1 bis 2 Monaten vor der Entbindung. Die betreffenden Arbeiterinnen sollen während dieser Schutzzeit bestimmte Unterstützungsbeiträge be­ziehen. Aehnlich äußern sich mehrere Hebammen, von denen 3 auch eine 2stündige Mittagspause während des Nährens fordern. Auch in mehreren anderen Aufsichtsbezirken sind von Aerzten, Kassenvor­ständen 2c. gleiche oder ähnliche Forderungen aufgestellt worden. Vielfach wird die Beibringung von ärztlichen Zeugnissen als eine Schutzmaßnahme gefordert. In Uebereinstimmung mit den bezüg­lichen kritischen Anschauungen des badischen Fabrikinspektors legen wir einer entsprechenden Vorschrift nur untergeordneten Werth bei. Fassen wir die im Berichte der bayerischen Fabrikinspektion von den Aufsichtsbeamten, den befragten Aerzten, Krankenkassenvor­ständen, Hebammen 2c. aufgestellten Arbeiterschutzforderungen zu­sammen, so erhalten wir folgendes Programm:

1. Gesetzlicher 8- bezw. 10 stündiger Maximalarbeitstag. 2. Gesetzlich vorgeschriebene( obligatorische) 1/2 bis 2stündige Mittagspause.

3. Gesetzliche Vorschrift betreffend die Freigabe des Samstag­Nachmittags von 12 Uhr Mittags ab.

4. Gesetzliche Vorschriften zum Schuße der Frauen während der letzten Monate der Schwangerschaft.

5. Ausdehnung der gesetzlichen Schutzzeit der Wöchnerinnen von 4 auf 6 bezw. 8 Wochen und Unterstützung derselben während dieser Zeit.

6. Gesetzliche Festsetzung jener gesundheitsschädlichen Arbeiten, von deren Verrichtung alle Arbeiterinnen ausgeschlossen bleiben sollen.

An der organisirten Arbeiterschaft und ihrer Presse liegt es, durch unablässige Agitation dafür zu wirken, daß recht bald nicht blos die obenstehenden Maßregeln, sondern ein noch weiter gehender gesetzlicher Arbeiterinnenschuß, wie ihn die Sozialdemokratie fordert, zur Thatsache wird. D. Zinner.

Aus der Bewegung.

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Von der Agitation. Eine Agitationstour in Württemberg  unternahm fürzlich Genossin Tröger- Offenbach, um dem Ver­band der Fabrik, Land, Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen Deutschlands  " neue Mitglieder zu werben. Versammlungen fanden statt in Heilbronn  , Laufen, Cannstatt, Münster  , Eßlingen  , Göppingen  , Heidenheim   und Hall. Die Referentin sprach über die Lage der Arbeiter und Arbeiterinnen, sowie über die Nothwendig keit und den Nutzen der Gewerkschaftsorganisation. In ihren Aus­führungen berücksichtigte sie besonders die Arbeits- und Lebensver hältnisse der Arbeiterinnen und wies nach, daß diese am allernöthig­sten des Schutzes durch eine starke Organisation bedürften. Die Ver­sammlungen waren fast alle gut besucht, leider aber meist von bereits organisirten Arbeitern und Arbeiterinnen und nur in geringer Zahl

1428. Die jüdische Augenärztin Serlin.

1431. Die jüdische Augenärztin, der man verbietet, Geld verzinsbar auszuleihen. Ihre berufliche Thätigkeit durfte sie aber vermuthlich ausüben.

1433. Eine jüdische Medizinerin unbekannten Namens. 1435. Eine jüdische Medizinerin unbekannten Namens. 1436. Eine jüdische Augenärztin, die die Stadt ver Lassen muß.

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von jenen Proletariern, an welche sich die Ausführungen besonders richteten: den noch unorganisirten Lohnsflaven. Schuld daran trug in einigen Orten, daß die Versammlung nicht genügend gut vorbereitet worden war. Immerhin sind dem Verband in jeder Versammlung mit Ausnahme der zu Münster   neue Mitglieder zugeführt worden, so in Eßlingen   17, darunter 13 Arbeiterinnen. In Hall wurde der Grund zu einer Zahlstelle gelegt, die eine gedeihliche Ent­wicklung verspricht. Der Beifall, mit dem die Versammlungsbesucher überall den Darstellungen der Referentin zustimmte, läßt hoffen, daß die Agitationstour ihre Früchte für die Ausbreitung und Kräftigung des Verbandes tragen wird, daß sie abgesehen von dem Beitritt neuer Mitglieder den bereits organisirten Arbeitern und Ar­beiterinnen Anregung und Begeisterung gebracht hat, ihrerseits im Verkehr mit den Arbeits- und Leidensgenossen das Wort zu bethätigen: Wir alle wollen Agitatoren sein, die der Gewerkschaft Kämpfer und Kämpferinnen zuführen. C. T.  

