzahl Personen, die das Lokal nicht mehr faßte, hatten sich hinter die Fenster im Hofe postirt. Auch hier waren die Frauen sehr zahlreich vertreten. Nicht unwesentlich zu dem so überaus zahlreichen Besuch hatte jedenfalls die Erbitterung über die vor einigen Tagen unrechtmäßig erfolgte Auflösung einer öffentlichen Bergarbeiterversammlung beigetragen. Dieselbe war erfolgt, weil Frauen anwesend waren! Ein wahrer Beifallssturm erhob sich und zeigte, wie groß die Erbitterung wegen der Auflösung war, als Genossin Zietz in gebührender Weise die unrechtmäßige Auslegung und Handhabung des Vereinsgesetzes fritisirte. Auch im Uebrigen zeigte sich ein außerordentlich lebhaftes Interesse; man las der Rednerin die Worte förmlich vom Munde ab und treffende Zwischenrufe zeigten, daß sie auch verstanden worden. In Bernburg war die Versammlung jedenfalls in Folge des am Himmelfahrtstage geplanten Frühausflugs nur mäßig besucht. Dagegen war in Staßfurt wieder eine prächtige Versammlung beisammen. Sowohl das Referat, als auch die Ausführungen der Genossen Pokorny und Mertens fanden die lebhafteste Zustimmung. Zum Schluß gab es noch ein Renkontre mit der Polizei. Als
Aus den Prozeßverhandlungen ragt sie als eine sehr vorzügliche Persönlichkeit hervor. Einstimmig erklären die sieben vorgeladenen Zeugen, daß ihnen eine Zahlung gar nicht abverlangt worden sei. Nur nach erfolgter Heilung hätten sie ihrer Dankbarkeit durch Darreichung eines Geschenks Ausdruck gegeben.
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Von den durch die Angeklagte hergestellten Kranken waren die meisten vorher von bestallten Aerzten Jean de Tours, Martin, Herman und Anderen aufgegeben worden. Letterer, aufgegeben worden. Letzterer, Mainfroi und andere Aerzte vermochten Jeanne Bilaut von ihrem Leiden nicht zu befreien, und Jeanne de Monciac wendete sich an Félicie nach erfolgter Behandlung durch die Aerzte Herman, Mainfroi, Guilbert und Thomas. Gleichartige Thatsachen kamen während des Prozesses noch vielfach zur Sprache.
Alle vorgeladenen Zeugen waren geheilt worden und sprachen sich sämmtlich in anerkennendster Weise aus. Félicie wurde aber dennoch verurtheilt. Die Fakultät versteifte sich auf den Erlaß, der Frauen die Ausübung ärztlicher Thätigkeit untersagte.
In Frankreich gab's im Mittelalter auch Wundärztinnen. Das erhellt sich aus verschiedenen Urkunden, von denen eine, die im November 1311 ausgefertigt, den Frauen verbietet, die Wundarzneikunst auszuüben, falls sie nicht von einer zuständigen Kom
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nämlich die Genossin Zieß das Schlußwort erhielt, war es inzwischen 11 Uhr, die Polizeistunde! geworden. Nach den ersten Worten der Genossin sprang einer der überwachenden Beamten auf und erklärte: „ Ich schließe die Versammlung!"" Daß das nicht Ihres Amtes ist, daß wir vielmehr selbst die Versammlungen schließen, sollten auch Sie nachgerade wissen", erklärte Genossin Zieh und fuhr ruhig in ihren Ausführungen fort. Da stand denn der schneidige Herr und wußte sich nicht zu helfen. Womit er einen Fehler gemacht, kam ihm augenscheinlich erst zum Bewußtsein, nachdem die Rednerin bereits ihre Ausführungen beendet hatte. In Quedlinburg wurde die Versammlung verboten. Seit 5 Jahren ist Genosse Trautewein im Besitz des Lokals, in dem ungehindert Vergnügungen und Versammlungen stattgefunden haben. Jetzt plötzlich hat die löbliche Polizei entdeckt, daß 11 Dellampen oder Kerzen im Saale angebracht werden müssen, daß die Ausgänge als solche zu bezeichnen sind, daß die Abschlußwand zur Bühne massiv sein und auf der Bühne ein mit der städtischen Wasserleitung in Verbindung stehender Feuerhahn"( so buchstäblich zu lesen in dem behördlichen Schriftstück) angebracht werden müsse. Da alle diese Wünsche der Polizei nicht so schnell zu erfüllen waren, konnte die Versammlung nicht tagen. Als gegen 9 Uhr Genosse Trautewein im Begriff war, den zahlreich Erschienenen auseinander zu setzen, weshalb die Versammlung nicht abgehalten werde, erschien ein Jünger der heiligen Hermandad", jedenfalls in der Meinung, uns bei Abhaltung der verbotenen Versammlung zu ertappen. Wie er privatim geäußert hat, wollte