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Im Auftrag des Textilarbeiterverbandes sprach Genossin Ziez- Hamburg in einigen öffentlichen Versammlungen im König­reich Sachsen. In Frankenhausen bei Crimmitschau   war die Versammlung sehr stark besucht, besonders von Frauen, ebenso in Neukirchen. Eine Anzahl neuer Mitglieder wurde dem Verband zugeführt, jedoch hoffen die Genossen, daß sich der ganze Erfolg der Versammlungen erst bei der in Anschluß daran geplanten Hausagi­tation zeigen wird. In beiden Orten hatte die Behörde der Beschei= nigung der Anmeldung folgenden Passus beigefügt: Das Ausbringen von Hochrufen auf die Sozialdemokratie oder auf revolutionäre Verbände und Bewegungen und das Absingen revolutionärer Lieder während und nach Schluß der Versammlung wird zur Vermeidung einer an den Veranstaltern und Leitern der Versammlung zu voll­streckenden Ordnungsstrafe bis zur Höhe von 150 Mt. oder 14 Tagen Haft hiermit verboten". In der Versammlung in Neukirchen wollten einige fangeslustige Genossen den Sozialistenmarsch anstimmen Da hätte man nun das entsetzte und zornverzerrte Gesicht des Gendarmen ob solcher in seiner Gegenwart verübten" Frechheit" sehen müssen. Den Sanges­lustigen wurde vom Vorsitzenden schnell bedeutet, daß die Sicherheit" Sachsens durch den Gesang gefährdet sei, worauf sie als gute Pa­trioten" ihrer freudigen Stimmung Zügel anlegten. Die Gefahr des Umsturzes war also Dank der behördlichen Weisheit und Fürsorge wieder einmal glücklich beseitigt. In Werdau   fand eine glänzende Versammlung statt. Hier sind von den vielen, vielen weiblichen Ar­beitern leider nur sehr wenig organisirt. Eine Anzahl Neuaufnahmen wurden erzielt. Die Versammlung in Reichenbach   war leider nur mäßig besucht, jedoch war dieselbe sehr schlecht bekannt gegeben worden. An allen Orten machte sich eine lebhafte Bewegung für den Zehnstundentag bemerkbar, die ebenso wie der Organisations­gedanke, durch die abgehaltenen Versammlungen gefördert worden ist. Es wächst die Zahl der Textilarbeiter und Arbeiterinnen, die aufgeklärt und organisirt den Kampf für eine menschenwürdige Eri­stenz und eine endgiltige, volle Befreiung aufnehmen. L. Z.

1495. Eine alte Medizinerin. Die alte Medizinerin muß herbeigerufen und in Gegenwart der Aerzte gefragt werden, was sie der Frau gegeben hat", heißt es,

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Am 2. Mai 1419 ertheilt der Bischof von Würzburg  , Jo­hann II., der jüdischen Medizinerin Sara gegen eine Jahres­steuer von zehn Gulden die Erlaubniß, im Bisthum Würzburg als Aerztin thätig zu sein. Der sogenannte" goldene Opfer­pfennig" eine Abgabe, die deutsche   Juden an jedem Weihnachts­fest zu zahlen hatten wurde für sie auf zwei Gulden herab­1446. Eine jüdische Augenärztin, die von der Beheimsteuer gesezt. 3wanzig Tage später wird ihr Name in den Aften von befreit ist.

1439. Eine jüdische Medizinerin.

1457. Eine jüdische Medizinerin, der man den Aufenthalt nicht gestattet, ohne daß sie das Nachtgeld" zahlt. Eine solche Abgabe wurde allen jüdischen Leuten aus einem anderen Orte für jeden in Frankfurt   zugebrachten Tag auferlegt.

1492 bis 1499. Eine jüdische Medizinerin. Sie stammte nicht aus Frankfurt  , war theils jedoch offenbar sehr beliebt, da man für sie, um sich ihres Bleibens zu versichern, die Nachtsteuer herabsezte. Ihre Bitte hingegen, außerhalb der Judengasse wohnen zu dürfen, schlug man ab.

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1494. Eine jüdische Aerztin wird als die Medizinerin aus der Judengasse" bezeichnet. Man verbietet ihr, Kranke zu behan­deln, und als sie um die Erlaubniß nachsucht, sich ehrbarer weib­licher Personen" annehmen zu dürfen, wird sie gleichfalls abschlägig beschieden. Fällt sie vielleicht mit der vorstehend bezeichneten Per­sönlichkeit zusammen?

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Neuem angeführt. Der Domherr von Würzburg  , Reinhard von Maßpach, gestattet ihr, den Besitz der Güter, die Friedrich von Riedern ihr verkauft hat, anzutreten.

Auch in England und Polen   fehlte es nicht an Aerztinnen. Dort steht in einer alten Geseßsammlung ausdrücklich, daß Männer und Frauen dem ärztlichen Beruf obliegen können.

Polnische Urkunden aus dem Jahre 1278 sprechen von einer Aerztin Johanna in Posen und 1371 geschieht einer Aerztin in Warschau   Erwähnung.

Belege ließen sich wohl noch in Menge anführen. Sie könnten ja aber die bereits erhärtete Thatsache, daß während des Mittel­alters Aerztinnen   in allen Ländern Mitteleuropas   zahlreich zu fin den waren, doch immer nur wiederholt bekräftigen.