er doch einmal inspiziren, da die Versammlung in der Presse nicht widerrufen worden und so viele Personen nach dem Lokal geströmt seien. In Nienburg war eine glänzende Versammlung, in welcher reichlich die Hälfte der Besucher Frauen waren. Schon seit geraumer Zeit ist hier die Betheiligung der Frauen an der Bewegung eine recht rege und scheint noch in steter Zunahme begriffen. In Edderit, einem rein ländlichen Orte in der Nähe Cöthens, konnte der geräumige Saal bei Weitem nicht alle Besucher fassen. Stundenweit waren die Landleute, Männlein und Weiblein, herbeigeeilt, um dem Vortrag zu lauschen. Auch von Göthen waren eine ganze Anzahl Personen, darunter eine Reihe Studenten, herübergekommen, die durch überaus reichen Beifall ihre Zustimmung bekundeten. In Sanders leben wäre das Lokal viel zu klein gewesen, falls alle eingetreten wären, die sich im Garten hinter die Fenster postirt hatten. Da aber viel bürgerliches Publifum erschienen war, Gerichtsherren, Arbeitgeber und einige Obersteiger von der Grube, so getrauten sich die meisten Arbeiter nicht in das Lokal. Genoffin Ziez wies im Schlußwort denn auch darauf hin, daß die Arbeiter unbedingt freier und selbstbewußter auftreten müßten und sich keineswegs ihr so wie so schon so kümmerliches Versammlungsrecht durch die Anwesenheit ihrer Vorgesetzten verkümmern lassen dürften. Was diesen recht, sei ihnen doch billig. Zu der letzten Versammlung in Dessau hatten sich die Frauen besonders zahlreich eingefunden und folgten bis zum Schluß mit lebhaftem, sichtlichem Interesse den Ausführungen. An allen Orten fanden besonders die Ausführungen betreffs des unsererseits geforderten Ausbaues des gesetzlichen Arbeiterinnenschutzes lebhafte Zustimmung. Hoffentlich haben auch diese Versammlungen ein Weniges dazu beigetragen, die Zahl der zielflaren Mitkämpferinnen zu vergrößern, bei Anderen das Interesse für den Befreiungsfampf wenigstens zu wecken. L. Z.
Von den Organisationen. Ein Bildungsverein für die Frauen und Mädchen von Schöneberg ist am 28. Mai in einer öffentlichen Versammlung gegründet worden, in der Frau W. Zepler in sehr interessanter Weise über den Werth und die Aufgaben eines Bildungsvereins für die Frauen der Arbeiterklasse referirte. Der Vortrag wurde mit großem Beifall aufgenommen. Dem neugegründeten Verein sind 38 Mitglieder beigetreten. Wir hoffen, daß er sich ebenso gedeihlich entwickelt, wie seine Schwestervereine in Berlin und Rixdorf.
Die Polizei im Kampfe gegen die proletarischen Frauen. Im Rheinland hat es neuerdings der Polizei wieder beliebt, unter
mission geprüft worden sind. In den Statuten der Universität Berufung auf das preußische Vereinsunrecht dem weiblichen Geschlecht
Paris heißt's ausdrücklich: Kein Wundarzt und keine Wundärztin, tein Apotheker und keine Apothekerin, kein Kräuterhändler und keine Kräuterhändlerin darf den Bereich des eigenen Wirkungskreises überschreiten.
Neben den Aerztinnen waren die„ Schröpferinnen" thätig. Im Allgemeinen verstanden sich während des Mittelalters in Frankreich die Frauen, die eine Blutung stillen, eine Wunde verbinden, ein Glied eirrenken konnten, auch darauf, zur Ader zu lassen, medizinische Tränke zu bereiten, die kranken Körpertheile mit dem Safte heilkräftiger Kräuter einzureiben und das Fieber zu vertreiben. ( Schluß folgt.)
gegenüber, den Frauen die Anwesenheit in einer öffentlichen Versammlung zu verunmöglichen. In Viersen bei Krefeld löste der Polizeikommissar eine öffentliche Versammlung auf, weil ihr Frauen beiwohnten. Der Referent, Genosse Peus, begab sich sofort zum Bürgermeister, um über die ungerechtfertigte Auflösung Beschwerde zu führen. Im Vorübergehen erklärte er dem Polizeikommissar, die Versammlung werde am Sonntag darauf stattfinden und um so besser besucht sein. Daraufhin verhaftete der Kommissar den Genossen Peus und ließ ihn abführen. Erst nachdem sich dieser durch seine Karte legitimirt hatte, ließ man ihn frei. Der Polizeikommissar begründete die Auflösung der öffentlichen Versammlung damit, daß eine Versammlung, sobald sie von Jemand eröffnet worden sei, einen politischen Verein bilde, dessen Sitzungen nach dem Gesetz Frauen nicht beiwohnen dürften.